Umweltschützer kritisiert die Idee, in Hamburg mehr Flächen für Tiny Houses bereitzustellen. Das sind die Gründe des BUND.

  • Umweltschützer kritisieren Tiny Houses als "Unsinn für Hamburg"
  • Hersteller von Tiny Houses verweisen auf modernisierte Energieeffizienz
  • Hamburger Senat will Tiny Houses nicht fördern

Tiny Houses liegen im Trend, das stellt der Hamburger BUND-Landesverband gar nicht in Abrede. Die kleinen Häuser mit einer Wohnfläche zwischen 10 und maximal 50 Quadratmetern seien dennoch mit ihrem vergleichsweise hohen Energie- und Flächenbedarf keine sinnvolle Alternative für andere Bauformen, so der Bund für Umwelt und Naturschutz.

Die Umwelt- und Naturschützer stellen sich damit insbesondere gegen eine Forderung der CDU in der Hamburger Bürgerschaft. Die hatte vor wenigen Tagen noch eine Ausweisung von Flächen für Tiny Houses in Hamburg gefordert. "Ein Kataster von Flächen, die sich grundsätzlich für Tiny Houses eignen, ist daher dringend erforderlich", hatte die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Anke Frieling, gesagt.

"Tiny Houses sind für eine Stadt wie Hamburg Unsinn"

Der BUND sieht das anders. "Tiny Houses gelten als alternativ und liegen im Trend. Für eine Stadt wie Hamburg, die mit ihren Flächen haushalten muss, sind sie Unsinn", sagt Christiane Blömeke, Vorsitzende des BUND Hamburg. "Diese Häuschen verbrauchen nicht weniger Baustoffe und auch nicht weniger Energie als eine moderne Wohnung, oft ist die Bilanz sogar schlechter als beim Einfamilienhaus."

Während der Flächenbedarf zwar unbestritten gering sei, liege der Verbrauch von Energie und Ressourcen pro Quadratmeter Wohnfläche deutlich höher. Laut Blömeke liege ein mit 10 Zentimeter Isolierung relativ gut gedämmtes Tiny House von zwölf Quadratmetern bei einem Energieverbrauch von rund 150 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Dies entspreche dem flächenbezogenen Energiebedarf eines Einfamilienhauses aus den 1980er-Jahren.

Hersteller von Tiny Houses: Moderne Gebäude energieeffizient

Was widersinnig klingt, ist beim näheren Hinsehen leicht zu erklären: Der hohe Energieverbrauch liegt am Verhältnis des umbauten Raums zu seiner Hülle. Das Tiny-Haus hat oft sechs Außenflächen, an denen Wärme entweichen kann, schließlich sollen viele Tiny Houses zudem mobil sein.

Die Bochumer Ingenieure Ralph Wortmann und Klaus Wember haben errechnet, dass der Heizenergiebedarf pro Person bei Tiny Houses sieben Mal so hoch ist wie bei modernen Passivhäusern, obwohl die Wohnfläche gerade ein Drittel beträgt.

Hersteller von Mini-Häusern widersprechen: Moderne Gebäude seien längst energieeffizienter. „Mit besonderen Maßnahmen bei der Dämmung und erneuerbaren Energien können wir auch den KfW-55-Standard erfüllen“, heißt es bei Rolling Tiny Houses in Neumünster. Dessen Geschäftsführer Peter Pedersen macht eine andere Rechnung auf: „Unsere Tiny Bauernkate hat einen Primärenergiebedarf von 26 kWh pro Quadratmeter und eine CO2-Emission von 5,32 kg pro Quadratmeter.“

Tiny Houses: Dach meist zu klein für Solaranlagen

Das Rolling Tiny House komme sogar nur auf knapp drei Kilogramm Co2 pro Quadratmeter. Bei einer Fläche von 18 Quadratmeter liege die jährliche CO2-Emission demnach nur bei rund 50 Kilogramm. „Das entspricht der CO2-Aufnahme von vier Buchen innerhalb der ersten 20 Jahren ihres Wachstums“, sagt Pedersen. „Daher: pflanze vier Bäume und Du lebst im Tiny House komplett CO2-neutral.“

Um die gesetzliche Energie-Einsparverordnung einzuhalten, würde ihnen zufolge sogar 20 Zentimeter Wandaufbau nur für die Dämmung benötigt. „Je mehr gemeinsame Wände man mit den Nachbarn hat, umso besser ist die Energiebilanz“, sagt BUND-Pressesprecher Paul Schmid. Da sehen die neuen einstöckigen Tiny Houses schnell alt aus. Ein weiteres Problem: Die kleinen Häuser sind oft nur schwer geregelt zu heizen und überhitzen mit einem Kaminofen schnell. Und das Dach ist zu klein für Solaranlagen.

Tiny Houses als "Nischenprodukte" – BUND fordert mehr Sozialwohnungen

"Tiny Houses sind Nischenprodukte und bestenfalls in Baulücken, zur Nachverdichtung auf privaten Grundstücken oder auf einem begrünten Flachdach sinnvoll. Was Hamburg braucht, sind deutlich mehr Sozialwohnungen und kleinere, bezahlbare Wohnungen in mehrgeschossigen Häusern, umgeben von möglichst wohnortnahen Grün- und Naturflächen", so der Hamburger BUND-Chef.

Der rot-grüne Senat sieht dies ähnlich. Tiny Houses seien "aufgrund ihrer kleinteiligen Struktur und meist eingeschossigen Bauweise in Bezug auf die Flächeninanspruchnahme entsprechend ineffizient", heißt es in der Antwort auf die Anfrage der CDU-Fraktion. Und weiter: "Der Senat verfolgt das Ziel, die wenigen verbliebenen Wohnungsbauflächen so effizient wie möglich zu nutzen, um insbesondere weiterhin dringend benötigten Wohnraum zu schaffen."