Hamburg. Im Kalten Krieg wurden Schutzräume am Hauptbahnhof und in Harburg geschaffen. Heute liegen sie völlig brach.

Zivilschutz hatte einen großen Stellenwert im Kalten Krieg. In Hamburg wurden zwei große Bunker­anlagen geschaffen, um für den Ernstfall gewappnet zu sein. Sie liegen unter dem Hachmannplatz am Hauptbahnhof und in Harburg im S-Bahnhof. Zusammen sollten sie rund 6500 Menschen im Falle eines Atomschlags Schutz bieten. Schon damals war klar: Die Anlagen hätten im Ernstfall lediglich zwei Wochen funktioniert. Doch mittlerweile sind beide Bunker lange außer Betrieb und können nicht mehr gegen atomare, biologische oder chemische Waffen schützen.

Der deutlich größere Schutzraum ist der Bunker in Harburg. Selbst der Bahnsteig des S-Bahnhofs ist Teil der 5300 Quadratmeter großen Anlage, die für 5000 Menschen konzipiert war. Im Ernstfall, so die Planungen, sollten noch bis zu drei S-Bahn-Züge in den Bahnhof einfahren, bevor sich große Betontore senken und die Zufahrten verschließen.

Bunker Hamburg: Anlagen lange außer Betrieb

Der Bunker selbst hat einen kargen Charme. Die Technik, die in der 1983 fertiggestellten Anlage verbaut wurde, wirkt antik. In einem Zugangsbereich hätte der „Bunkerwart“ gesessen und durch eine große Bleiglasscheibe beobachten können, wer in den Bunker will. Im Inneren gab es Etagenbetten, Toiletten, Waschgelegenheiten, eine Groß­küche. Kurios wirkten leere Regale in der Nähe eines Zugangs, der zum KarstadtWarenhaus führt. Im Ernstfall sollten die Menschen die Regale unter anderem aus der Lebensmittelabteilung im Unter­geschoss füllen können, die heute allerdings nicht mehr existiert.

Luft zum Atmen wäre über riesige Filteranlagen in den Bunker gepumpt worden. Zuvor wäre die Luft durch Tonnen von Sand geleitet worden. Im Bunker selbst hätte ein leichter Überdruck geherrscht, damit nicht durch irgendwelche Ritzen und Spalte ungefilterte Luft eindringt.

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Bunker mussten nie ihren Zweck erfüllen

Wasser hatte aus einem Tiefbrunnen kommen sollen. Der musste später aufwendig versiegelt werden, weil durch den Rückgang der Industrie in Harburg der Grundwasserspiegel anstieg und dem ganzen S-Bahnhof die Überflutung drohte. Strom wäre über große Dieselmotoren erzeugt worden, wie sie auch auf Schiffen benutzt werden. 50.000 Liter Kraftstoff waren dafür eingelagert.

Der Bunker am Hachmannplatz hat seine Ursprünge im Zweiten Weltkrieg. 1965 wurde der Auftrag zur Instand­setzung und zum Ausbau gegeben. Die Anlage wurde erweitert. Aus dem Luftschutzraum wurde ein Atombunker. Die Ausstattung ist vergleichbar mit dem Harburger Bunker.

Genutzt wurden beide Anlagen im Sinne ihres Zwecks glücklicherweise nie. 1989 diente der Bunker unter dem Hachmannplatz als Schlafgelegenheit für Bürger der damaligen DDR, die nach der Maueröffnung in Hamburg übernachten wollten. Auch zur Jahrtausendwende wurde er als Notschlafstätte vorgehalten. Das Millennium-Problem stand vor der Tür. Durch die Datumsumstellung war ein massenhafter Ausfall von computergesteuerter Technik befürchtet. Im Bunker unter dem Hachmannplatz sollten gestrandete Zuggäste ein Quartier finden. Zudem finden hin und wieder Führungen durch die Anlage statt.

Stühle und Etagenbetten aus Bunker für Flüchtlinge

Der Harburger Bunker liegt völlig brach, auch weil er als mit Asbest belastet gilt. Zwar wurde er auch nach Ende des Kalten Krieges zunächst betriebs­bereit gehalten. 2001 gab es dann aber zuletzt eine Komplettüberholung. Dabei wurden auch die Notstromdiesel getestet wie bei solchen Gelegenheiten auch an der Anlage unter dem Hachmannplatz. Das ergab jedes Mal einen Feuerwehreinsatz, weil die Abgase aus als Liftfasssäulen getarnten Schornsteine quollen und Passanten dachten, dass es brannte.

2007 wurde der Bunker wie alle diese Anlagen aus dem Zivilschutzkonzept genommen. 2015 kamen dennoch zumindest Teile der Bunkereinrichtung zum Einsatz. Damals wurden Etagenbetten und auch Stühle von der Feuerwehr aus der Anlage geholt, um damit Flüchtlingsunterkünfte auszustatten.