Hamburg. Kaum Nachfrage nach dem alternativen Corona-Serum – was bedeutet das für die Einführung der Impfpflicht im Gesundheitswesen?
Manche hatten gehofft, dass sich mit ihm die Impfquote deutlich steigern lässt – vergeblich. Der neue Corona-Impfstoff Novavax ist nicht der erhoffte „Gamechanger“: Weder hat er in Hamburg etliche Impfgegner zur Immunisierung bewegen können, noch steht das zu erwarten. Die Nachfrage nach dem Mittel mit dem offiziellen Namen „Nuvaxovid“ ist bislang auf einem überschaubaren Niveau.
Laut Sozialbehörde haben sich in der Stadt bisher 506 Personen mit dem Vakzin auf Proteinbasis impfen lassen. „Nur wenige Hundert weitere Termine sind aktuell gebucht“, so eine Sprecherin. Der „große Run“ sei angesichts der 33.000 gelieferten Impfstoffdosen von Novavax damit ausgeblieben. Überhaupt stelle man angesichts dieser Nachfrage fest, dass die Zielgruppe „sehr klein“ sein dürfte.
Corona Hamburg: Niemand möchte Novavax
Fraglich, ob sich das mit dem Ende der Ferien ändern wird – oder mit dem Fortschreiten der Pandemie. Denn in den vergangenen Wochen war in Hamburg zu beobachten, dass die Nachfrage nach Impfungen generell einbricht. Zwei Aspekte sind dabei zu beachten: Zum einen können Menschen, die gerade mit Corona infiziert waren, sich nicht impfen oder boostern lassen. Und das ist eine große Anzahl. Zum anderen kann sich die Lage wieder ändern, sollte es einen ausgewiesenen Omikron-Impfstoff geben und eine vierte Impfung allgemein empfohlen werden.
In den vergangenen Monaten war vor allem in politischen Kreisen damit gerechnet worden, dass Menschen, die einen neuartigen mRNA-Impfstoff wie Biontech oder Moderna prinzipiell ablehnen, sich bei einem alternativen Impfstoff, der auf Protein-Basis hergestellt wird, für diesen entscheiden würden. Zumindest in Hamburg, wo die Impfquote (vollständig immunisiert) bei 82,5 Prozent liegt, ist das nicht der Fall. Wie sich die Zahlen in Bundesländern wie Sachsen oder Thüringen entwickeln, bleibt abzuwarten.
„Praktisch keine Nachfrage“ nach Novavax
Dort lag die Impfquote unter dem Bundesschnitt, was mit Impfskeptikern und -gegnern begründet wurde, die sich möglicherweise bei einem alternativen Vakzin umentschieden hätten. In der vergangenen Woche wurden etwa in Thüringen 1500 Spritzen mit Novavax gesetzt, 16.000 insgesamt, wie die Kassenärztliche Vereinigung erklärte. Immerhin lässt sich unbenutztes Novavax bei zwei bis acht Grad etwa neun Monate im Kühlschrank lagern.
In den Hamburger Arztpraxen, die ebenfalls demnächst mit Novavax beliefert werden sollen, gibt es „praktisch keine Nachfrage“ nach diesem alternativen Impfstoff, sagt Dr. Björn Parey, der Vizevorsitzende des Hausärzteverbandes. Er bezeichnet die mit dem Impfstoff verbundene Hoffnung auf eine weiter steigerbare Impfquote als „Wunschdenken“. Parey sagt, er könne sich täuschen, aber: „Wenn wir keine allgemeine Impfpflicht bekommen, haben wir im Herbst wieder dieselbe Situation.“
Ungeimpfte Mitarbeiter dem Gesundheitsamt melden
Die „einrichtungsbezogene“ Impfpflicht für Gesundheitsanbieter wird zum 16. März bundesweit eingeführt. Nach Pareys Angaben haben die Praxen damit keine nennenswerten Probleme, da fast alle ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geimpft seien. Aus anderen Arztkreisen ist jedoch zu hören, dass es beispielsweise in Großpraxen vereinzelt Impfskeptiker gebe. Niedergelassene und Krankenhausärzte führen lange Gespräche mit Ungeimpften. Hamburgs größter Krankenhausbetreiber Asklepios spricht von einer Impfquote von 98 Prozent bei seinem Personal. Auch Asklepios hatte gehofft, dass Novavax mehr Skeptiker zu einer Impfung bewegen würde, wie ein Sprecher sagte. „Einen Ansturm sehen wir derzeit nicht.“
Bei der Einführung der Impfpflicht im Gesundheitswesen werden alle Einrichtungen ihre ungeimpften Mitarbeiter dem Gesundheitsamt melden müssen. Welche Konsequenzen das hat, ist noch nicht klar. Ein unmittelbares Tätigkeitsverbot schließen im Prinzip alle Bundesländer aus. Die Gesundheitsämter können Impf- oder Genesenennachweise einfordern und Ungeimpften eine Impfberatung anbieten. Dass sofort die geplanten Bußgelder verhängt werden, scheint nach Auskunft von Beobachtern unwahrscheinlich.
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Hamburg: Aktuell 279 Corona-Patienten
Am Montag meldete die Sozialbehörde 1365 Corona-Neuinfektionen in Hamburg. Das sind 418 Fälle mehr als am Montag vor einer Woche (947). Damit steigt die Inzidenz weiter und liegt nun bei 703,9 (Vortag: 681,9). Seit Beginn der Pandemie wurden in der Hansestadt 362.746 bestätigte Corona-Infektionen registriert. Davon gelten laut RKI 296.500 Infizierte als genesen. Dieses Zahlenverhältnis war zwischenzeitlich auf über 100.000 aktuell Infizierte in Hamburg angewachsen und verkleinert sich gerade wieder.
Aktuell werden in den Kliniken der Stadt 279 Corona-Patienten behandelt. 34 Personen werden intensivmedizinisch versorgt. Beide Zahlen sind deutlich gesunken. Zuletzt wurden vor dem Wochenende 346 Corona-Patienten in Kliniken gemeldet, davon lagen 44 auf der Intensivstation. Die Behörde meldete keinen weiteren Todesfall im Zusammenhang mit dem Virus. Bislang sind 2319 Menschen gestorben.