Hamburg. Fridays for Future verbindet das Eintreten für Umweltschutz mit Protest gegen den Ukraine-Krieg. Was am Freitag in Hamburg geplant ist.

Fridays for Future Deutschland ruft in Hamburg zur Teilnahme am nächsten großen, globalen Klimastreik auf. Der zehnte Protesttag dieser Art soll an diesem Freitag in der Hansestadt stattfinden. Insgesamt werden an dem Tag weltweit Aktivistinnen und Aktivisten unter dem Motto „People not profit“ und „Peace and Justice“ auf die Straße gehen, in Deutschland sind bundesweit an 250 Orten Proteste geplant.

Fridays for Future rechnet mit bis zu 20.000 Teilnehmern

Fridays for Future Hamburg rechnet mit mindestens 10.000 Teilnehmenden, angemeldet ist die Veranstaltung laut Hamburger Polizei für 20.000 Personen. Auch in Kiel, Lübeck, Bremen, Lüneburg wurden Veranstaltungen angekündigt.

In Hamburg beginnt der Aufzug am Freitag um 12 Uhr in der Willy-Brandt-Straße. Bis 15 Uhr wollen die Demonstranten dann über den Alten Fischmarkt, die Domstraße, Speersort, Steinstraße, und Lombardsbrücke in Richtung des Holstenwalls und zum Millerntor ziehen, bevor es wieder zur Willy-Brandt-Straße zurückgeht.

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„Wir streiken das erste Mal dezidiert nicht nur für Klimagerechtigkeit, sondern auch für Frieden“, sagte Klimaaktivistin Luisa Neubauer bei einer Veranstaltung am Montag zu dem Streik. Dabei sollen aber „keine Krisen von uns gegeneinander ausgespielt werden“. Stattdessen wolle man darauf aufmerksam machen, dass beide Themen zusammenhängen.

Fridays for Future: Willy-Brand-Straße wegen Demo gesperrt

Die Polizei Hamburg weist darauf hin, dass es wegen des Klimastreiks in der Innenstadt zu erheblichen Verkehrsbehinderungen kommen wird. "Aufgrund der Installation einer Bühne ist die Willy-Brand-Straße im Bereich der Brandstwiete mit Beginn 4 Uhr und ihrer Demontage bis etwa 22 Uhr vollgesperrt", sagte Polizeisprecher Thilo Marxsen.

Besuchern der betroffenen Bereiche wird dringend empfohlen, S- und U-Bahn zu nutzen. Autofahrern wird geraten, den betroffenen Bereich weiträumig zu umfahren.

Fridays for Future für bundesweite Streiks

Fridays for Future fordert mit den bundesweiten Streiks unter anderem ein Ende des Angriffskrieges in der Ukraine und einen Importstopp von Kohle, Öl und Gas aus Russland. Durch den Import fossiler Energieträger würden Kriege weltweit finanziert, so die Bewegung. Deutschland sei einer der größten Zahler in der EU und einer der größten Bremser bei der Frage nach einem Importstopp.

Die Klimaschützer werden der Bundesregierung außerdem „dysfunktionales Krisenmanagement” vor. An eine „ambitionslose Klimapolitik“ habe man sich in Deutschland zu sehr gewöhnt, sagte Elisa Bas von Fridays for Future Hamburg am Montag und verwies darauf, dass die Klimaziele für 2022 und 2023 höchstwahrscheinlich nicht erreichen werden würden.

Kampf gegen fossile Energieträger

„Fossile Energien töten“, so Bas. „Sie töten, weil sie die Kriege von Autokraten wie Putin finanzieren und so ermöglichen. Sie töten, weil sie Haupttreiber der Klimakrise sind und damit immer fatale Folgen haben.“ Und weiter: „Erneuerbare Energien auszubauen ist doppeltes Krisenmanagement – gegen Krieg und gegen Klimakatastrophen.“

An der Veranstaltung am Montag nahm auch der ukrainische Fridays for Future-Aaktivist Ilyess El Kortbi teil, der vor kurzem aus seiner Heimat geflüchtet ist. Er bekräftigte die Forderung der Bewegung nach einem Embargo und appellierte an Politikerinnen und Politiker in der EU: „Ihr sagt, dass ihr an der Seite der Ukraine steht, während ihr einen Krieg voller fossiler Brennstoffe in meinem Land finanziert.“

Neubauer: "Frieden hat einen Preis"

Neubauer ergänzte: „Jeder Frieden hat einen Preis. Wenn wir wirklich solidarisch mit der Ukraine sein wollen, dann werden wir einen Preis zahlen müssen.“ Wichtig sei bei einem Importstopp aber auch ein sozialer Ausgleich.

Zu eventuell steigenden Energiepreisen, die im Falle eines Embargos eintreten könnten, sagte Pauline Brünger von Fridays for Future Köln: „Die Ampel-Regierung muss dafür sorgen, dass es gezielte soziale Entlastungen gibt für die Menschen, die sie wirklich brauchen.“

Habeck-Reise sorgt für "große Irritation"

Die aktuelle Reise von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nach Katar, bei der eine neue Energiepartnerschaft vereinbart wurde, beobachte man mit „großer Irritation“, so Brünger.

Der deutsche Diskurs dazu, wie man aktuell Energie einsparen könne, sei noch nicht abgeschlossen. „Und bevor es Debatten über die notwendigen Maßnahmen gibt, reist Robert Habeck schon in die nächste Autokratie, um neue fossile Abhängigkeiten aufzubauen“, sagte Brünger.

Fridays for Future mit Transparent auf der Binnenalster

Jens Clausen, Mitglied bei Scientists for Future und Mitgründer des Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit, sagte am Montag, man müsse jetzt umsteuern und „die Wärmewende nicht länger liegen lassen“. Der Einbau von Erdgas- und Ölheizungen müsse nicht nur bei Neubauten, sondern auch bei Sanierungen gestoppt werden. Er sprach sich für die verstärkte Nutzung von Wärmepumpen in Deutschland aus.

Bereits am vergangenen Wochenende hatten die Klimaschützerinnen und -schützer von Fridays for Future in Hamburg mit einem schwimmenden Transparent auf der Binnenalster auf den globalen Klimastreik aufmerksam gemacht.