Hamburg. Im Juni, Juli und August wird das Bahnfahren zum Schnäppchen, allerdings nur im Nah- und Regionalverkehr. Zehn Touren-Tipps.

Noch hat der Juni nicht begonnen, doch schon jetzt haben Hunderttausende im Norden ein 9-Euro-Ticket gekauft. Damit kann man dann einen Monat lang alle Züge und Busse im Nah- und Regionalverkehr des ÖPNV nutzen. Nachdem Bundestag und Bundesrat grünes Licht gegeben haben, wird es das Billig-Ticket für drei Monate geben, also Juni, Juli und August. Für jeden Monat ist ein neues Ticket nötig. Wichtig: Egal aus welchem Verkehrsverbund der Fahrschein stammt, er gilt überall in Deutschland. Deshalb kann man theoretisch auch ziellos durch die ganze Republik fahren. Nicht erlaubt ist dabei aber das Benutzen von Fernzügen – also EC, IC und ICE – oder Autozügen, und natürlich sind auch die Nachtzüge mit Schlafwagen nicht inkludiert.

Ebenfalls zu beachten ist: Wer Fahrräder mitnehmen will, muss für diese meist ein paar Euro extra zahlen, zudem kann es passieren, dass die Züge so ge- oder gar überfüllt sind, dass ein Rad schlicht nicht mehr mitgenommen wird.

Hier kommen zehn Tourenvorschläge, die in Hamburg starten.

Westerland auf Sylt in bis zu drei Stunden erreichen

Viel wurde schon geschrieben über eine angeblich drohende Überlastung der nobelsten aller Nordfriesischen Inseln mit Nutzern des 9-Euro-Tickets. Tatsächlich kann man mit dem Regionalexpress RE 6 gut von Hamburg nach Westerland fahren. Das dauert rund 3 Stunden, man startet zum Beispiel um 7.40 Uhr in Altona und ist um 10.35 Uhr auf Sylt. Sonnabends und am Sonntag gibt es im Sommer den schnelleren RE 60 mit weniger Halten zum Beispiel um 8.30 Uhr ab Altona, er ist um 11.07 Uhr in Westerland. Es fahren zudem auch (wenige) Regionalzüge ab Hauptbahnhof und ohne Halt in Altona durch bis Sylt. Oder man steigt in Itzehoe von der RB 62 in RE 6 bzw. RE 60 um. Zurück ist es ähnlich, sodass ein Tagesausflug etwa sechs Stunden Bahnfahrt beinhalten würde. Der letzte Zug des RE 6 fährt zurück um 20.19 Uhr, Freitag und Sonnabend eine Stunde später. Was auch für einen Abstecher nach Sylt spricht: Der Weststrand (Kurtaxe: 3,50 bis 4 Euro) ist vom Bahnhof aus auch zu Fuß gut erreichbar.

In St. Peter-Ording und Büsum am Wasser flanieren

St. Peter hat sich in den vergangenen Jahren nach Sylt zum zweiten Trendziel an Schleswig-Holsteins Nordseeküste entwickelt. Leider ist der Ort per Bahn nicht ganz so schnell erreichbar wie mit dem Auto. Man startet wie nach Sylt mit dem RE 6 und steigt dann nach 1 Stunde und 48 Minuten in Husum um in die RB 64. Sie fährt in knapp einer Stunde bis nach St. Peter, von dort sind es noch 10 Minuten zu Fuß bis zu Gosch, Strandgut Resort und Co. Zurück kommt man abends passabel noch um 20.33 Uhr, wieder mit Umstieg in Husum. Auch der Weg nach Büsum ähnelt zunächst dem nach Westerland, hier steigt man aber in Heide um in die RB 63. Gesamtfahrzeit ab Hamburg-Altona: eine Stunde und 47 Minuten, wenn alles klappt. Dann sind es noch knapp 15 Minuten zu Fuß bis zum Wasser.

