Hamburg. Seit Jahresbeginn wurden 560 Tiere abgegeben. Dabei seien die häufig nicht hilfsbedürftig – im Gegenteil. Worauf Sie achten sollten.

Der Hamburger Tierschutzverein (HTV) schlägt „Igel-Alarm“: Allein seit Jahresbeginn habe das Tierheim an der Süderstraße 560 Tiere aufgenommen – zuvor seien es durchschnittlich 400 Igel im Jahr gewesen. Aktuell befänden sich sich 53 Vertreter der geschützten Art in der Obhut des Vereins, hieß es in einer Mitteilung am Montag.

Dabei seien die Tiere dort oft gar nicht am besten aufgehoben. „Igel, die den ganzen Winter versorgt und gepflegt wurden, haben es im kommenden Frühjahr schwerer, sich in einem neuen und fremden Revier zurechtzufinden – und sich gegen Artgenossen durchzusetzen“, sagt der HTV-Pressesprecher und Diplom-Biologe Sven Fraaß.

Zwar zögen sich erwachsene Igel in der Regel gegen Ende Oktober in ihr Winterquartier zurück. Allerdings befänden sich spätgeborene Tiere derzeit noch auf Nahrungssuche, um sich eine Fettschicht für den Winterschlaf anzufressen.

Tierschutzverein: Igel nur in Ausnahmefällen in Obhut geben!

Igel sollten deshalb nur nach genauer Beobachtung und Untersuchung durch einen Tierarzt in menschliche Obhut genommen werden. Laut Naturschutzgesetz ist dies nur in drei Fällen erlaubt:

  1. Igel ist verletzt oder krank (tagsüber nicht aktiv, Einbuchtung am Hinterkopf)
  2. Igel ist jung und verwaist (mit geschlossenen Augen außerhalb des Nests)
  3. Igel läuft bei Schnee und Dauerfrost herum

Fütterung junger Igel kann sinnvoll sein

„Oft werden Igel in unsere Obhut gegeben, weil sie vermeintlich zu mager sind, um überwintern zu können. Das stimmt aber oft nicht“, sagt HTV-Tierpflegerin Michelle Kissel. Sinnvoller sei es, Jungtiere zu füttern, besonders in insektenarmen Gärten oder Parks.

Auf keinen Fall sollten Igel mit Milch, exotischen Früchten, Gemüse oder rohen Eiern gefüttert werden. Infrage komme vielmehr fleischhaltiges Katzenfutter, Weizenkleie oder Insektenschrot sowie Wasser. Auch mit Schlafplätzen aus aufgeschichtetem Laub, Reisig oder Holzverschnitt sei den Tieren geholfen.