Hamburg. Die Aussichtsplattform ist einer der Touristen-Hotspots der Stadt. Die Pläne, künftig Eintritt zu verlangen, sorgen für Wirbel.

Es waren deutliche und emotionale Worte, die Olaf Scholz, damals Erster Bürgermeister der Stadt Hamburg, 2016 bei der Eröffnung der Plaza der Elbphilharmonie an die Hamburgerinnen und Hamburger gerichtet hatte. "Das ist unser Balkon, frei zugänglich für jedermann und jede Frau", sagte der derzeitige Bundeskanzler. Nun, knapp sechs Jahre später, könnten die Worte von damals nur noch Geschichte sein.

Die Hamburgerinnen und Hamburger genießen den Blick von der Plaza ebenso gern wie die Touristen. Bald müssen sie dafür wohl Eintritt zahlen.
Die Hamburgerinnen und Hamburger genießen den Blick von der Plaza ebenso gern wie die Touristen. Bald müssen sie dafür wohl Eintritt zahlen. © Imago Images

Wie NDR 90,3 berichtet, soll die Plaza der Elbphilharmonie künftig Eintritt kosten. Bislang war der Besuch der Aussichtsplattform mit herrlichem Blick über den Hamburger Hafen kostenlos. Nur wer zu einer bestimmten Zeit auf die "Elphi" wollte, musste zwei Euro für ein vorreserviertes Ticket zahlen. Dieses Modell soll aber nun offenbar der Vergangenheit angehören.

Elbphilharmonie: So teuer soll ein Besuch der Plaza werden

Die stadteigene Gesellschaft, die die Immobilie Elbphilharmonie verwaltet, schreibt Verluste, die sich in der laufenden Saison wahrscheinlich auf mehr als zwei Millionen Euro belaufen sollen. Wenn die Stadt Hamburg keinen dauerhaften Zuschuss für das Wahrzeichen an der Elbe zahlen will, müssen eben anderweitig Einnahmen generiert werden. "Die mittelfristige Einführung des Plaza-Eintritts wurde 2016 von der Bürgerschaft im Betriebskonzept der Elbphilharmonie bereits als eine Möglichkeit vorgesehen. Die Elbphilharmonie und Laeiszhalle Betriebsgesellschaft (ELBG) als für den Betrieb der Elbphilharmonie zuständige Gesellschaft soll laut der Spielbetriebsdrucksache aus 2016 kostendeckend ohne städtische Zuwendung arbeiten", erklärte Anja Bornhöft, Sprecherin der Behörde für Kultur und Medien, dem Abendblatt.

Wie teuer ein Besuch auf der Plaza künftig sein wird, ist noch unklar. Angeblich wird über einen Preis zwischen zwei und fünf Euro nachgedacht. "Die Elbphilharmonie und Laeiszhalle Betriebsgesellschaft (ELBG) prüft derzeit, ob eine Einführung eines allgemeinen Plaza-Eintritts sinnvoll ist. Details wie die Höhe oder der Zeitplan stehen noch nicht fest", sagte Bornhöft.

Dass der kostenpflichtige Plaza-Besuch kommt, scheint aus Behördensicht mittelfristig alternativlos zu sein. "Die aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage steigenden Ausgaben der ELBG müssen durch erhöhte Erlöse gedeckt werden, damit die ELBG weiterhin kostendeckend arbeiten kann und keine Zuwendungen der Stadt Hamburg benötigt. Die einzige Alternative wäre eine Erhöhung der Saalmieten für Veranstaltungen in der Elbphilharmonie, die steigende Ticketpreise für die Konzerte zur Folge hätte. Deshalb hat die Geschäftsführung der ELBG die Planungen für die Einführung eines allgemeinen Plaza-Eintritts jetzt aufgenommen", sagt Bornhöft.

Norbert Hackbusch, kulturpolitischer Sprecher der Linken, ist fassungslos ob der konkreten Gedankenspiele einer kostenpflichtigen Plaza. "Unverschämt", sagt Hackbusch, der anführt, dass die Hamburger Steuerzahlerinnen und Steuerzahler bereits mehr als 800 Millionen Euro für den Bau der Elbphilharmonie aufgebracht haben. Die Linke bringt daher nun einen Antrag in die Bürgerschaft ein, damit "der Balkon" der Hamburgerinnen und Hamburger weiterhin kostenlos bleibt. So wie es Olaf Scholz im Jahr 2016 angekündigt hatte.

Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) verteidigt den Vorstoß. "Gerade weil die @elbphilharmonie viel gekostet hat (und übrigens auch weiter kostet), geht es nicht ohne Maßnahmen auf Einnahme-Seite – leider im Einzelfall auch unpopuläre", schreibt er auf Twitter.

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Und wie sehen die Besucher die aktuelle Diskussion? Das Abendblatt hat sich am Sonntag in der Elbphilharmonie umgesehen und umgehört.

Elbphilharmonie: Lieber Preise für Konzertkarten heben?

Für einen Außenstehenden sieht es so aus, als ginge ein unsichtbarer Sog von dem Konzerthaus aus. Aus allen Richtungen zieht es Passanten zu den Schaltern am Eingang, bei denen die kostenlosen Eintrittskarten ausgegeben werden, die man braucht, um durch die Drehkreuze durchgelassen zu werden. Sobald man das Ticket unter den Scanner schiebt, leuchtet es grün, und die Absperrung lässt den Besucher durch. Auf der Rolltreppe mischt sich ein buntes Sprachengewirr – neben Hamburgisch sind Schwäbisch, Österreichisch, Englisch und viele andere Wortfetzen zu hören.

„Ich finde es nicht gut, wenn der Zugang etwas kosten soll“, sagt Annette Schröder, die ihrem Sohn Johannes, der in Göttingen lebt, an diesem Tag die Plaza zeigen will. „Die ursprüngliche Aussage war, dass die Plaza für jeden offen ist. Dabei sollte es bleiben“, sagt die 68-Jährige. Und wenn es darum gehe, Einnahmen zu bekommen, dann wäre es besser, die Konzertkarten ein wenig teurer zu machen, findet die Hamburgerin, die in Ottensen lebt. Der Besuch der Plaza sei etwas Besonderes, findet sie, „auf der einen Seite der Blick auf den Hafen, auf der anderen Seite auf die Stadt. Das sollte die Stadt sich leisten“.

Elbphilharmonie: "Alles andere kostet ja auch Geld"

René Mollenhauer aus Fulda, der mit einer Gruppe von Freunden zu Besuch in der Stadt ist, gibt sich dagegen überrascht, dass der Eintritt kostenfrei ist. Er habe 13 Jahre in Hamburg gelebt und den vollendeten Bau der Elbphilharmonie noch nicht gesehen, sagt er und hat nun nur ein Wort dafür: „Mega!“ Angelina Dressler aus der Fuldaer Gruppe, die auch noch ins „Harry Potter“-Musical will, sagt, sie fände 3 Euro angemessen. Eine weitere Freundin findet, mehr als 5 Euro dürften es nicht sein. Aber grundsätzlich wäre Eintritt zu zahlen für sie okay.

Ähnlich wie die vier Freunde aus Fulda äußert sich Karin Pressprich aus Stuttgart: „Ich war sehr erstaunt, dass das hier kostenlos ist“, sagt die Besucherin, die mit ihren beiden Töchtern und ihrer Enkelin vier Tage Urlaub in Hamburg macht und den Blick über den Hafen genießt. Und auch die Familie aus Niederösterreich, die zu einem einwöchigen Urlaub in der Stadt ist, ist überrascht, dass man das Touristen-Highlight zum Nulltarif besichtigen kann. „Alles andere kostet ja auch Geld“, sagt die Österreicherin Anja, die mit ihrem Freund, ihren Eltern und ihrer Schwester gerade den Ausblick genossen hat und noch viel vorhat in den nächsten Tagen.

Besuch der Elbphilharmonie-Plaza solle kostenfrei bleiben

Sie alle hatten einen Eintrittspreis von mindestens 2 Euro erwartet – aber offenbar im Internet übersehen, dass der Preis nur bei der Vorreservierung fällig wird. Eine Summe von 2 bis 5 Euro hätte jedenfalls keinen von ihnen abgehalten, wenigstens einmal in das Konzerthaus hineinzugelangen und die Plaza zu besichtigen, versichern alle befragten Auswärtigen. Anders als die Hamburger.

So wie die beiden Freundinnen aus der Hansestadt, die gerade auf einer Bank ausruhen. „Vielleicht könnten dann nicht mehr alle hierherkommen, also jene Menschen, die nicht viel Geld haben, oder Familien“, sagen sie übereinstimmend. Im Konzert seien sie noch nie gewesen, auf der Plaza an diesem Tag auch erst zum zweiten Mal. Aber weil ohnehin alles gerade teurer werde, solle wenigstens der Zugang auf die Plaza kostenfrei sein. Maximal 2 Euro, das sei sie vielleicht noch zu zahlen bereit, sagt die eine, mehr aber nicht.