Hamburg. Nach Weggang des Ex-Verlegers Fest: Jonathan Franzen, Jeffrey Eugenides, Eugen Ruge und Martin Mosebach wechseln zum dtv-Verlag.

Überrascht hat es in der Branche niemanden. Erst recht nicht die Rowohlt-Belegschaft, deren frühe Befürchtungen und spätere Erkenntnisse aus dem Flurfunk mit der zunächst von der „Welt“ verbreiteten Nachricht nur noch bestätigt wurden. Was nach dem Weggang des Ex-Verlegers und späteren Editor-at-large (heißt: beratende Kraft mit höchstem Einfluss) Alexander Fest im vergangenen Jahr als ohnehin schon nahezu sicher galt, tritt jetzt ein: Rowohlts A-Autoren Jonathan Franzen, Jeffrey Eugenides, Eugen Ruge und Martin Mosebach wechseln wie vorher Fest zum Münchner dtv-Verlag.

Dort treffen sie auch die ehemalige Rowohlt-Verlegerin Barbara Laugwitz wieder, die von Rowohlt-Eigner Holtzbrinck 2018 vertrieben wurde, damit der namhafte Branchenneuling Florian Illies den Chefposten übernehmen konnte. Illies blieb nicht lange, es übernahm Nicola Bartels – und die ist nun mit einem Aderlass konfrontiert. Übrigens auch im Lektorat, wo zuletzt ebenfalls Abgänge zu verzeichnen waren.

Verlag Hamburg: A-Autoren verlassen Rowohlt

Wie weh tut der Verlust der vier Autoren wirklich? Nun, fürs Renommee ist das alles tatsächlich nicht gut. Der Konkurrenzbetrieb dtv aus München, der einst als purer Taschenbuchverwerter gegründet wurde und mit Verve in Richtung Autorenverlag steuern möchte, schreibt derzeit die bessere Geschichte.

Andererseits ist das Signum „Tradition“, das dem 1908 in Leipzig gegründeten Rowohlt-Verlag auch jetzt wieder angehängt wird, zumindest im Hinblick auf eine starke, wieder erkennbare Verlagshandschrift, noch nie stichhaltig gewesen. Autoren kamen oft erst spät nach Reinbek (jetzt Hamburg) – siehe Suhrkamp-Urgestein Martin Walser. Andere wie der jetzt abtrünnige Martin Mosebach gaben nur ein Rowohlt-Zwischenspiel. Die amerikanischen Meister-Romanciers Franzen und Eugenides sind Einkäufe Alexanders Fest. Dass sie nun mit ihrem deutschen Vertrauensmann den Verlag wechseln, ist nicht außer­gewöhnlich.

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Droht ein Fiasko für Rowohl-Verlag?

Mit den von der Fahne gehenden Autoren verlassen gut verkäufliche Namen und ihre Backlist den Verlag, die allerdings auch teuer im Unterhalt waren. Im ökonomisch erfolgreichen Gemischtwarenladen, den Rowohlt mit Autoren wie Ildikó von Kürthy und Heinz Strunk darstellt, wird eine Lücke entstehen, die freilich zu kompensieren sein könnte. Strunk, immerhin, bleibt seiner Hamburger Heimat treu.

Was Bestsellerautor Daniel Kehlmann („Die Vermessung der Welt“) zukünftig macht, ein Intimus Alexander Fests, der diesen einst von Suhrkamp zu Rowohlt lockte, ist noch nicht bekannt. Ginge Kehlmann auch zu dtv, wäre das imagemäßig tatsächlich ein Fiasko für Rowohlt. Vom Hamburger Verlag heißt es zu den jetzigen Vorgängen übrigens lediglich in knappen Worten, man bedaure außerordentlich, dass die genannten Autoren nicht mehr bei Rowohlt erscheinen werden.