Hamburg. Trotz gestiegenen Bedarfs – und vieler Bewerbungen – wird die Zahl der genehmigten Testzentren in Hamburg nur langsam größer.

Die Angst vor der hochansteckenden Coronavirus-Variante Omi­kron wächst. Auch Geboosterte sind vor einer Ansteckung nicht vollständig geschützt, was den Bedarf an kostenlosen Bürgertests, vor allem angesichts der bevorstehenden Feiertage, weiter steigen lässt. Doch noch immer klagen viele Hamburgerinnen und Hamburger über lange Schlangen vor Testzentren oder eine Mangelversorgung in ihrem Stadtteil. Viele Betreiber von Testzentren wiederum warten weiterhin auf die notwendige Genehmigung durch die zuständigen Gesundheitsämter, wie aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der Linken-Fraktion hervorgeht.

Seit dem 1. Oktober sind laut Senat in allen Bezirken mehr als 700 Anträge auf eine Beauftragung zur Durchführung kostenloser Tests für Bürgerinnen und Bürger eingegangen. Von diesen seien rund 75 Teststellen bereits genehmigt worden, weitere 65 Anträge befänden sich in der finalen Prüfungsphase. „Es scheitert also nicht an der Bereitschaft, Teststellen zu eröffnen, sondern an der Trägheit des Genehmigungsverfahrens“, kritisiert der gesundheitspolitische Sprecher der Linken-Fraktion, Deniz Celik. „Der Senat ist in der Pflicht, flächen­deckend wohnortnahe Testzentren zu schaffen, und muss endlich bei den Genehmigungsverfahren für Testzentren auf die Tube drücken.“

Corona: Mangel an Testzentren in vielen Hamburger Stadtteilen

Seit dem 13. November haben alle Bürgerinnen und Bürger wieder Anspruch auf mindestens einen kosten­losen Antigen-Schnelltest pro Woche. Für nicht medizinische Testanbieter war die Sondergenehmigung nach Vorgabe des Bundes am 11. Oktober ausgelaufen. „Zwischenzeitlich hatten 86 Teststellen ihren Betrieb eingestellt. Mit Stand vom 8. Dezember ist die Anzahl an Teststellen mit 135 wieder um 64 Teststellen angestiegen“, so der rot-grüne Senat in seiner Antwort.

„Die Testkapazitäten haben nicht das Niveau der Zeit vor der Beendigung der kostenpflichtigen Tests erreicht“, kritisiert Celik. „Das ist nach über einem Monat seit Wiedereinführung der kostenlosen Tests ein Armutszeugnis.“ Laut Senat gingen bei den Gesundheitsämtern täglich weitere Anträge ein. Ein großer Teil davon sei jedoch unvollständig beziehungsweise unzureichend. „Eine eingehende Einzelfallprüfung ist daher notwendig.“

Dies erforderte unter anderem eine Prüfung der Hygiene- und Standortkonzepte, der Mindestvoraussetzungen sowie der Einschätzung der Konzepte anhand einer Bewertungs­matrix und Leistungsbeschreibung. Die Kapazitätsauslastung werde von der Sozialbehörde stetig analysiert und in einer monatlichen Testzahlenerfassung ausgewertet, so der Senat. „Im Anschluss daran vergeben die Gesundheitsämter zeitnah eine Konzession für geeignete Anbieterinnen und Anbieter.“

Hamburg: In einigen Stadtteilen fehlen Testmöglichkeiten besonders

In einigen Stadtteilen mangele es laut dem Linken-Gesundheitsexperten Celik jedoch besonders an ausreichend Testkapazitäten. „Es kann nicht sein, dass Menschen auf der Veddel, in Horn oder Dulsberg weite Strecken zum nächsten Testzentrum in Kauf nehmen müssen, weil sich kein einziges Testzentrum in ihrem Stadtteil befindet.“

Auch die Fraktionen von FDP und CDU im Bezirk Hamburg-Nord kritisieren einen Mangel an Testmöglichkeiten und forderten in einem Antrag in der Bezirksversammlung die Erhöhung der Testkapazitäten in Hamburg-Nord. „Angesichts der vierten Corona-Welle muss alles getan werden, um Infektionsketten zu unterbrechen. Ein wichtiges Mittel dazu sind häufige Tests“, heißt es in dem Antrag, der von der rot-grünen Mehrheit abgelehnt wurde.

Eine umfangreiche bürokratische Prüfung der Anträge zur Zulassung von zusätzlichen Testzentren vorzunehmen sei unverantwortlich, kritisierte der FDP-Abgeordnete Wieland Schinnenburg. „Jeder, der will oder es aufgrund der immer neuen Vorschriften muss, sollte sich schnell und ohne lange Wartezeiten testen lassen können.“

Saisonale Effekte: „Das öffentliche Leben verlagert sich in Innenräume“

Unterdessen ist die Corona-Inzidenz in Hamburg entgegen dem Bundestrend am Wochenende kräftig gestiegen. Die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche kletterte am Sonntag auf 314,4. Am Sonnabend hatte der Wert 313,4 betragen, am Freitag 300,7, eine Woche zuvor 249,2. Am Sonntag wurden 593 Neuinfektionen gemeldet. Zu beklagen sind drei weitere Todesfälle. Laut Gesundheitsbehörde wurden mit Stand Freitag 232 Covid-19-Patienten in Kliniken behandelt, 54 von ihnen auf Intensivstationen.

Mit der steigenden Inzidenz bewegt sich Hamburg auf die Marke von 350 zu, ab der eine Schließung von Clubs und Diskotheken droht. „Wir haben schon im letzten Jahr gesehen, dass sich ein hohes Infektionsgeschehen in einzelnen Regionen Deutschlands mit zeitlichem Verzug auch in Regionen einstellt, die zunächst kein hohes Infektionsgeschehen verzeichneten“, sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer dem Abendblatt. „Die Mobilität der Gesellschaft ist hierfür der wesentliche Grund.“

In Hamburg und anderen Regionen mit bislang vergleichsweise stabilem Infektionsgeschehen und weniger einschneidenden Beschränkungen des Lebens machten sich nun die saisonalen Effekte bemerkbar. „Das öffentliche Leben verlagert sich in Innenräume, in denen das Infektionsrisiko höher liegt als unter freiem Himmel.“