Hamburg. Jan Eike Hardegen sorgt dafür, dass die Auswirkungen des Airports auf die Umwelt so gering wie möglich bleiben. Wie er das macht.
Wann immer es darum geht, den Hamburger Flughafen umweltfreundlicher zu machen, kommt Jan Eike Hardegen ins Spiel: Seit Juli vergangenen Jahres ist Hardegen Leiter der Umwelt-Abteilung des Airports. Mit seinem Team entwickelt er umweltfreundliche Wasserstoff-Fahrzeuge für den Airport und solarbetriebene Fluggasttreppen.
Er lässt Bäume pflanzen, holt Schafe, um Rasenböschungen kurzzuhalten, hält Bienenvölker, um die Luft zu testen und leckeren Honig zu ernten. Doch ins Schwärmen gerät Jan Eike Hardegen, wenn es um seinen Lieblingsplatz auf dem Airport geht: die versteckte, fast 225 Jahre alte „Dänenbrücke“.
Jan Eike Hardegen über …
… die Arbeit der Umwelt-Abteilung:
„Unsere Aufgabe ist es, die Umweltauswirkungen des Flughafenbetriebes so gering wie möglich zu halten. Wir verbessern Infrastruktureinrichtungen, wir begleiten Bauprojekte, optimieren die Energieversorgung mit Blick auf grünen Strom. Wir betreuen die gesamte Fahrzeugflotte auf dem Vorfeld und versuchen sie ökologisch zu verbessern. Da geht es vor allem um die Frage: Welcher Antrieb – also Verbrennungsmotoren oder Elektro- oder Brennstoffzellen – ist für welchen Einsatzzweck am geeignetsten? Wir schauen auf modernste Umwelttechnik und darauf, wie wir sie am Flughafen einsetzen können. Wir sind 15 Kolleginnen und Kollegen, und jeder hat im Prinzip sein spezielles Fachgebiet. In meiner Abteilung arbeiten zum Beispiel Geologen, Biologen, Umwelttechniker, Verfahrenstechniker und Elektroniker. Wir sind stolz darauf, dass wir als erster großer Flughafen in Deutschland CO2-neutral wirtschaften.“
… Fluglärm:
„Wir untersuchen kontinuierlich den Lärm, der durch den Flughafen verursacht wird und betreuen 18 Messstationen im Stadtgebiet und in Schleswig-Holstein. Die Daten werden bei uns täglich erfasst und ausgewertet. Sie sind Grundlage etwa für Flugplanungen aber auch andere Lärmschutzmaßnahmen.“
… klimaneutrale Fluggasttreppen:
„Wir haben hier Fluggasttreppen im Einsatz, die das gesamte Jahr über ohne externe Energieversorgung auskommen. Diese fahrbaren Treppen sind zu 100 Prozent klimaneutral, werden über Solarstrom gespeist und sind ja komplett unabhängig das ganze Jahr über einzusetzen. Es ist schon beeindruckend, was heute technisch möglich ist.“
… Fahrzeuge mit Wasserstoff-Antrieb:
„Wir legen einen Fokus auf das Thema Wasserstoff und Brennstoffzellen. 2005 haben wir mit einem ersten Projekt begonnen und mit Brennstoffzellen betriebene Gepäckschlepper selbst entwickelt. Wir haben sie damals knapp zwei Jahre getestet. Aber die Technologie war noch nicht so weit. Sowohl die Brennstoffzellen als auch die Batterien waren zu anfällig. Wir haben dann die Unterlagen für einige Jahre in den Schubladen liegen gelassen, geschaut, wie sich die Technologie weiterentwickelt und dann vor drei Jahren wieder herausgeholt. Im August 2020 kam dann der Prototyp unseres neuen Wasserstoff-Gepäckschleppers in den Betrieb. Aktuell wird der Prototyp zum Beispiel mit Blick auf die Kaltstart-Fähigkeiten weiterentwickelt. Bis 2028 oder 2029 werden wir alle 59 alten erdgasbetriebenen Gepäckschlepper durch Brennstoffzellen-Modelle ersetzen.“
