Hamburg. Rot-Grün will trotz Kritik von einigen Händlern und CDU den Modellversuch durchsetzen: „Wir wollen die Probe aufs Exempel machen“.

Der Ortskern von Volksdorf soll versuchsweise zur Flaniermeile werden. Für zunächst acht Wochen ab April 2022 soll der Bereich Im Alten Dorfe und Claus-Ferck-Straße für den Verkehr gesperrt werden. Doch im Stadtteil regt sich Kritik an den Plänen: „Warum setzt Rot-Grün die Zukunft von Volksdorf aufs Spiel?“ fragt die CDU in der Bezirksversammlung Wandsbek. Auch acht Gewerbetreibende haben ablehnende Eingaben gemacht.

Nach dem pandemiebedingt schwierigen Jahr 2020 laufen die Geschäfte gerade wieder an, lautet der Haupteinwand, die Reserven seien aufgebraucht und es sei nicht die Zeit für Experimente, die ein verändertes Kundenverhalten zur Folge haben könnten. Die Kritiker wollen den wegen der Pandemie ohnehin schon verschobenen Feldversuch ganz abblasen und alles so lassen, wie es ist.

Verkehr in Hamburg: Reicht eine Fußgängerzone?

Der Ortskern eigne sich nicht für eine weitere Flaniermeile und man habe ja schon die Fußgängerzone Weiße Rose – der Feldversuch würde diese erweitern. Einige Geschäftsleute befürchten Umsatzrückgänge, weil die 70 dann wegfallenden Parkplätze in den beiden Straßenzügen Lauf- bzw. Fahrkundschaft kosten würden. Im Vorfeld hatten Erhebungen der Verkehrsplaner im laufenden Bürgerbeteiligungsverfahren ergeben, dass im Umfeld des Ortskerns mehr als 1550 Parkplätze zur Verfügung stehen, die maximal sechs Gehminuten entfernt liegen und an den Stichtagen bei weitem nicht ausgelastet waren: Gut 200 waren auch in Stoßzeiten frei.

Rot-Grün will den auf acht Wochen konzipierten Versuch nicht absagen. „Wir wollen die Probe aufs Exempel machen, dabei Zahlen erheben und am Ende feststellen, ob und wo es vielleicht Probleme gibt“, sagt SPD-Bezirksfraktionschef Marc Buttler. „Dann haben wir eine Grundlage für Entscheidungen und müssen uns nicht mit letztlich vage bleibenden Sorgen auseinandersetzen.“

Verkehr in Hamburg: Flaniermeile könnte Chance bieten

Am heutigen Donnerstag wird der Stand der Planung im Regionalausschuss Walddörfer vorgestellt. Während des Versuchs sollen die Flächen für Außengastronomie, eine kleine Bühne, Hochbeete und Grün, Spielgeräte und Bänke sowie Lastenradparkplätze und als Fußwege genutzt werden. „In Ottensen wurde so etwas einfach beschlossen“, sagt Buttler. „Wir machen einen Versuch mit Bürgerbeteiligung und nehmen die Leute mit.“

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Die Kaufmannschaft vor Ort ist gespalten. Viele sehen eher die Chancen und glauben nicht an das Parkplatzargument. „Wer zur Konkurrenz ins Alstertal Einkaufszentrum fährt, kann auch nicht vor der Tür parken“, heißt es aus der Buchhandlung Ida v. Behr.