Hamburg. Der Hamburger Stefan Heine hat sich Rechte für die deutschsprachige Version gesichert. Das Ratespiel gibt es auch auf abendblatt.de.
Im Großraumbüro von Stefan Heine, einer ehemaligen Dampfwäscherei, reihen sich auf 112 Quadratmetern zahlreiche Rätselhefte, Sudoku-Blöcke und Kartenspiele aneinander. Acht Mitarbeiter helfen dort, die unterschiedlichen Rätselvariatonen, die vor allem in deutschen Tageszeitungen erscheinen, zu erstellen.
„Wir haben 150 bis 180 verschiedene Formen im Angebot. Dabei gibt es noch ganz viele Unterarten“, erzählt der 53-Jährige, dessen Rätsel pro Monat etwa 300 Millionen Mal gedruckt werden. Der neueste Trend unter den Rätselmachern steht allerdings nicht im Zeitschriftenregal, sondern ist ausschließlich digital verfügbar. Die Rede ist von „Wordle“.
Ratespiel: „Wordle“ lädt zum Rätseln ein
„Im Januar hatte mich ein Freund aus England darauf aufmerksam gemacht. Das Tolle daran ist, dass man die Lösungswege erkennen kann. So etwas ist bei einem normalen Sudoku nicht möglich. Deshalb kann man das Spiel auch sehr gut untereinander teilen“, meint Heine, der sich mit seinem Verlag die Rechte für die deutschsprachige Version von „Wordle“ gesichert hat.
Der Hype um das Ratespiel stammt aus den USA. Der in New York lebende Softwareentwickler Josh Wardle hatte das Spiel ursprünglich als Geschenk für seine Freundin angedacht. Im Oktober 2021 ging „Wordle“ aber auch als Web-Anwendung an den Start. Am 1. November hatten laut Wardle 90 Menschen „Wordle“ gespielt. Zwei Monate später waren es 300.000 Menschen. Kurz darauf übertraf „Wordle“ sogar die Millionenmarke. Im Februar 2022 erwarb die „New York Times“ für einen niedrigen siebenstelligen Betrag die Rechte an dem Spiel. Seither kann die Originalversion von „Wordle“ auf der Internetseite der „New York Times“ genutzt werden.
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„Wichtig, dass es Wörter sind, die jeder kennt“
Das Prinzip des Spiels erinnert im weitesten Sinne an das altbekannte Galgenmännchen. Aus einzelnen Buchstaben muss ein Lösungswort hergeleitet werden. Dabei gibt es eine begrenzte Anzahl an Versuchen. Bei „Wordle“ sind es sechs Anläufe, die die Nutzerinnen und Nutzer haben. Das zu erratende Wort ist immer fünf Buchstaben lang. Auf dem Weg zur Lösung muss jedes Mal ein Wort, das aus fünf Buchstaben besteht, eingetragen werden. Nach jedem Versuch gibt es Farbhinweise. Richtig platzierte Buchstaben werden grün eingefärbt, nicht vorkommende Buchstaben grau. Kommt ein Buchstabe vor, aber nicht an getippter Stelle, wird er gelb.
Während es beim Original etwa 2000 Lösungswörter gibt, hat Heine die Anzahl für die deutsche Variante bewusst geringer gehalten: „Wir haben eine Datenbank mit über 45.000 Wörtern. Dort habe ich alle Begriffe mit fünf Buchstaben rausgesucht. Danach haben wir noch gekürzt, sodass am Ende ungefähr 800 Wörter übrig waren. Es ist ja auch wichtig, dass es Wörter sind, die jeder kennt. Sonst wäre es zu kompliziert.“
Kann nur einmal am Tag gespielt werden
Die Vorgehensweisen, um zum gesuchten Wort zu gelangen, sind unterschiedlich. Es empfähle sich aber, mit einem Wort zu beginnen, das vor allem viele Vokale hat, wie Heine erklärt: „Mit Wörtern zu starten, in denen Buchstaben doppelt vorkommen, ist natürlich nicht so schlau. Wörter wie „Piano“ oder „Adieu“ sind hingegen gut für den ersten Versuch.“
Besonders an „Wordle“ ist zudem, dass es nur einmal am Tag gespielt werden kann. Bei Heines Kunden stieß das zunächst auf Irritation: „Einige waren anfangs der Meinung, dass das doch keinen Sinn mache. Ich finde das aber toll. So kann sich jeder ein paar Minuten am Tag dafür Zeit nehmen und mit Freunden vergleichen, wie viele Versuche zum Erraten des Wortes benötigt wurden.“ Unter den Mitarbeitenden in seiner Firma wird „Wordle“ bereits jeden Tag gespielt. „Ich bin da noch nicht wirklich gut drin“, gesteht Heine.
„Wordle“ beim Hamburger Abendblatt
Neben den vielen Rätselsammlungen fallen in seinem Büro besonders einige Pokale ins Auge. „Ich habe 2005 die deutsche Sudoku-Meisterschaft gegründet und bin seitdem auch Nationaltrainer“, erklärt er. Bislang war Heine auf 14 Weltmeisterschaften. 2010 und 2011 gewann er für Deutschland den Titel. Einer Weltmeisterschaft im „Wordle“ steht er wegen der unterschiedlichen Sprachen skeptisch gegenüber: „Das dürfte sicherlich schwer werden. Aber eine reine Glückssache ist dieses Spiel nicht. Man kann dafür bestimmt auch trainieren.“
Die eigenen „Wordle“-Fähigkeiten trainieren kann man ab sofort auch hier: www.abendblatt.de/wordle. Dort wird jeden Tag um 12 Uhr ein neues Rätsel veröffentlicht.