Hamburg. Manche Gemüsesorten kennen die Schülerinnen und Schüler gar nicht. Ein Pilotprojekt mit UKE-Koch in Billstedt soll Schule machen.

Sellerie, Rettich, Kürbis, Chinakohl, Zucchini und viele weitere Gemüsesorten liegen vor Gilbert Köcher auf dem Tisch auf der Bühne im Kulturpalast in Billstedt. 100 Schülerinnen und Schüler haben die Augen auf den Chefkoch des Mitarbeiterrestaurants des UKE gerichtet. Er begrüßt sie auf Türkisch, Indisch, Englisch und weiteren Sprachen und beginnt zu erklären, welches Gemüse er mitgebracht hat. Für viele Kinder sind einige Sorten noch unbekannt. Die Siebtklässler der Stadtteilschule Öjendorf hören aufmerksam zu und sind sichtlich interessiert an seinen Anekdoten über Reisen, auf denen er unter anderem den früheren US-Präsidenten Bill Clinton bekocht hat.

Zwar ist Gilbert Köcher täglich für das Mittagessen für mehr als 3000 Beschäftigte und Studierende des UKE verantwortlich, trotzdem war es ihm eine Herzenssache, das dreitägige Pilotprojekt der UKE-Gesundheitsakademie zu unterstützen. „Falsche Ernährung und wenig Bewegung sind heutzutage große Probleme“, sagt der 59-Jährige. „Wir müssen die Jugend sie sensibilisieren ihre Aufmerksamkeit auf gesunde Ernährung zu lenken, auch um Krankheiten zu verhindern.“

Schule Hamburg: Kindern zu einem gesunden Leben helfen

Angela Grosse und Prof. Uwe Koch-Gromus koordinieren die Gesundheitsakademie des Eppendorfer Klinikums haben das Projekt „UKE-Gesundheitsakademie vor Ort“ initiiert. „Wir möchten einen kleinen Beitrag leisten, nicht so privilegierten Kindern zu einem gesunden Leben zu helfen“, sagt Uwe Koch-Gromus. Der Mediziner und Psychologe war bis 2020 Dekan der Medizinischen Fakultät.

Rund 95 Prozent der Schülerinnen und Schüler der Stadtteilschule Öjendorf haben einen Migrationshintergrund. Dorothee Müller, Leiterin der Klassenstufen sieben und acht, berichtet: „Die Kinder kommen größtenteils aus sozial benachteiligten Verhältnissen und haben von zu Hause aus meist kein Bewusstsein für gesunde Ernährung.“ Eine 13-jährige Schülerin erzählt, sie wisse gar nicht, dass so viel Zucker in der Cola sei, die sie jeden Tag trinkt.

Studenten erläutern Strategien der Stressbewältigung

Studierende des Universitätsklinikums Eppendorf haben an verschiedenen Lernstationen den Schülerinnen und Schülern neben der Bedeutung von gesunder Ernährung auch die Themen Stressbewältigung und Bewegung nähergebracht. In einem Seminar haben sie sich unterschiedliches Müsli genauer ansehen, um herauszufinden, welches gute Inhaltsstoffe hat und was in Müsli überhaupt drin ist. An anderen Stationen wurde gemeinsam spielerisch geschaut, was der eigene Körper kann und braucht. Conrad Schulz-Ruhtenberg ist einer der freiwilligen Helfer und sich sicher, dass sie etwas Gutes bei den Kindern bewirken konnten.

Die Projekttage kamen gut bei den Kindern und Jugendlichen an. Die 13-jährige Deborah Fosu denkt sogar einen Schritt weiter: „Wir sind die neue Generation und sollten auch folgenden Generationen ein Vorbild sein. Deshalb müssen wir gut zuhören“.

Das Projekt unter der Schirmherrschaft von Sozial- und Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) soll Schule machen: Für die Zukunft plant die Gesundheitsakademie diese von der AOK Rheinland/Hamburg finanziell geförderte Veranstaltung zwei- bis viermal im Jahr mit anderen Brennpunktschulen in Hamburg.