Hamburg. Die blaue Fußgängerbrücke wurde abgerissen. Doch der Enkel des Bildhauers konnte die Schriftzüge retten. Einer nun kommt ins Museum.
Dass er von seinem Großvater, dem Hamburger Metallbildhauer Ernst Hanssen, 32 Jahre nach dessen Tod noch ein Kunstwerk erhalten würde, hätte Felix Hanssen nicht gedacht. Tatsächlich war es mit 2,40 Meter Länge und einem Gewicht von rund 40 Kilogramm sogar das größte und schwerste Geschenk, das er je zu Weihnachten bekommen hat.
Gut, dass Felix Hanssen seine Kinder Smilla und Mio mit hatte, als er am Tag vor Heiligabend den Schriftzug „Cremonbrücke“ von der Baustelle am Hopfenmarkt abholte und in sein Auto lud. Mit Hilfe des Denkmalvereins hatte er die aneinandergeschmiedeten, rund 30 Zentimeter hohen Buchstaben, die bis vor wenigen Wochen an der blauen Fußgängerbrücke über die Willy-Brandt-Straße prangten, vor der Verschrottung gerettet
Hopfenmarkt: Abriss der Brücke ging an Enkel vorbei
Dass die 1982 errichtete Brücke abgerissen werden soll, war trotz der Proteste dagegen komplett an dem Grafik-Designer aus Altengamme vorbeigegangen. „Ich habe erst zwei Tage vorher davon in der Zeitung gelesen und mich gefragt, was dann wohl mit Opas Schriftzügen machen“, so der 45-Jährige. Auf dem Schrottplatz sollten sie nicht landen!
Aber ob den Verantwortlichen klar war, wessen Schriftzüge unter dem Geländer der Stahlbrücke prangten? Immerhin hatte Ernst Hanssen neben weiteren Brücken-Schriftzügen auch das Relief „Tiere-Menschen“ an der Rindermarkthallte gestaltet, Sakralgegenstände für mehrere Kirchen und historische Brunnen restauriert – neben dem Stuhlmann-Brunnen in Altona auch den Vierländer-Brunnen am Hopfenmarkt.
Denkmalverein konnte helfen
Weil er keine Ahnung hatte, an wen er sich wenden könnte, schrieb Felix Hanssen den Denkmalverein an. Desen Geschäftsführerin Kristina Sassenscheidt meldete sich prompt zurück und versprach, zu helfen. Tatsächlich holte sie den verantwortlichen LSBG (Landesbetrieb für Straßen, Brücken und Gewässer) mit ins Boot, der sich kooperativ zeigte und sich um die Bergung des Brückennamens kümmern wollte.
„Doch als ich zwei Tage später zur Brücke fuhr, war die schon abgerissen. Ein Arbeiter gab mir die Auskunft, der Schriftzüge wären weg“, so Hanssen. Als er sich zu erkennen gab, erzählte ihm der Mann aber, sie seien gesichert worden und liegen in einem Bauwagen. Den zweiten Schriftzug übernimmt das Museum für Hamburgische Geschichte.
Schriftzug erinnert an Hamburger Cremonbrücke
„Ich hatte nie die Absicht, den Schriftzug zu übernehmen – ich wollte ihn nur erhalten“, sagt Hanssen, der sich nun Gedanken macht, wo er ihn anbringen wird. „Zum Glück haben wir Platz genug.“ Er freut sich, dass der zweite Schriftzug im Museum ausgestellt und somit weiterhin öffentlich sichtbar sein wird. Darüber ist auch Kristina Sassenscheidt froh.
Auch interessant
Auch interessant
„Details wie diese Schriftzüge zeigen, wie viel Mühe man sich mit der Gestaltung der Brücke gegeben hat und welche baukulturelle Qualität in ihr steckte. Wir freuen uns daher sehr, dass der LSBG so schnell reagiert hat. So werden zumindest diese beiden Metallarbeiten erhalten und können nachfolgende Generationen an eine der markantesten Hamburger Brücken erinnern.“