Hamburg. Das Wetter ist derzeit in Hamburg und Umgebung besonders turbulent. Nach einer Beruhigung kündigen sich schon wieder weitere Stürme an.

Wer die vergangenen Tage einen Blick auf seine Wetter-App geworfen hat, dem dürften die fast täglichen Sturm- und Orkanwarnungen nicht entgangen sein. Insgesamt sechs Sturmfluten haben Hamburg und den Norden innerhalb nur einer Woche ereilt – so viele waren es selten in so kurzer Zeit.

Auch der Wochenstart verlief stürmisch. Der Hamburger Fischmarkt wurde erneut überflutet. Bereits um 8 Uhr morgens wurde am Montag am Pegel St. Pauli ein Stand von 1,70 Meter über dem mittleren Hochwasser gemessen, so eine Sprecherin des Wasserstandsvorhersage- und Sturmflutwarndienstes Nordsee. Die Elbe drückte das Wasser sogar durch die Gullys auf den Fischmarkt. Auch der Elbstrand war erneut geflutet.

Wetter Hamburg: Unfälle und Sperrungen durch Regenfälle

Auf der Autobahn 24 sperrte die Polizei am Montagmorgen die Anschlussstelle Talkau (Herzogtum Lauenburg) in Fahrtrichtung Berlin. Dort war aufgrund starker Regenfälle in der Nacht ein Teil der Böschung abgebrochen. Auf der A7 kam ebenfalls am Montagmorgen ein Kleinbus zwischen den Anschlussstellen Garlstorf und Thieshope nach einem Schneeschauer vermutlich wegen Straßenglätte von der Fahrbahn ab und prallte nahezu ungebremst gegen einen Baum. Der Fahrer, der sich eingeklemmt und verletzt hatte, wurde anschließend ins Krankenhaus gebracht.

In Harburg wurde darüber hinaus in der Nacht von Sonntag auf Montag eine Straße überflutet, weil sich unter einer Brückenunterführung zu viel Wasser gesammelt hatte. Weil die Feuerwehr das Wasser anschließend abpumpen musste, wurde die Zu- und Abfahrt der A1 in Richtung Norden am Morgen gesperrt. Die Deutsche Bahn musste am Wochenende Fernzüge ab Hamburg Hauptbahnhof nach Kiel, Sylt und Kopenhagen umlegen, da Gleise unterspült worden waren.

Sturmfluten im Norden „nicht ungewöhnlich“

Sind diese Wassermengen selbst für Norddeutschland noch normal? Und wann ist die Sturmflutgefahr vorüber? „Es ist schon etwas Besonderes“, sagt Meteorologe Dominik Jung von wetter.net auf die Frage hin, ob die Norddeutschen sich langsam Gedanken machen sollten wegen der vielen Sturmfluten in den vergangenen Tagen. Gerade im Vergleich zu letztem Jahr, als „wir um diese Zeit eisig kaltes Winterwetter hatten“. Blicke man jedoch auf die vergangenen zwei Jahrzehnte insgesamt zurück, sei die Lage „nicht ungewöhnlich“, so Jung. „Seit ein bis zwei Wochen haben wir die typische Westwetterlage.“

Diese entstehe durch atlantische Tiefs, die vom Atlantik „meist über die britischen Inseln“ weiter nach Frankreich und die Beneluxländer schließlich nach Deutschland zögen, erklärt der Meteorologe. Auf diese Weise komme momentan „ein Tief nach dem anderen“ in Hamburg und dem Norden an. Es sei genau jene „Westwetterlage“, die „das Wasser in die Nordsee reindrückt, anschließend entlang der Elbe steigen lässt und dabei auch häufig den Hamburger Fischmarkt überflutet“, sagt Jung.

Entwarnung für den Rest der Woche

Damit aber überhaupt eine Sturmflut zustande komme, „müssten viele Dinge zusammenkommen“, verrät Thore Hansen vom Deutschen Wetterdienst (DWD). So sei beispielsweise eine sehr hohe Windgeschwindigkeit, die passende Windrichtung und der Flutpunkt entscheidend. Für die Elbe sei dies Nord-West-Wind, so Hansen.

Sowohl Hansen als auch Jung geben für den Rest dieser Woche erst einmal Entwarnung. Auch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) macht Mut: Zwar deute sich für Donnerstag/Freitag ein kleines Sturmtief im Norden an. Dies sehe „aber im Moment nicht so aus, als ob uns das ausreichend trifft“, wie Sprecherin Katharina Stockmann erklärt. Dennoch appelliert sie, die „Augen offen zu halten“, da dieser Winter und die Wetterlage insgesamt etwas „unruhig sei“.

Weitere Stürme für den Norden in Sicht

Weil die „Sturmwetterlage über West- und Mitteleuropa“ ab kommender Woche jedoch wieder aufleben werde, deuteten sich mehrere Stürme an, die „uns treffen werden oder zumindest streifen“, sagt Jung. Wie heftig diese ausfallen werden, vermochte der Meteorologe jedoch noch nicht zu sagen. Sicher sei hingegen, dass „ab Dienstag, Mittwoch nächster Woche wieder ein erhöhtes Sturmpotenzial“ herrsche und „damit auch ein erhöhtes Potenzial für Sturmfluten in Hamburg“, so der Meteorologe. „Da wird man sich nun mal dran gewöhnen müssen“, so Jung.

Ursächlich hierfür sei dem Meteorologen zufolge die „globale Erwärmung“, die sich auch schon an den vergangenen „sehr milden“ Wintern gezeigt habe und auch „laut der Prognose von Klimaexperten weiterhin zunehmen“ werde. Durch die Erderwärmung werde es „mehr Westwetterlagen im Winter geben“ und die Häufigkeit von Sturmfluten werde auch in Hamburg künftig zunehmen.

Wetter Hamburg: „Im Winter ist die Lage etwas unruhiger“

Ganz so dramatisch sieht es Katharina Stockmann vom BSH nicht: Die Lage sei ihr zufolge „eigentlich ganz normal für den Winter.“ Anwohnerinnen und Anwohner müssten sich aufgrund der Häufigkeit der Sturmfluten auf jeden Fall keine Sorgen machen, so die Sprecherin. Zwar sei das durchschnittliche Soll von fünf bis sechs Sturmfluten pro Jahr bereits erreicht. In der Vergangenheit habe es jedoch durchaus auch Jahre gegeben, in denen teilweise 21 Sturmfluten aufgetreten seien.

In manchen Jahren gab es gar keine, im Jahr 2020 habe es mit Sturmtief „Sabine“ dagegen sogar 13 Sturmfluten in einem Monat gegeben, was sehr ungewöhnlich gewesen sei. „Im Winter ist die Lage nun mal grundsätzlich etwas unruhiger.“ Die aktuelle Situation sei aber nicht unbedingt auf den Klimawandel zurückzuführen, betont die Sprecherin. Für die nächsten Tage sei zwar bisher nichts „Besorgniserregendes“ zu erkennen, allerdings sollten sich Bürgerinnen und Bürger in Hamburg und Norddeutschland immer wieder neu informieren.