Nordseekrabben, gefangen mit einem klassischen Kutter, sind das wohl ­bekannteste Markenzeichen von Büsum.
Nordseekrabben, gefangen mit einem klassischen Kutter, sind das wohl ­bekannteste Markenzeichen von Büsum. © Getty Images/iStockphoto | eurotravel

In Flensburg und Schleswig liegt der Bahnhof nicht optimal

Ab Hauptbahnhof mit Halt in Dammtor verkehrt der RE 7. Er bringt einen über Elmshorn, Neumünster und Rendsburg bis nach Schleswig, wo nach 1,5 Stunden bereits ein Ausstieg lohnen würde. Der Schleswiger Bahnhof liegt etwas abseits, man kommt aber noch passabel zu Fuß bis zum Schloss (1,4 km). Wer bis zum imposanten Dom will, in die Innenstadt oder zur alten Fischersiedlung am Holm, nimmt vor Ort lieber den Stadt-Bus zum ZOB oder ein Taxi. Geht es stattdessen nach Flensburg, dauert die Fahrt insgesamt 2 Stunden. Auch dort liegt der Bahnhof nicht optimal, doch wer den Bus Richtung ZOB nimmt, wird die Anreise nicht bereuen. Flensburg ist ohne Frage eine schöne und interessante Stadt, auch wegen der Traumlage an der Förde.

Bremen und Cuxhaven mit der Regionalbahn, Stade mit der S-Bahn erreichen

Wer mal wieder Erste-Bundesliga-Fußball sehen will, kann im August nach Bremen fahren, der RE 4 (Metronom) braucht von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof etwas mehr als eine Stunde. Doch auch sonst hat die von Hamburgern oft etwas verächtlich betrachtete Hansestadt an der Weser durchaus ihren Reiz. Die Fahrt des RE 4 nach Bremen geht über Tostedt, Scheeßel und Rotenburg (Wümme), also nicht über die alte Hansestadt Stade, wie mancher womöglich meinen könnte. Dorthin und an andere sehenswerte Orte des Alten Landes fährt man ab Hamburg am besten mit der S-Bahn (S 3) oder dem Regionalexpress RE 5. Der rollt übrigens weiter bis Cuxhaven, also bis an die Elbmündung hin zur Deutschen Bucht.

Innerhalb von einer Stunde nach Lüneburg oder die Lüneburger Heide

Als Studentenstadt hat sich Lüneburg längst einen Namen gemacht, doch auch ältere Hamburger schauen sich hier immer öfter nach Immobilien um. Schließlich gilt die Stadt nicht nur wegen des historischen Zentrums als äußerst lebens- und besuchenswert. Die Anbindung an Hamburg ist gut, Metronom RE 3 (in 35 Minuten, ab 11. Juni eingeschränkter Verkehr wegen Gleisbauarbeiten) und RB 31 (ca. 50 Minuten) verkehren regelmäßig. Wer in die Lüneburger Heide will, nimmt ebenfalls diesen Zug mit Bahnhöfen in Winsen/Luhe, Lüneburg, Bienenbüttel, Bad Bevensen, Uelzen, Suderburg, Unterlüß, Eschede und Celle. Eine Alternative ist die Heidebahn.

In 45 Minuten beim Lübecker Marzipan

Dass man mit der Bahn gut von Hamburg in die Marzipanmetropole Lübeck und zurück kommt, wissen Pendler, die diese Strecke häufig nutzen. Wer mal eben schnell zum Holstentor will, nimmt am Hauptbahnhof den RE 8 und ist nach einer Dreiviertelstunde plus guten 10 Minuten Fußweg am Ziel. Hinter dem Tor beginnt dann schon die sehenswerte Altstadt, in der man nun als Bahnfahrer keinen Parkplatz suchen muss. Soll es weiter nach Travemünde gehen, sind knapp 30 Minuten zusätzlich einzuplanen, nicht alle Bahnen fahren durch, dann ist ein Umstieg in die RB 86 nötig. Zurück geht die Chose ab Travemünde spätestens um 22.34 Uhr. Von Lübeck aus kommt man per Regionalbahn RB 85 auch nach Timmendorfer Strand, Scharbeutz, Haffkrug, Sierksdorf und Neustadt in Holstein.

