Hamburg. Die Polizei führt 170 Verfahren. Fälschungen fliegen meist in Apotheken auf, wenn sie in digitale Impfpässe gewandelt werden sollen.

Nahezu täglich werden in Hamburg von der Polizei falsche Impfpässe sichergestellt. „Wir haben mittlerweile um die 170 Verfahren, die bearbeitet werden“, sagt ein Beamter. Dabei kann es in einem Verfahren auch um mehrere sichergestellte Impfpässe gehen.

Festgestellt werden solche Fälschungen oft in Apotheken, wenn der Besitzer versucht, eine Fälschung zu nutzen, um einen digitalen Impfpass zu bekommen. Eigentlich immer sind es Unregelmäßigkeiten, die eine Fälschung auffliegen lassen.

Gefälschte Impfpässe werden in Hamburg vermehrt sichergestellt

Darüber hinaus findet die Polizei immer wieder bei Einsätzen gefälschte Pässe. Am Donnerstagabend stoppten Beamte an der August-Krogmann-Straße in Farmsen einen Autofahrer (20) nach einer Fahrt unter Drogeneinfluss. Bei dem jungen Mann wurden drei Impfpässe entdeckt, die zwar Stempel des Impfzentrums Hamburg aufwiesen, aber nicht ausgefüllt waren. Dazu wurde ein Bogen mit Aufklebern entdeckt. Es handelte sich um Etiketten mit Chargennummern. Der 20-Jährige gab zu, die Impfpässe im Internet gekauft zu haben. Er wollte sie für sich und Freunde nutzen.

Am Tag zuvor wurde im Rahmen einer Fahndung am Holstenhofkamp ein Mercedes gestoppt, in dem vier junge Männer saßen, die mit Schlagstöcken, Baseballschlägern und Messer bewaffnet waren. Bei der Durchsuchung des Fahrzeugs entdeckten die Beamten einen gefälschten Impfpass.

Dealer machen mit gefälschten Impfpässen "Nebengeschäft"

Am Dienstag durchsuchte die Polizei die Wohnung eines 24 Jahre alten Mannes an der Meiendorfer Straße. Er hatte zuvor mit einem Komplizen in einer Arztpraxis gezielt Impfpässe und Stempel gestohlen. Bei dem 24-Jährigen handelt es sich offenbar um einen Dealer, der mit den Impfpässen ein „Nebengeschäft“ machen wollte. In seiner Wohnung entdeckte die Polizei eine kleine, aber professionelle Marihuanaplantage. Außerdem wurden zehn Gramm Kokain, 20 Gramm Marihuana, Verpackungsmaterial und Dealerutensilien wie eine Feinwaage sichergestellt. In einem Raum fand die Polizei einen Münzbehälter, der aus einem Automatenaufbruch in einem Waschsalon stammt.

Im September dieses Jahres hatte die Polizei an der Bekassinenau eine größere Fälscherwerkstatt entdeckt. Von dort aus wurden Abnehmer im gesamten Bundesgebiet mit falschen Impfpässen versorgt. Bei der Aktion waren 400 Blankoimpfpässe und ein Stempel aus dem Impfzentrum Buchholz sichergestellt worden. Die Geschäfte liefen offenbar schon länger und gut. Beamte entdeckten in der Wohnung auch 30.000 Euro Bargeld und eine Rolex.

Drahtzieher der groß angelegten Fälscherwerkstatt war ein 37-Jähriger, der der Polizei bereits als Drogendealer bekannt war. „Wir stellen fest, dass gerade in diesem Milieu das Fälschen von Impfpässen als Zusatzgeschäft erkannt worden ist“, sagt ein Beamter. Der Aufwand sei gering, Impfpässe würden für wenige Hundert Euro angeboten.