Hamburg. Timo Voss ist Fluggerätmechaniker von Condor am Flughafen Hamburg. Nachts wartet er Jets – morgens restauriert er Motorräder.

Wenn der Rest des Flughafens schläft, dann sind Timo Voss und sein Team auf dem Vorfeld aktiv: Timo Voss ist Fluggerätmechaniker und Stationsbeauftragter der Condor Technik. Mit seinen Kollegen wartet er die in Hamburg stationierten Jets der Urlaubsfluglinie. Ein Gespräch über erfolgreiche Nächte, einen Traumberuf – und Entspannung mit alten Motorrädern.

Hamburger Abendblatt: Jeder Hamburger kennt die Lufthansa Technik mit den großen Hallen am Flughafen. Die Condor Technik werden die wenigsten kennen. Wo findet man Sie?

Timo Voss Wir haben eigentlich nur ein Büro. Ansonsten sind wir dort, wo unsere Flugzeuge sind. Wir können bei Bedarf eine Halle des Airports mieten und mit einem Flugzeug rein. Aber ansonsten sind wir draußen. Frischluft quasi.

Welche Flugzeuge haben Sie unter Ihren Fittichen?

Wir haben bei der Condor eine Flotte, die unterschiedliche Typen sowohl von Airbus als auch von Boeing enthält. Und wir haben hier in Hamburg Jets von beiden Herstellern zu Gast – jeden Abend. Und wir betreuen sie. Meist sind es A320. Manchmal kommt auch der A321 zu Besuch und auch die Boeing 757.

Wie viele Flugzeuge betreuen Sie und Ihr Team?

In Hamburg haben wir im Schnitt vier bis fünf Flugzeuge stationiert. Das bedeutet, dass sie in Hamburg dann über Nacht stehen und von Hamburg auch morgens dann wieder losfliegen, um die Gäste an ihre Ziele zu bringen.

Flughafen Hamburg: Arbeiten von 23 Uhr bis 5 Uhr

Dann ist Ihre Arbeitszeit vor allem nachts?

Das Hauptgeschäft ist tatsächlich nachts. Die Flieger kommen abends. Die Fluggäste möchten ja möglichst spät aus dem Urlaub zurückkommen. Das bedeutet für uns: Wenn der Flieger um 22.30 Uhr landet – bis alle ausgestiegen sind, das Gepäck raus ist – dann beginnt unsere Arbeitszeit um 23 Uhr und dauert bis 5 Uhr. Dann steht schon wieder der Check vor dem Start an. Wir gehen morgens noch ein zweites Mal herum und kon­trollieren, dass nachts nicht noch etwas passiert ist. Außerdem kontrollieren wir noch einmal, ob die Sicherungspins der Fahrwerke gezogen wurden.

Das mit den Sicherungspins müssen Sie mir kurz erklären.

Sie haben bestimmt schon einmal ein Foto von einem Flugzeug gesehen, das quasi auf der Nase liegt. Um das zu verhindern, gibt es Sicherungsstifte. Die verhindern ein Einknicken der Fahrwerke am Boden. Die Pins werden zum Beispiel im Schleppverkehr benutzt, wenn das Flugzeug auf dem Vorfeld positioniert wird. Wenn die Pins verstaut wurden, bereiten wir das Flugzeug für die Crew vor. Wir schließen Strom an, wir schalten das Flugzeug an, wir fahren die Systeme so weit hoch, dass der Pilot übernehmen kann. Auch für die Kabinencrew stehen wir noch bereit. Falls den Kolleginnen und Kollegen noch etwas auffällt, kontrollieren und reparieren wir auch noch bis kurz vor dem Start. Sei es die Kaffeemaschine oder irgendeine Lampe.

Also im Grunde reparieren und warten Sie alles an den Flugzeugen?

Ja, das Spektrum reicht von der erwähnten Kaffeemaschine über Bordtoiletten (das sind Klassiker) bis hin zu Hydrauliksystemen oder Computern an Bord.

Dazu kommen wahrscheinlich regelmäßige Checks?

Es gibt für jeden Flugzeugtyp ein spezielles vorgeschriebenes Wartungsprogramm. Das ist in der Luftfahrt alles sehr strikt geregelt. Es gibt jeden Abend Kontrollen zum Beispiel der unterschiedlichen Hydrauliksysteme, der Sensoren, des Triebwerkes. Aber auch in der Kabine werden Checks gemacht.

Flughafen Hamburg: Wie wird man Fluggerätmechaniker

Wie groß ist das Team?

