Hamburg. Das Luxusschiff “Dilbar“ des Russen Alischer Burchanowitsch Usmanow liegt derzeit bei Blohm+Voss. Das sagen die Behörden.

Seit Tagen sorgt eine russische Megayacht im Hamburger Hafen für Schlagzeilen. Und die Konfusion über ihr weiteres Schicksal bei der Werft Blohm + Voss nimmt zu. Das renommierte englischsprachige Wirtschaftsmagazin „Forbes“ meldete am späten Mittwochabend, deutsche Behörden hätten die Megayacht „Dilbar“, des russischen Großindustriellen und Milliardärs Alischer Burchanowitsch Usmanow beschlagnahmt.

Usmanow ist eng mit Putin verbunden und steht auf der Sanktionsliste des Europäischen Rats. Das Magazin beruft sich auf drei Quellen aus der Yacht-Industrie. Doch beim Hamburger Zoll, der in diesem Fall tätig werden müsste ist von einer Festsetzung des Schiffes nichts bekannt.

Verwirrung um Oligarchen-Yachten im Hamburger Hafen

Die Hamburger Wirtschaftsbehörde dementierte sogar am Donnerstagmorgen die Meldung. „Die bei Blohm + Voss liegenden Yachten sind nicht beschlagnahmt. Wir stehen in ständigem Kontakt mit der Werft“, sagte eine Behördensprecherin. Auch das Bundeswirtschaftsministerium kann auf Anfrage von Abendblatt-Online eine solche Beschlagnahme nicht bestätigen.

Tatsache ist, dass es eines solchen formalen Aktes zumindest derzeit offenbar gar nicht bedarf. Nach Informationen von Abendblatt Online, sind die Arbeiten an der 156 Meter langen Megayacht „Dilbar“, die vollständig eingerüstet im Dock Elbe 17 liegt, derzeit unterbrochen worden. Sie könnte also gar nicht auslaufen. Auch am Donnerstag wurden keine Arbeiter auf dem Dock gesichtet. So sagte auch die Sprecherin der Wirtschaftsbehörde: „Aktuell ist eine Auslieferung der Yacht nicht geplant.“

Umgang mit Oligarchen-Yachten in Hamburg weiterhin unklar

Zudem war aus dem Bundesfinanzministerium zu hören, dass es auch immer noch keine klare Zuständigkeit für eine solche Festsetzung gebe. Demnach legt der Fall in Hamburg etwas anders als in Marseille: Dort hat der französische Zoll die Yacht eines russischen Oligarchen beschlagnahmt.

Das Schiff sei für Reparaturen in eine Werft in La Ciotat in der Nähe von Marseille gebracht worden, wo es dann in der Nacht zu Donnerstag in Beschlag genommen worden sei, teilte das französische Wirtschaftsministerium mit. Die Yacht habe zu Beginn der Zollkontrolle noch auslaufen wollen und damit gegen geltende Regelungen verstoßen.

Hamburger Hafen : Oligarchen-Yacht "Dilbar" nicht festgesetzt

Der Eigentümer der „Dilbar“, Usmanow, soll als Strohmann für Russlands Präsident Wladimir Putin gedient und dessen geschäftlichen Probleme gelöst haben. Zudem soll er als Medienunternehmer gegen die Ukraine ausgerichtete Artikel in der Zeitung „Kommersant“ veröffentlicht haben.

Am Montag war der Oligarch von der Europäischen Union als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine auf die Sanktionsliste gesetzt worden.

Daraufhin entbrannte um die Megayachten russischer Oligarchen, die bei der Hamburger Werft zur Reparatur liegen, eine hitzige Debatte. Die Linke forderte nachdrücklich eine Beschlagnahmung zumindest eines der Schiffe. Doch die Festsetzung bestehender Vermögenswerte ist schwierig – auch, weil die Behörden sich bei der Zuständigkeit uneinig waren.