Hamburg. Wie können Frauen im Handwerk gefördert werden? Das möchte Rot-Grün beratschlagen – denn der Beruf leidet unter veralteten Ansichten.

Nur jeder fünfte Handwerksbetrieb in Hamburg wird von einer Frau geführt, und nur jede vierte Neugründung erfolgt durch eine Frau. Der Frauenanteil bei den Neuverträgen im Handwerk lag im vergangenen Jahr bei 21,2 Prozent. Die rot-grüne Mehrheit in der Bürgerschaft will mit einem Antrag, der in der Sitzung am Mittwoch beraten wird, den Anstoß dafür geben, dass die Berufsorientierung ausgebaut und Frauen im Handwerk besser gefördert werden.

„Junge Frauen, aber auch ihre Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern haben oft eine weitgehend auf traditionellen Werten aufbauende Vorstellung vom Handwerk im Kopf“, sagt Zohra Mojadeddi, Sprecherin für Handwerk in der Grünen-Bürgerschaftsfraktion. Handwerk werde häufig noch mit schwerer körperlicher Arbeit verbunden, jedoch nicht mit Digitalisierung, Klimaneutralität oder der Lösung von Zukunftsaufgaben.

SDP und Grüne möchten mehr Handwerkerinnen für Hamburg

Dabei seien alle Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vom Klimawandel über die Energie- und Mobilitätswende bis zur Stadtentwicklung und der Kreislaufwirtschaft „ohne ein starkes Handwerk nicht zu bewältigen“. Frauen müssten die Möglichkeit haben „neue Wege bei der Berufswahl zu gehen – jenseits von Stereotypen“, sagte Mojadeddi. Berufsaussichten und Karrierechancen für Frauen seien hervorragend.

Astrid Hennies, Expertin für berufliche Bildung der SPD-Fraktion, wies darauf hin, dass das Handwerk mit rund 120.000 Beschäftigten zu den bedeutendsten Arbeitgebern in Hamburg zähle. „Schon jetzt zeichnet sich ab, dass in den nächsten Jahren ein Mangel an Fachkräften droht. Um diesem entgegenzuwirken und die Zukunftsfähigkeit der Branche nachhaltig zu sichern, wollen wir das Handwerk für weibliche Auszubildende attraktiver machen“, sagte Hennies. Dazu gehöre eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, aber auch das Ziel, „Klischees der ,Männerbranche‘ Handwerk zu entkräften“.

SPD und Grüne fordern den Senat auf, Schülerinnen an allen Schulformen frühzeitig Informationen über Berufsmöglichkeiten im Handwerk anzubieten. Außerdem sollen Studienabbrecherinnen „schnellstmöglich Ausbildungsangebote im Handwerk“ erhalten und Ausbildungsabbrecherinnen über alternative Berufsfelder informiert werden.