Hamburg. An Schulen und Kitas wird die Lage immer schwieriger. Beim Boostern holt Hamburg auf: Quote liegt bei 46 Prozent. Was jetzt gilt.

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus und die Sieben-Tage-Inzidenzen erscheinen katas­trophal – doch Hamburg erreicht beim Impfen und Boostern gegenüber anderen Bundesländern wieder bessere Quoten. Gleichzeitig gibt es nach Recherchen des Abendblattes neue Ausbrüche an Schulen. Hier gehen zum Teil ganze Klassen in den Digitalunterricht.

Am Donnerstag meldete die Sozialbehörde den negativen Rekordwert von 6414 neuen Corona-Fällen. Das sind 843 Fälle mehr als am Vortag (5571) und 2650 mehr als am Donnerstag vor einer Wo-che (3764). Damit steigt die Inzidenz weiter an und liegt nun bei 1476,3. Seit Beginn der Pandemie wurden 193.423 bestätigte Corona-Infektionen registriert. Davon gelten nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) 137.400 Infizierte als genesen.

Corona Hamburg: Impfquote bei 78,5 Prozent

Aktuell werden in den Hamburger Krankenhäusern 453 Corona-Patienten behandelt. 62 Personen sind so schwer erkrankt, dass sie intensivmedizinisch versorgt werden müssen. Die Behörde meldete zudem sechs weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus. Bislang sind 2057 Menschen gestorben.

Die Hamburger Hospitalisierungsinzidenz lag laut RKI unverändert bei 4,91. Bundesweit stieg sie von 3,34 am Mittwoch auf 3,56. Nach RKI-Zahlen liegt die Impfquote in Hamburg (vollständig geimpft) bei 78,5 Prozent, der bundesweite Durchschnitt beträgt 73,1. Nur Bremen (85,6) und das Saarland sind besser (79,3). Beim Boostern hatte Bürgermeister
Peter Tschentscher (SPD) versprochen, dass man andere Bundesländer überholen werde.

Hamburg hat beim Boostern aufgeholt

Das scheint gelungen. Hinter Hamburg (ehemals Vorletzter) rangieren nun die ostdeutschen Bundesländer, Hessen wurde eingeholt. Die Hamburger Booster-Quote liegt bei 46,0 Prozent
aller Erwachsenen, im Bundesmittel bei 48,9 Prozent.

Das Impfen und Boostern spielt auch eine Rolle für die, die sich jetzt in der Omikron-Welle anstecken. Sie haben nach Studienlage und aller bisheriger ärztlicher Erfahrung ein geringeres Risiko, einen schweren Verlauf von Covid-19 hinnehmen zu müssen. Und wer Kontaktperson eines nachgewiesen infizierten Menschen ist, für den gelten besondere Regeln. Das zeigt unsere Grafik.

„Die Infektionswelle rollt in unserer Schule kräftig an“

Eine Eimsbütteler Grundschule teilte den Eltern am Donnerstag mit, dass die Lehrerinnen ab sofort nur noch informieren, wenn per PCR-Test bestätigte Fälle in den Klassen auftreten. Die Information über positive Schnelltests an die Klassenelternschaft entfällt ab sofort. Auch zusätzliche Schnelltests werden nicht mehr an die Sitznachbarn ausgegeben. „Die Kinder bewegen sich den ganzen Tag in der Klasse und sitzen auch in der Mensa gemeinsam zusammen. Die Ermittlung all dieser Kontakte können wir nicht leisten“, heißt es in dem Schreiben. Die Eltern werden zudem gebeten, am Wochenende grundsätzlich zusätzlich einen Test durchzuführen.

„Die Infektionswelle rollt auch in unserer Schule kräftig an“, heißt es in der Mitteilung. „Da wir inzwischen davon ausgehen, dass die Zahlen auch im Fe­bruar weiter steigen werden, müssen wir Wege suchen, wie wir in der Schule so damit umgehen, dass die Belastung nicht noch weiter steigt.“ Das Arbeitsaufkommen sei sehr hoch und die Schulleitung, die Kolleginnen und Mitarbeiterinnen im Schulbüro kämen kaum hinterher, alle Fragen und Sorgen zu besprechen. „So gern wir dies auch möchten.“

Corona-Ausbruch am Gymnasium Corveystraße

Auch an anderen Schulen ist es bereits gang und gäbe, dass nur über positive PCR-Tests informiert wird, nicht aber über jeden positiv ausfallenden Schnelltest. Unterdessen ist es am Gymnasium Corveystraße (Lokstedt) zu einem Corona-Ausbruch gekommen: Zehn von 28 Schülerinnen und Schülern einer Klasse haben sich mit dem Virus infiziert. In Absprache mit dem zuständigen Gesundheitsamt ist die ganze Klasse in Quarantäne geschickt worden. Die Schüler werden digital unterrichtet. Nach Angaben der Schule gibt es wenig weitere Infektionen und eine hohe Impfquote.

Die Hamburger Kitas kommen angesichts rasant steigender Infektionszahlen unter Kindern und Erziehern bereits jetzt an ihre Grenzen. Immer mehr Einrichtungen müssen komplett oder teilweise geschlossen werden. Eine Ausweitung der Teststrategie auf die Krippenkinder werde derzeit von der Sozialbehörde vorbereitet.

Senat beschließt neue Regeln für Kitas

Analog zu den neuen Quarantäne-Regeln hat der Senat in dieser Woche die Vorgaben für die Kitas angepasst. Eine wichtige Regelung zum Kita-Besuch bleibt aber bestehen. Kinder, die im selben Haushalt mit einer infizierten oder aus anderen Gründen unter Quarantäne stehenden Person leben, dürfen die Kita weiterhin nicht betreten. Dies gilt auch dann, wenn das nicht infizierte Kind – entsprechend der neuen Regelung – nach fünf Tagen freigetestet wurde und symptomfrei ist, oder die Isolation nach zehn Tagen ohne Test aufgehoben wurde.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Die Fünf-Tage-Regelung gilt lediglich für Kinder, die als Kontaktperson eines Infizierten gelten. Sind sie selbst infiziert gewesen, ist eine Freitestung ohne Symptome erst nach frühestens sieben Tagen möglich. In beiden Fällen aber gilt: Das Kind darf die Kita laut geltender Eindämmungsverordnung erst wieder besuchen, wenn auch die Isolation oder Quarantäne der anderen Person im Haushalt aufgehoben wurde.

Corona Hamburg: Neue Quarantäne-Regeln für Kitas

Für infizierte Kinder gilt nun: Eine Freitestung ist frühestens nach sieben Tagen mit einem PCR- oder Schnelltest von einer anerkannten Teststelle möglich, sofern die Kinder 48 Stunden lang keine Symptome aufweisen. Eine Entlassung von Kindern aus der Isolation oder Quarantäne ohne Testung ist nun bereits nach zehn Tagen möglich. Dies berechtigt aber eben nicht automatisch zum Besuch der Kita.

Unabhängig von den neuen Regeln gelte im Einzelfall grundsätzlich die Anordnung des Gesundheitsamts. Die neuen Quarantäne-Regelungen seien laut Sozialbehörde für Kitas von besonderer Bedeutung, da sie den Ausfall von Fachkräften zeitlich begrenzten.