Hamburg. Tobias Warweg und Sebastian Jochheim wollen die Versicherungsbranche revolutionieren – und suchen dafür Leistungssportler.

Der eine hat sein Unternehmen erst 2020 gegründet, der andere führte eine Firma, deren Wurzeln bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen. Inzwischen haben sich Tobias Warweg und Sebastian Jochheim zusammen­getan, um mit Gossler, Gobert & Wolters ein Start-up mit Tradition aufzubauen. Der Versicherungsmakler ist in kürzester Zeit auf 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewachsen. Was das alles mit Hockey zu tun hat, wie man junge Leute in die Versicherungsbranche lockt und wieso Teilen das neue Wachsen ist, erzählen Warweg und Jochheim in unserer Reihe „Entscheider treffen Haider“.

Das sagen Tobias Warweg und Sebastian Jochheim über …

… die Frage, wie man als junger Mensch auf den Gedanken kommt, etwas mit Versicherungen zu machen:

Warweg: „Ich habe nach meinem Jura-Studium auf Wunsch meines Vaters bei der AXA in Köln gearbeitet, er meinte, dass ich einmal etwas anderes sehen sollte als Rechtsanwaltskanzleien oder Gerichtssäle. Ich dachte, dass ich dort ein Jahr bleiben würde, habe aber schnell Feuer für den Job gefangen. Denn wir arbeiten so ähnlich wie Unternehmensberater. Unser täglich Brot ist, die Risiken einer Firma und der Familien, der diese Firma gehört, abzusichern. Oftmals erleben wir im deutschen Mittelstand, dass ein Großteil des Vermögens eines Unternehmers in der Firma steckt. Und es gibt einem eine Genugtuung, wenn man den Unternehmer auf Augenhöhe dabei begleitet, dieses Vermögen zu erhalten und Risiken zu minimieren.“

… die Herausforderungen für Versicherungsmakler:

Warweg: „Für Versicherungsmakler gibt es drei große Herausforderungen. Erstens: Wie gehe ich mit der Digitalisierung um? Zweitens: Wie komme ich an geeigneten, hochqualifizierten Nachwuchs? Und drittens: Welche Größe brauche ich, um am Markt erfolgreich bestehen und Versicherern auf Augen­höhe begegnen zu können? Wir haben für uns erkannt, dass man diese Fragen als Einzelkämpfer nur schwer beantworten kann, dass das in einem Verbund viel leichter geht. Die Idee ist aus meinen Gesprächen mit Versicherungsmaklern gekommen, die ich geführt habe, als ich noch für den Haftpflichtverband der deutschen Industrie gearbeitet habe.“

… das Zusammengehen eines Traditionsunternehmens mit einem Start-up:

Jochheim: „Die Wurzel des heutigen Unternehmens Gossler, Gobert & Wolters, für das schon mein Großvater und mein Vater gearbeitet haben, geht bis ins Jahr 1758 zurück. Wenn man auf eine so lange Geschichte blicken kann, macht man sich natürlich Gedanken, wie und wer das Unternehmen sicher in die nächste Generation führen kann. Ich bin jetzt selbst seit 30 Jahren bei Gossler und hatte in dieser Zeit Anfragen von vielen Wettbewerbern, die unsere Firma kaufen oder sich beteiligen wollten. Das passte für ein Traditionshaus aber nicht. Bei Tobias Warweg war das etwas anderes: Im Verbund können wir trotzdem bleiben, wer wir sind. Gleichzeitig stellen wir uns zukunftssicher auf und leiten den Generationswechsel ein. Und der Name bleibt zudem erhalten.“

Warweg: „Es gibt keinen besseren Namen in der Branche, deshalb habe ich meine Firma, die ursprünglich meinen eigenen Namen trug, auch umbenannt.“

… die Rolle des Hockeys bei der Suche nach Mitarbeitern:

Warweg: „Ich habe zwei Jahre in der Nationalmannschaft gespielt und bin bis heute dem Hockeysport stark verbunden, alle meine vier Kinder spielen Hockey. Die Community ist gerade in Hamburg sehr ausgeprägt, es gibt keine Stadt in Deutschland, in der es so viele Vereine gibt. Und das wollen wir für uns nutzen.“

Jochheim: „In der Versicherungsbranche zu arbeiten ist ja nicht per se sexy, und auch wir müssen viel dafür tun, junge Leute für uns zu begeistern. Deshalb haben wir uns u. a. auf Leistungssportler, insbesondere aus dem Hockey, kapriziert. Wir bieten ihnen bei uns die Möglichkeit, Sport und Beruf ordentlich miteinander zu verbinden. Und wir wissen: Wenn jemand im Hockey etwas werden will, dann macht er das aus eigenem Antrieb, um sich selbst etwas zu beweisen – denn reich werden kann man selbst als Bundesligaspieler nicht. Das ist kein Profijob. Aber man kann Erfolge mit einer Mannschaft erreichen, die man sonst nicht hätte. Und genau so soll auch unsere Firma funktionieren. Wir fördern bewusst die Jugendarbeit des Deutschen Hockey-Bundes, weil wir der festen Überzeugung sind, dort mit einer Klientel in Verbindung zu treten, die Lust hat und in der Lage ist, bei uns Karriere zu machen.“

Warweg: „Bei uns ist die Mannschaft der Star. Wir wollen auf jeder Position die Besten haben. Wichtiger als Hockey ist natürlich die Unternehmenskultur. Wir streben an, die Tradition von Gossler, Gobert & Wolters mit der Dynamik meiner erst 2020 gegründeten Unternehmensgruppe zu verbinden. Das heißt, wir gewinnen junge Leute mit einer Unternehmenskultur, die die Sicherheit und Geschichte einer großen Firma bietet und gleichzeitig die Geschwindigkeit eines Start-ups ausstrahlt. Das begeistert viele.“

Jochheim: „Die Zusammenarbeit mit Hockeyspielern hat noch einen weiteren Vorteil: Viele der Menschen, die man auf dem Platz kennenlernt, besetzen später interessante Positionen in der Wirtschaft. Die Hockeyvereine in Deutschland sind ein sehr gutes Netzwerk, man kann mit anderen Spielern gut etwas zusammen machen.“

… Unternehmer, die bereit sind zu teilen:

Warweg: „Die entscheidende Frage ist, ob man als Inhaber eines Unternehmens bereit ist zu teilen. Dann ist das, was wir machen, für den betreffenden Firmeneigentümer das richtige Modell. Alle, die sich uns anschließen, sind an der Gruppe beteiligt. Sie bleiben inhabergeführt, müssen an anderer Stelle, etwa bei der Entwicklung von digitalen Strukturen, im Team zusammen mit anderen Unternehmern in unserem Verbund gemeinsame Lösungen entwickeln.“

Jochheim: „Natürlich ist es nicht leicht für einen älteren Unternehmer, zu denen ich mich inzwischen auch zähle, etwas von seinem Einfluss abzugeben. Ich hätte mir auch irgendwann überlegen müssen, wie ich Nachfolger finde. Das hat sich durch das neue Geschäftsmodell erledigt, und das fand ich verlockend. Das Gefühl, dass das, was man selbst aufgebaut hat, erhalten bleibt, man gleichzeitig aber in einer immer besseren Mannschaft spielt, ist faszinierend.“