Hamburg. Die alte Schulkate wurde ohne denkmalgerechte Genehmigung umgebaut. Nun folgte abrupt der Baustopp. Was jetzt passieren soll.
Die alte Kate an der Luruper Hauptstraße 132 ist mit Abstand das älteste und wohl auch historisch bedeutendste Bauwerke im gesamten Stadtteil. Sie wurde bereits in den Jahren 1822/23 erbaut, eine Erweiterung erfolgte 1855. Bis Ende der 1920er-Jahre wurde sie als örtliche Schule genutzt, entsprechend hat sich ihr Name „Alte Schule“ bis heute erhalten. Jetzt sorgen sich viele Menschen in der Gegend um den Bestand des denkmalgeschützten Kleinods.
Seit Monaten wird das reetgedeckte Fachwerkhäuschen umgebaut, ebenso lange gibt es Kritik an den Arbeiten – und dazu jede Menge Gerüchte. Tenor: Der Umbau werde angeblich nicht denkmalgerecht ausgeführt, viel zu rabiat und nicht sachgemäß gehe man dabei vor. Nun der Eklat: Vor wenigen Tagen mussten die Arbeiten auf unbestimmte Zeit eingestellt werden. „Vergangene Woche hat das Denkmalschutzamt einen sofortigen Baustopp verhängt, da für die Arbeiten keine denkmalrechtliche Genehmigung vorliegt“, bestätigt Marianne Kurzer von der Kulturbehörde. „Erst wenn ein tragfähiges Sanierungskonzept vorgelegt wird, das vom Denkmalschutzamt geprüft und genehmigt wurde, kann der Baustopp aufgehoben werden.“ Nach Abendblatt-Informationen ist es nicht der erste Baustopp vor Ort.
Bauprojekt: Denkmalamt gab zuerst Entwarnung
Rückblick. Schon Anfang Juli hatten, wie berichtet, Mitglieder des örtlichen Stadtteilbeirats „Luruper Forum“ bei diversen Einrichtungen Alarm geschlagen und auf die aus ihrer Sicht unsachgemäße Art der Renovierung hingewiesen. Als das Abendblatt nachhakte, kam vom Denkmalamt Entwarnung. Es seien keine unfachmännischen Arbeiten ausgeführt, sondern lediglich jüngere Ein- und Ausbauten entfernt worden und dafür sei keine denkmalrechtliche Genehmigung nötig gewesen, hieß es damals. Entsprechende Antworten erhielt auch der Bürgerschaftsabgeordnete Frank Schmitt (SPD) auf ein Kleine Anfrage.
Nun, vier Monate später wird deutlich: Es gibt immer noch keine denkmalgerechte Genehmigung, umgebaut wurde aber munter weiter. Frank Schmitt will über eine erneute Anfrage klären, wie es überhaupt zu dieser Entwicklung kommen konnte – und wie es weitergehen soll. „Es ist zu befürchten, dass das Haus langfristig nicht als Denkmal erhalten werden kann, wenn das so weitergeht“, kritisiert Schmitt. „Das muss unbedingt verhindert werden.“
Steffens: Stadt sollte Haus in Lurup erwerben
Ähnlich sieht es die Altonaer Kulturpolitikerin Kaja Steffens. „Hier scheint der neue Grundeigentümer der alten Schulkate offensichtlich unter den Augen der Denkmalschutzbehörde und der Bauprüfabteilung des Bezirksamtes Fakten zu schaffen – ohne Genehmigung“, warnt Steffens. Diese Entwicklung war absehbar und muss endgültig gestoppt werden.“ Steffens Vorschlag: „Die Stadt sollte erwägen das alte Schulhaus zu erwerben und einer sozialen Nutzung zu zuführen, Bedarf dafür gibt es in Lurup zu Genüge.“
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Auch Sabine Tengeler, Co-Geschäftsführerin des örtlichen Stadtteilbeirats „Luruper Forum“ und ihre Mitstreiter sind in Alarmbereitschaft. „Der Schornstein der Kate wurde kürzlich abgerissen, die offene Stelle nur notdürftig abgedichtet“, berichtet sie. Am Reetdach werde zudem überhaupt nichts ausgebessert. Tengeler befürchtet: „Wenn jetzt nicht endlich strenger kontrolliert wird, könnte das das Ende der alten Kate bedeuten.“