Neu Wulmstorf. Stiftungen in der Region– Was sie bewegen, wer dahinter steckt. Heute: Die Neu Wulmstorfer Adalbert Zajadacz Stiftung
Was würdet ihr machen, wenn ihr Geld zur Verfügung hättet, um damit Gutes zu tun? Diese Frage wird ab August Schulklassen beschäftigen. Die besten entstandenen Ideen werden ausgezeichnet und mit einem Beitrag für die Klassenkasse honoriert. Und sie sollen tatsächlich umgesetzt werden, mit Mitteln der Adalbert Zajadacz Stiftung. „Sei Stiftung für einen Tag“ heißt das von der Neu Wulmstorfer Stiftung neu entwickelte Konzept, das im kommenden Schuljahr zunächst an örtlichen Schulen ausprobiert werden soll. Funktioniert es wie erhofft, kann es über Neu Wulmstorf hinaus auf andere Schulen ausgeweitet werden.
Andreas Köster, Vorstandsvorsitzender der Adalbert Zajadacz Stiftung, ist da zuversichtlich. „Bisher hat unsere Zusammenarbeit mit Schulen immer gut geklappt.“ Er selbst ist von dem Vorhaben überzeugt. „Ein tolles Projekt. Die Jugendlichen werden bei einem Workshop mit dem Thema Stiftung vertraut gemacht und angeregt, darüber nachzudenken, was in unserer Gesellschaft verbessert werden sollte und wie das praktisch möglich sein könnte“, schwärmt der Spezialist für Stiftungsrecht, Steuerrecht und Management von Non-Profit-Organisationen, der an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater als Professor für Steuerlehre und Non-Profit-Management wirkt.
Gesundheit und demokratische Willensbildung lagen Zajadacz am Herzen
Dass die Schüler Projekte ersinnen, die für die Adalbert Zajadacz Stiftung nicht förderfähig sind, weil sie nicht zu den Stiftungszwecken passen, hält er für sehr unwahrscheinlich. „Ich kenne keine Stiftungssatzung, die so breitgefächert ist wie diese“, sagt Köster, der noch weiteren Stiftungen vorsteht.
Wissenschaft und Forschung, Kunst, Kultur und Literatur, Bildung und Erziehung, Begabten- und Ausbildungsförderung, Hilfe im sozialen Bereich, Natur-, Tier- und Umweltschutz, Gesundheit und demokratische Willensbildung lagen Michael A. Zajadacz gleichermaßen am Herzen. Von je her hatte sich der Chef des Neu Wulmstorfer Elektrogroßhandels auf vielfältige Weise wohltätig engagiert, meist im Stillen. „Die Stiftungsgründung war für ihn auch ein Instrument der Unternehmensnachfolge. Michael Zajadacz hatte keine Erben und wollte auch seine Mitarbeiter damit abgesichert wissen“, berichtet Andreas Köster.
Im Jahr 2001 startete die Stiftung mit einem Kapital von einer Million Euro. Als Michael A. Zajadacz 15 Jahre später starb, vermachte er der Stiftung sein gesamtes Vermögen – Geld, Immobilien, Unternehmensbeteiligungen. „Es ist eine wirklich bedeutende Stiftung in der Region“, verrät Köster. Im vergangenen Jahr etwa wurde ein Stiftungs-Sondertopf für Coronahilfe aufgelegt, von dem hauptsächlich Krankenhäuser und Forschungseinrichtungen, aber auch soziale Institutionen profitierten.
Zajadacz wollte seine Unterstützung nicht auf die Heimat beschränken
So weit gestreut wie die Zwecke sind auch die Orte, an denen die Stiftung engagiert ist. Michael Zajadacz, gebürtiger Hamburger, wollte seine Unterstützung nicht auf die Heimat beschränken. Wer auf der Homepage seiner Stiftung durch die überaus lange Liste von geförderten Projekten scrollt, stößt unter anderem auf einen Fitnessraum für junge Menschen in Hildesheim, einen Dirigenten-Workshop für Kinder in einer Brandenburger Musikschule, auf pränatale Beratungs- und Versorgungsplanung eines Palliativteams in Südhessen. Sogar auf die Ausstattung mit Lehrwerken und Büchern eines Gymnasiums im afrikanischen Togo. Es sind viele Projekte aufgelistet, die über größere Zeiträume gefördert werden.
So unterstützt die Adalbert Zajadacz Stiftung schon seit mehreren Jahren den Meereswettbewerb „Forschen auf See“ der Meeresstiftung. An Natur- und Umweltschutz interessierte Jugendliche sind drei Wochen auf Nord- und Ostsee unterwegs und untersuchen unter Anleitung von Wissenschaftlern Vorkommen von Bakterien oder Mikroplastik im Wasser. „Das Forschungsschiff ‚Aldebaran‘ dient dazu, Meeresforschung verständlich zu machen und junge Menschen für einen nachhaltigen Umgang mit den Ozeanen zu begeistern“, erklärt Köster und klingt selbst begeistert.
Selbstverständlich wird auch Institutionen rund um den Stiftungssitz geholfen. Für den Bau der Neu Wulmstorfer Kita „Krümelkiste“ steuerte die Stiftung eine sechsstellige Summe bei, ungezählte örtliche Schul- und Vereinsprojekte werden mit Finanzspritzen von Zajadacz realisiert. Das Harburg-Huus, Harburger Anlaufstelle für Obdachlose, die Harburger Tafel und die Arche im Phoenixviertel, die Kindern und Jugendlichen im Stadtteil ein zweites Zuhause bietet, erfreuen sich regelmäßiger Zuwendungen. Zusätzlich wird immer Neues ermöglicht. So soll im kommenden Schuljahr eine fünfte Klasse des Hauptschulzweigs der Kooperativen Gesamtschule Schneverdingen mit Tablets ausgestattet werden. „Die Digitalisierung muss voran getrieben werden“, findet Andreas Köster.
Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Stiftung verlieh der Vorstand im September vergangenen Jahres zum ersten Mal den Michael Zajadacz Preis. Er soll künftig in zweijährigem Rhythmus vergeben werden und herausragende Leistungen in unterschiedlichen Themengebieten prämieren. 2021 wurden Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des Fachbereichs Elektrotechnik der Fachhochschule Dortmund zum Thema: „Innovation für große stationäre Batteriespeichersysteme“ ausgezeichnet.
„Zukunft braucht Herkunft. Dieses Zitat hat die Gedanken von Michael Zajadacz besonders geprägt. Denn wo wir herkommen bestimmt nicht nur, wie wir denken und fühlen, sondern wie wir uns in dieser Gesellschaft einbringen, welche Rolle wir einnehmen und was wir letztendlich für Menschen sind“, sagt Andreas Köster. „Zeit seines Lebens setzte sich Michael Zajadacz daher in besonderem Maße für seine Mitarbeitenden, seine Umgebung und die Gesellschaft ein.“