Hamburg. Die neuen Corona-Regeln für Restaurants und Cafés in Hamburg stellen viele Gastronomen vor Probleme. Was sie fordern.
Man könnte meinen, Gastronomen in Hamburg hätten viele Gründe zum Feiern. Erst fiel die Sperrstunde. Ab dem 4. März wird der 2G-plus-Einlass auf 3G erweitert, zudem sind Stehtische wieder zulässig. Dass nun wieder mehr Menschen Restaurants und Cafés besuchen können, bereitet vielen Gastronomen Sorgen.
Denn auf mehr Gäste kommt gleichbleibend geringes Personal. So schildert es der Vizepräsident des Hamburger Hotel und Gaststättenverbandes (Dehoga): „Wir leiden nach wie vor unter Fachkräftemangel“, sagt Niklaus Kaiser von Rosenburg. Da Hamburgs Nachbarländer deutlich lockerer seien, mangle es besonders in der Hansestadt an Servicekräften: „Sie laufen in die anderen norddeutschen Bundesländer davon“, so Rosenburg.
Hamburgs Gastronomen fordern mehr Freiheiten
Ob Bar oder Bistro – laut ihm fehlen Arbeitskräfte in allen Bereichen. Nachwuchs sei kaum in Sicht. Laut Deutscher Industrie- und Handelskammertag begannen 2020 17.079 Menschen eine gastronomische Ausbildung. Im Jahr zuvor waren es über 5000 mehr. Für Rosenburg ist klar: Vollere Lokale sind wünschenswert, aber mit den Einschränkungen resultieren sie hauptsächlich in größerer Belastung: „Personalausweise, Impf- und Testnachweise müssen weiterhin kontrolliert werden. Dieses Personal kann dann nicht in der Gastronomie selbst eingesetzt werden“, so Kaiser.
Er fordert mehr Freiheiten. Auch Johann Möller, Gewerkschaftssekretär bei der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten sieht die Lockerungen als „starke Mehrbelastung für das Personal.“
„Komplett ausgeblutet“: Restaurants in Hamburg kämpfen um Personal
Fragt man bei Hamburger Gastronomen, so leiden nicht alle. Vor allem kleinere Cafés und Restaurants, beispielsweise das „Dailycioso“ oder das „Leibgericht“ am Eppendorfer Weg, geben an personell recht gut aufgestellt zu sein. Das gilt auch für die Pyjama Bar auf der Reeperbahn, hier habe man alle Mitarbeiter durch Kurzarbeit halten können.
Als „komplett ausgeblutet“ beschreibt hingegen Jens Stacklies die Personallage. Er betreibt unter anderem die Fischauktionshalle, das Restaurant „Schönes Leben“ in der Speicherstadt oder die Gröninger Brauerei. In all seinen Betrieben arbeiteten vor Corona-Zeiten 250 Festangestellte, inzwischen seien es nur noch 150. „Wir kämpfen um jeden Mitarbeiter“ sagt er. Um diese wenigen halten zu können, müsse auch die Arbeitsbelastung in Grenzen gehalten werden.
Deshalb verkürzten viele Gastronomen ihre Öffnungszeiten: „Gastronomen waren nie faule Leute, aber die Zusatzbelastungen sind eine riesige Herausforderung.“ Er teilt die Meinung des Hamburger Dehoga-Vizepräsidenten. „Hamburg hat zu starke Sicherheitsbedenken. Wir blicken überhaupt nicht mehr positiv in die Zukunft“, sagt er.
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Bullerei und Zoë: Lockerungen sorgen für Freude und Frust
Patrick Rüther, Mitinhaber der Bullerei sieht in den Öffnungsschritten hingegen "einen etwas positiveren Blick in die Zukunft.“ Erleichtern würden sie die Arbeit aber nicht. Die Bullerei selbst sei personell zwar gerade gut aufgestellt, doch der Verlust an Arbeitskräften durch Corona sei „massiv“. Er würde sich „ganz deutlich bemerkbar machen, sobald es wieder in Richtung Normalität geht".
Auch bei Thomas Haack sorgen die Lockerungen für Freude und Furcht zugleich. Er betreibt die Bars „Zoë II“ und „Zoë III“ auf der Sternschanze. An einem Wochenendtag habe er insgesamt über tausend Gäste. Er rechnet damit, „förmlich überrollt zu werden“.
Seit dem Wegfall der Sperrstunde kämen die Gäste in Scharen, die Stimmung sei „grandios“, die Schlangen lang. Mit der Zulassung von Stehtischen erwartet er noch mehr Feierwütige. Seinem Team drohe ein „Knochenjob“, vor allem, da man Personal für Einlass und Einhaltung der 3G-Auflagen einplane. Haack fehlen rund 15 Arbeitskräfte. Damit sei er nicht allein: „Zuletzt habe ich von keinem Gastrokollegen gehört, der keine Personalprobleme hat“, so Haack.