Hamburg. Ist die Ehe ein Auslaufmodell? Was passiert in den Wechseljahren? Die Hamburger Autorin hält nichts vom Streben nach Glück.

Bestsellerautorin Ildikó von Kürthy (54, „Es wird Zeit“) hält nichts vom Streben nach Glück. „Es gibt keine glücklichen Ehen, genauso wenig wie es glückliche Menschen gibt. Vielleicht gibt es glückliche Kühe, aber auch das bezweifle ich“, sagte Kürthy in Hamburg. Es gebe nur Menschen, die ihr Leben leben mit den Höhen und Tiefen, die jedes Leben nun mal bereithält. „Glück ist für mich kein Maßstab. Das Leben ist auch völlig in Ordnung, wenn es schlecht läuft“, meinte die Autorin.

Das gehöre dazu und je mehr man das akzeptiere, desto besser lebe es sich. „Dieses Glücksstreben, das ständige Ausblenden wollen von Angst und Schmerz macht einem so viel unnötigen Stress. Die Annahme, ein gelungenes Leben sei ein Leben ohne Unglück, ist einfach falsch. Glück entsteht nur durch sein Gegenteil“, sagte Kürthy.

Und die Autorin legt nach: "Die klassische Ehe, die ewig halten soll, ist ein Lebensmodell von vielen und kein, wie man an den Scheidungsquoten sehen kann, besonders erfolgversprechendes“, findet Kürthy. Es sei ein Grundirrtum zu glauben, Männer und Frauen würden automatisch gut zusammenleben können und müssen, „nur weil sie sich paaren können.“

„Morgen kann kommen“: Kürthys neuer Roman ist ein Befreiungsschlag

Ildikó von Kürthy gehört seit Jahrzehnten zu den meistgelesenen deutschen Schriftstellerinnen. In ihrem ersten Roman „Mondscheintarif“ (1999) suchte sie noch nach „Mr. Right“, mit ihren Sachbüchern „Unter dem Herzen“ (2012) und „Hilde“ (2017) gab die Autorin, die mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen in Hamburg lebt, Einblicke in ihr Leben als Mutter und Hundebesitzerin. Mittlerweile gehören auch die Wechseljahre zu ihren Themen. Zum Beispiel in ihrem neuen Roman „Morgen kann kommen“, der am Dienstag im Hamburger Rowohlt Verlag erschienen ist.

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„Die Heldin meines ersten Romans wartete noch auf den Anruf des Richtigen. Die jetzige befreit sich vom Falschen. So ändern sich die Zeiten“, sagte Kürthy im dpa-Interview in Hamburg. Sie habe einen Befreiungsroman geschrieben, weil sie den Eindruck habe – und die Biologie gebe ihr da recht – dass Frauen in der Lebensmitte eine neue Form von Energie haben. „Sie ziehen Bilanz und nehmen Abschied von dem, woraus sie hinausgewachsen sind. Das können Beziehungen sein, Normvorstellungen, überholte Ansprüche, das kann aber auch der Job sein und es ist die Mutterrolle, von der wir uns lösen müssen“, sagte die Autorin.

Kürthy: "In den Wechseljahren fragt man sich endlich, wie man sich selbst gefällt"

Da spielten auch die Wechseljahre eine Rolle. „Es ist ja bei jeder Frau so, dass die Hormone Östrogen und Progesteron sich einfach vom Acker machen. Das sind die Nestbau- und Kümmer-Hormone. Und dann fragen Frauen eben nicht mehr: "Schatz, was soll ich heute Abend kochen? Sondern: "Worauf habe ich Hunger?"“ Das komme beim Umfeld nicht immer gut an. Was geschieht, sei im Grunde genommen eine Rückabwicklung: „Bei der Pubertät schießt das Östrogen ein und man fragt sich, wie man anderen gefällt. In den Wechseljahren fragt man sich endlich, wie man sich selbst gefällt“, sagte Kürthy.