Wir sind in Hamburg 15 Mitarbeiter und arbeiten in Schichten: 24 Stunden, 7 Tage die Woche. Wir sind morgens besetzt, um die Flieger, die in Richtung Süden starten, zu betreuen. Mittags kommen die ersten zurück. Und abends kommen die Jets, die über Nacht hierbleiben. Unsere Hauptstandorte sind Frankfurt und Düsseldorf für die Airbus- und Boeing-Flotten. Größere Checks werden dort gemacht. Da haben wir große Hallen und die schweren Geräte.

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  • Gibt es bei Flugzeugmechanikern wie bei den Piloten Spezialisten für jeden Flugzeugtypen?

    Ja, das ist ähnlich: Wir haben Lehrgänge für jeden Flugzeugtypen. Es gibt für jedes Muster einen Lehrgang, der bestanden werden muss – sowohl in der Praxis als auch in der Theorie. Das wird in die Lizenz eingetragen. Und wir müssen zusätzlich nachweisen, dass wir auf diesen Mustern regelmäßig arbeiten und Erfahrung haben. Wenn nicht, muss ein neues Training absolviert werden.

    Wie wird man Fluggerätmechaniker? War das Ihr Traumberuf?

    Ehrlicherweise hat mich als Jugendlicher die Luftfahrt kaum interessiert. Ich habe lange überlegt, was ich beruflich machen möchte. Ich wusste: Ich möchte gern schrauben, etwas mit meinen Händen, etwas Handwerkliches machen. Also eigentlich wollte ich damals Kfz-Mechaniker werden. Ich habe als Schüler ein Praktikum in einer Autowerkstatt gemacht – und fand das recht gut. Meine Schwester hat dann bei der Lufthansa in Hamburg eine Ausbildung begonnen. Sie sagte irgendwann zu mir: An Motorrädern und Autos kannst du doch in deiner Freizeit schrauben. Hast du nicht Lust, hier an Flugzeugen was zu machen? Ich bin ihr wirklich dankbar. Sie hat mich ein bisschen in die Richtung geschubst. Es macht sehr viel Spaß, und ich könnte mir heute nichts anderes mehr vorstellen. Und es ist tatsächlich so, dass ich in meiner Freizeit schraube – an Motorrädern.

    Und nach der Ausbildung?

    Ich bin kurz nach dem Abschluss von einem Azubi-Kollegen angerufen worden. Er fragte, ob ich nicht Lust hätte, nach Paris zu kommen und dort am Flughafen zu arbeiten. Ich war damals 19 Jahre alt. Das war ein Riesenabenteuer. Es gab zu Hause ein bisschen Ärger mit meiner damaligen Freundin – meiner jetzigen Frau. Aber es hat gehalten. Und ich würde auch sagen: Die Fernbeziehung hat uns gestärkt. Und ich habe meiner Frau verdammt viel zu verdanken, dass sie mir den Rücken jahrelang freigehalten hat.

    Das ist sein Lieblingsort am Flughafen Hamburg

    Wie lange waren Sie in Paris?

    Ich war fünfeinhalb Jahre für die Lufthansa vor Ort und habe dort alle möglichen Flugzeuge betreut. Dort habe ich mich weitergebildet und eine Reihe zusätzlicher Lizenzen gemacht.

    Ihr Lieblingsort am Flughafen?

    Die Position 56. Das ist die Ecke auf dem Vorfeld vor den Terminals direkt am Kreuz der beiden Landebahnen. Wenn man dort steht, zum Beispiel nach einer Nachtschicht, und die Sonne aufgeht – das ist einfach ein wahnsinnig schöner Anblick. Und abends erlebt man hier wunderschöne Sonnenuntergänge.

    Sie schrauben in Ihrer Freizeit an Motorrädern, sagten Sie vorhin. Was machen Sie da?

    Ich fahre gern Motorrad – eine Yamaha R1. Und ich baue Motorräder um und restauriere sie. Gerade habe ich eine Maschine Baujahr 1979 komplett zerlegt, alles neu vermessen und bin dabei, sie komplett zu erneuern und zu lackieren. Die Maschine erhält quasi ein zweites Leben. Ich arbeite meist vormittags an der Maschine oder wenn ich eine Schicht frei habe – wenn meine Tochter in der Schule ist und meine Frau arbeitet. Dann gehe ich entspannt in die Garage. An der Maschine arbeite ich jetzt etwa 14 Monate. Ich denke, im Juni bin ich damit fertig. Dann kommt das nächste Projekt.