Hamburg. “Senat schläft weiter vor sich hin“: Linke fordert schnellen Ausbau regenerativer Energien und warnt vor umweltschädlichem LNG-Einsatz.

Die Hälfte der in den Hamburger Kohlekraftwerken Wedel und Tiefstack verfeuerten Kohle stammt derzeit aus Russland. Das hat der Senat in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage des Linken-Umweltpolitikers Stephan Jersch mitgeteilt. Die andere Hälfte werde aus den USA geliefert. 2021 wurden in den Kohlekraftwerken Wedel und Tiefstack 838.000 Tonnen Kohle verbrannt, nur minimal weniger als im Jahr 2020.

Beim Gas ist die Herkunft dagegen laut Senat, anders als bei der Kohle, nicht eindeutig. „Die Hamburger Energiewerke (HEnW) beschaffen ihr Erdgas im Rahmen des liberalisierten deutschen Gasmarkts an verschiedenen Börsen und Handelsplätzen durch einen aktiven Handel“, heißt es in der Antwort auf die Jersch-Anfrage.

Ukraine-Krieg: Gas kommt auch aus Russland

„Die Herkunft der Gasmengen auf diesen Handelsplätzen ist für den Käufer nicht unmittelbar ersichtlich, und somit auch nicht die Menge des importierten Gases.“ Es wird aber davon ausgegangen, dass auch hier Gas aus Russland einen Großteil ausmacht.

Außerdem wollte Jersch wissen, welche Überlegungen es zu Möglichkeiten gebe, sich unabhängiger von Russland zu machen, und welche Rolle dabei durch umweltschädliches Fracking gefördertes Flüssiggas (LNG) spiele.

LNG-Terminal wird als Alternative geprüft

Antwort des Senats: „Die Sicherung der Energieversorgung hat für den Senat oberste Priorität. Er unterstützt die Strategie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, alle Handlungsoptionen zu prüfen und zur Verringerung der Impor­tabhängigkeit – u. a. von Russland – temporär auch weniger umwelt- bzw. klimafreundliche Alternativen bezüglich Herkunftsort und Energieträger in Betracht zu ziehen. Dies umfasst auch die genehmigten LNG-Terminals in Brunsbüttel und Wilhelmshaven.“ Langfristig seien „fossile Energieträger durch Energie aus erneuerbaren Quellen zu ersetzen“.

Für Linken-Politiker Jersch kann die Nutzung von LNG keine Lösung sein. „Die Klimabilanz von LNG ist gegenüber allen anderen Energieträgern eine Katastrophe“, sagte Jersch dem Abendblatt.

Ukraine-Krieg: Senat "schläft weiter vor sich hin"

„Bis heute gibt es außer der Anwendung für den Schiffsantrieb keine sinnvolle LNG-Nutzung. Jetzt überschlagen sich nicht nur Lobbyistinnen und Lobbyisten der Energiewirtschaft dabei, diese neue Vermarktungsform für fossile Energieträger zu propagieren und damit den Großen der fossilen Energiewirtschaft neue Absatzmärkte für alte Produkte zu verschaffen.“

Eine Kennzeichnungspflicht von Erdgas aus Fracking werde nicht angeboten, so Jersch. „Darum ist das keine umfassende Alternative, hier würde der Teufel mit Beelzebub auszutreiben versucht werden. Es braucht vielmehr den Ausbau von erneuerbaren Energien auch in Hamburg. Da schläft der Senat weiter vor sich hin.“