Auf Fehmarn die Sonne sehen – mit Umstieg in Lübeck

Deutschlands angeblich sonnigste Insel ist ab Lübeck ebenfalls per Regionalbahn RB 85 erreichbar. Nach obigen Zwischenhalten folgen noch Stopps in Lensahn, Oldenburg und Großenbrode, bevor es über die spektakuläre Fehmarnsundbrücke auf die Insel geht. Hier steigt man am besten in Burg aus. Ganz oben, in Puttgarden, starten die Fähren nach Dänemark.

Ein Kurzurlaub in Ratzeburg

Ratzeburg ist ebenfalls einen Ausflug oder einen Kurzurlaub wert. Die schöne Kleinstadt im Herzogtum Lauenburg ist umgeben vom Ratzeburger See, dem Küchensee und dem Domsee. Die Altstadt ist nur durch Dämme mit dem Festland verbundenen. Es gibt zahlreiche historische Gebäude, darunter den Backstein-Dom mit dreischiffiger Basilika. Den Grundstein legte man 1154, als Heinrich der Löwe das Bistum Ratzeburg gründete. Sehenswert ist auch der Kreuzgang des Domklosters, das sich nördlich an den Dom anschließt. Je nach Zeit- und Streckenplanung erfolgt die Anreise mit dem RE 83 ab Lübeck oder Büchen, Letzteres ist auch eine Bahnstation des RE 1.

Auch mit dem 9-Euro-Ticket ab Hamburg Hauptbahnhof zu erreichen: Das hübsche Ratzeburg mit dem gleichnamigen See, der die Stadt fast vollständig umgiebt.
Ratzeburg wurde vor mehr als 950 Jahren gegründet und ist fast komplett von Wasser umgeben. © Getty Images/iStockphoto | Canetti


Bis Schwerin und Rostock oder sogar nach Warnemünde

Mit dem RE 1 kommt man nicht nur bis Büchen (s. o.), sondern auch weiter nach Schwerin. Die sehenswerte Stadt in Mecklenburg-Vorpommern ist zwar die kleinste Landeshauptstadt Deutschlands, sie hat aber ein tolles Schloss und liegt sehr schön am gleichnamigen See. Wer nicht in Schwerin aussteigen will, fährt mit dem RE 1 einfach weiter über Bad Kleinen bis Rostock (Dauer: ca. 2,5 Stunden). Hier kann man in der Altstadt und an der Warnow schöne Stunden verbringen. Oder man verlängert mit der S-Bahn bis nach Warnemünde, genießt den Strand und schaut den großen Schiffen hinterher.

Oder doch die große Rundreise per Interrail

Gehören Sie zu denen, die Europa noch per Interrail-Ticket erkundet haben? Man fuhr (außer in Deutschland) mit diesem Ticket einen Monat lang kreuz und quer durchs Land und blieb dort, wo es gerade am schönsten war. Auch das 9-Euro-Ticket könnte Menschen animieren, nicht nur Tagesausflüge zu unternehmen, sondern auch mal etwas weiter weg zu fahren. Wer flexibel ist, auch bei der Wahl der Unterkunft, oder vielleicht mal wieder alten Freunden in anderen Bundesländern einen Besuch abstatten will, der hat nun mit dem Ticket eine tolle Gelegenheit. Nicht nur der Norden bietet Sehenswertes, sondern auch Osten, Süden, Westen und das Herz des Landes.

Mehr Infos zu Fahrplänen ab Hamburg unter www.bahn.de, www.der-metronom.de, www.nordbahn.de, www.hvv.de, www.nah.sh, regional.bahn.de/regionen/meckpomm/fahrplan

Noch mehr Tipps gibt es hier: „AUSflüge – Mit dem HVV durch Hamburg und den Norden“ kostet 9,50 Euro und ist u. a. in der Geschäftsstelle erhältlich.