Hamburg. Steinmeier würdigte in der Hansestadt die „Zeit“-Stiftung – und traf ukrainische Schüler, die in Zukunft gefördert werden sollen.
Die größte Herausforderung für den Bundespräsidenten am Mittwoch bei seinem Besuch des Louise-Weiss-Gymnasiums in Hamm bestand wohl darin, alle Selfie-Wünsche zu erfüllen. Der erste Schüler bat schon vor dem Eingang darum und machte ein Handyfoto mit dem deutschen Staatsoberhaupt, eine Hand auf Frank-Walter Steinmeiers Schulter gelegt, als sei der hohe Gast aus Berlin ein Kumpel. Auf den Schulgängen kam der 66-Jährige kaum voran, so oft musste er mit Pulks von Mädchen und Jungen posieren.
Anspruchsvollen, gar kritischen Fragen musste sich der Bundespräsident nicht stellen, als er dann eine Gruppe geflüchteter ukrainischer Schülerinnen und Schüler traf. Diese sollen von August an in dem Mentorin-Programm „Weichenstellung“ für Zuwandererkinder und -jugendliche von der „Zeit“-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius gefördert werden.
Frank-Walter Steinmeier gestand Fehler ein
Die Ukraine hatte Steinmeier im März zunächst bedeutet, er sei nicht willkommen im Land, was die Staatsführung mit Kritik an der, wie es hieß, russlandfreundlichen Haltung des SPD-Politikers in seiner Zeit als Bundesaußenminister begründete. Anfang April gestand Steinmeier Fehler in seiner Russland-Politik ein.
All das war kein Thema im Louise-Weiss-Gymnasium, wo geflüchtete ukrainische Kinder in internationalen Vorbereitungsklassen lernen. Sechs von ihnen berichteten Steinmeier von ihrer Flucht aus Kiew, Charkiw und Lwiv, von der Unterstützung durch Freunde nach der Ankunft in Hamburg, von ihrem Erstaunen über deutsche Eigenheiten wie die freie Fahrt auf Autobahnen. Von Schulsenator Ties Rabe (SPD) hörte der Bundespräsident, dass 3279 ukrainische Schüler an Hamburgs Schulen aufgenommen worden sind.
Frank-Walter Steinmeier würdigte „Zeit“-Stiftung
Zuvor hatte Steinmeier anlässlich des 50. Jubiläums der „Zeit“-Stiftung an der Bucerius Law School die Bedeutung der Demokratie für ein friedliches Miteinander hervorgehoben. Die grausamen Bilder etwa aus Butscha, die Kriegsverbrechen, das furchtbare Leid der Ukrainerinnen und Ukrainer – all das zeige, welche Gewalt und Unmenschlichkeit von der russischen Diktatur und vom russischen Nationalismus ausgingen, sagte der Bundespräsident. „Dieser Krieg ist eine Warnung an alle, die mit illiberaler Demokratie und Nationalismus kokettieren.“ Liberale Demokratien seien stark, weil sie Probleme lösten und dabei den Zusammenhalt in Freiheit und Vielfalt bewahrten.
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„Gerade weil sie es allen ermöglichen, sich zu informieren, die eigene Meinung zu äußern und sich einzumischen.“ Stiftungen leisteten einen wichtigen Beitrag – „nicht als Lückenbüßer, die das auffangen, was der Staat nicht leistet, sondern als kreative Kräfte, die Chancen eröffnen und Verständigung ermöglichen“, sagte Steinmeier. Er wünsche sich, dass die „Zeit“-Stiftung „auch weiterhin Orte jenseits der Hamburger Villenviertel bereichert“.