Hamburg. Fast eine halbe Million Schlagerfans ließen es auf St. Pauli krachen. Am Abend wurde bei der After-Move-Party weitergefeiert.
„Menducino", „Ein Bett im Kornfeld", „Fiesta Mexicana“ oder „Ich liebe das Leben“. Das alles sind Hits aus den 70er-Jahren. Am Sonnabend schallten diese Kultsongs und dazu aktuelle Partyhits wieder über den Kiez. Denn der Schlagermove meldete sich nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause zurück.
Die Polizei zählte 400.000 Teilnehmende, der Veranstalter sprach am Abend sogar von 500.000 Schlagerfans, die bei bestem Wetter durch St. Pauli getanzt hätten. „Die Leute waren richtig ausgehungert, schon beim Start war tierisch viel los“, sagte ein Sprecher. Beim „Karneval des Nordens“ fuhr ein kunterbunter Konvoi mit 47 geschmückten Trucks durch St. Pauli. Von den rollenden Discos schallten Schlager-Hits wie „Michaela“, „Himbeereis zum Frühstück“ und „Er hat ein knallrotes Gummiboot“.
Am Heiligengeistfeld warteten die Trucks bei bestem Sommerwetter und 23 Grad mit Tausenden gut gelaunten Musikfreunden an Bord auf den Start um 15 Uhr.
Schlagermove – Hamburg ist eine einzige Party-Zone
Die Hotels auf St. Pauli und auch in der City waren weitgehend ausgebucht – es wurden Spitzenraten aufgerufen. Zehntausende sind extra angereist und verbinden dieses Event der guten Laune jetzt mit einem Wochenende in der Hansestadt.
Das gilt auch für Petra aus Köln, die gemeinsam mit drei Freundinnen am Start ist und sich einen Platz auf einem der Trucks gesichert hat. „Wir wollten unbedingt auf einem Wagen mitfahren. Da kann man feiern und hat die Partymeute auf der Straße im Blick“, sagt die Vertriebsmanagerin und stimmt ihr Lieblingslied „Griechischer Wein“ des unvergessenen Udo Jürgens an.
„Heute lassen wir es so richtig krachen. Ich hoffe die spielen auch Karnevalslieder“, sagt die Frohnatur, die zum pinkfarbenen T-Shirt eine Blumenkette trägt und dazu eine weiße Sonnenbrille. Aber auch die Hamburger lieben den Schlagermove.
47 Trucks bilden den Konvoi des Schlagermoves in Hamburg
Franca aus Winterhude trägt einen lila Blumenkranz im Haar, dazu eine sehr farbenfrohe Bluse. „Schlager machen einfach gute Laune. Gemeinsam mit Freunden ausgelassen zu feiern, das steht für mich heute im Vordergrund“, sagt die fröhliche Hamburgerin und nimmt einen Schluck aus ihrer Prosecco-Dose.
Einer der Trucks wurde zum zweiten Mal in Kooperation mit der Deutschen Muskelschwund-Hilfe so umgerüstet, dass auch 14 Rollstuhlfahrer Teil der Parade sein konnten. „Vielleicht gibt unser ‚Rolli-Truck‘ eine bundesweite Signalwirkung, dass man bei Umzügen auch an die denkt, die es mit ihrem Handicap sehr schwer haben, auf einem Truck mitzufahren“, sagte Schlagersänger Peter Sebastian.
Angeführt wurde der Schlagermove vom Truck einer Boulevardzeitung. Die hatte Stargast Olaf Henning an Bord, der mit Hits wie „Cowboy und Indianer“ – mit dem dazugehörigen Lasso-Tanz – oder „Ich bin nicht mehr dein Clown“ bekannt wurde.
Der Borkener, der aktuell sein 25. Bühnenjubiläum feiert, hatte bereits am Freitagabend einen Auftritt bei der Warm-up-Party im Scha-la-la-lager-Partyzelt auf dem Heiligengeistfeld – die war ausverkauft mit 4500 Besuchern.
Mit von der Partie war auch Anni Perka, die sich als Helene-Fischer-Double einen Namen gemacht hat und inzwischen mit eigenen Songs erfolgreich ist. „Ich finde es toll, dass so viele Menschen von überall zusammenkommen und den Schlager feiern“, sagte die Sängerin.
Schlagermove-Strecke ist 3,3 Kilometer lang
- Heiligengeistfeld
- Millerntorplatz
- Helgoländer Allee
- St. Pauli Landungsbrücken
- St. Pauli Hafenstraße
- Reeperbahn
- Spielbudenplatz
- Heiligengeistfeld
Entlang der Strecke feierten Tausende auf der Partymeile. Viele hatten in Kneipen auf dem Kiez schon seit dem Mittag „vorgeglüht“. Die Stimmung war bestens und friedlich. Bunte, schrille Kostüme waren ein Hingucker und beliebtes Instagram-Motiv.
Aftermove-Party mit Bata Illic
Und wer nach dem rund fünfstündigen Schlagermove noch nicht genug hatte, konnte auf dem Heiligengeistfeld bei der After-Move-Party im Zelt noch weiterfeiern. Dort sollte Bata Illic dem Publikum mit seinem Evergreen „Michaela“ einheizen. Der Sänger ist 82 Jahre alt – Schlager hält offensichtlich jung.
Auch die Polizei war im Einsatz und führte Verkehrskontrollen auf St. Pauli durch. Insbesondere wurden hierbei Elektrokleinstfahrzeuge überprüft und deren Fahrer auf Alkohol- oder Drogenkonsum getestet.
Polizei Hamburg: Verkehrskontrollen beim Schlagermove
Die Polizisten überprüften während des Schlagermoves insgesamt 133 Fahrzeuge und 137 Personen. Neun Fahrzeugführern wurde die Weiterfahrt untersagt: Sechs E-Scooter-Fahrer sowie ein Autofahrer fuhren unter Alkoholeinfluss. Bei dem alkoholisierten Autofahrer (52, Atemalkoholwert 1,84 Promille) und einem der alkoholisierten E-Scooter-Fahrer (32, Atemalkoholwert 1,24 Promille) wurden Blutproben entnommen und Strafverfahren wegen des Verdachts der Trunkenheit im Straßenverkehr eingeleitet. Gegen die anderen fünf alkoholisierten Fahrer von Elektrokleinstfahrzeugen wurden Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet.
Den Schlagermove gibt es seit 1997. Bei der 23. Ausgabe des Schlagermoves im Sommer 2019 zählten die Veranstalter eigenen Angaben zufolge rund 350.000 Besucherinnen und Besucher in Hamburg.