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… seinen Lieblingsplatz auf dem Flughafengelände:
„Das ist eine ganz besondere Brücke und meines Wissens die zweitälteste Brücke Hamburgs. Sie wurde 1798 über die Tarpenbek als Verbindung zwischen Dänemark und Preußen gebaut. Die sogenannte Dänenbrücke sieht aus, wie man sich eine mittelalterliche Brücke vorstellt: Die Konstruktion besteht aus großen, teilweise gespaltenen Findlingen. Sie liegt auf der Niendorfer Seite hinter den Start- und Landebahnen versteckt in einem kleinen Wäldchen. Die großen Steine sind noch da, aber im Laufe der Jahrhunderte wurde viel Baumaterial von der Brücke weggenommen. Es fehlt das Pflaster, über das die Kutschen früher einmal fuhren. Als der Flughafen vor mehr als 100 Jahren gebaut wurde, versank die Brücke bis 2015 in einen Dornröschenschlaf. Das Laub der Bäume fiel auf die Brücke, und im Laufe der Zeit wurde die Brücke von einer Erdschicht bedeckt. Das ist vielleicht auch ein Segen für die Brücke, sonst wäre sie bestimmt irgendwann abgetragen worden. 2015 haben wir sie wieder freigelegt und uns dann in Absprache mit dem Denkmalamt Original-Baumaterialien besorgt. Die lagern nun geschützt, und in absehbarer Zeit wird die Brücke wieder richtig hergestellt.“
… „Landstrom“ für Flugzeuge:
„Was bei den Kreuzfahrtschiffen noch diskutiert wird, haben wir für die Flugzeuge schon zu 100 Prozent umgesetzt: Wenn Sie einmal an die Fluggastbrücken schauen, fallen Ihnen vielleicht so große gelbe Schläuche auf, die dort eingerollt hängen. Sie versorgen die Flugzeuge, sobald sie stehen, sowohl mit vorgewärmter Luft als auch mit 100-Prozent-Ökostrom. Die Flugzeuge müssen ihre Hilfstriebwerke ausschalten. Im Zuge der Vorfeld-Sanierung haben wir auch dort alle Parkpositionen damit ausgestattet. Die EU hat angekündigt, die Landstromversorgung auf den Flughäfen verpflichtend zu machen. Bei uns ist das kein Plan mehr, sondern bereits Alltag.“
… den speziellen Flughafenrasen:
„Der Rasen auf dem Flughafengelände ist besonders, weil er nur zwei- bis dreimal im Jahr gemäht wird. Er wird nicht wie etwa in der Landwirtschaft gedüngt, um den Bodenertrag zu verbessern. Wir lassen den Rasen, so lange es geht, in Ruhe. Das lang stehende Gras hat noch einen positiven Nebeneffekt: Die bei uns primär vertretenen Vogelarten sind Bodenbrüter und mögen es gar nicht, wenn sich Fressfeinde im langen Gras unbemerkt anschleichen können.“
… Hagenbeck und der Flughafen:
„Wenn die Wiesen gemäht werden, gehen Teile des Grases als Futter zum Tierpark Hagenbeck. Das Gras ist gut für die Tiere, weil es nicht gedüngt wird und extensiv bewirtschaftet wird.“
… Bienen:
„Die Bienenvölker auf dem Flughafen liefern nicht nur leckeren Honig – sie sind auch Bestandteil unseres Bio-Monitorings: Der Honig wie auch das Wachs gelten als Indikator für Luftschadstoffe und werden regelmäßig untersucht. Sowohl Luftqualität als auch die Honig-Qualität sind extrem gut und bestätigen damit die Werte der Flughafenstation vom Hamburger Luftmessnetz.“
… Schafe:
„Das saubere Oberflächenwasser wird über den Luftwerftgraben Richtung Tarpenbek geleitet. Dort sind unsere fleißigen Mitarbeiter, die Schafe, aktiv. Sie halten das Gras im Bereich der Böschungen kurz.“
… ein Traumziel:
„Die Seychellen! Das war unser Traum für die Hochzeitsreise. Aber das war damals im Studium nicht finanzierbar.“