Hamburg. Verletzte Rehe, kranke Katzen und Hunde auf den Straßen, zahlreiche Initiativen kümmern sich um ihren Schutz und ihr Wohl.
Tausende Hamburger engagieren sich für den Tierschutz. Sie helfen lahmen Rehen, verletzten Igeln und kranken Katzen. Inzwischen gibt es neben den großen Organisationen etliche kleine Initiativen, die seit vielen Jahren oder gar Jahrzehnten ein Herz für Tiere haben. Das Abendblatt stellt sie vor.
Tierheim Süderstraße
144 Hunde, 176 Katzen, 861 Kleintiere: Das sind die aktuellen Bewohnerzahlen mit Stand vom Dienstag im Tierheim Süderstraße. Jährlich können Tausende Tiere vermittelt werden. Für die Hamburger ist die Süderstraße damit nicht nur ein Name, sondern eine weithin anerkannte Marke. Hier hat der Hamburger Tierschutzverein seinen Sitz, der bereits 1841 gegründet wurde. Der Verein zählt 5000 Mitglieder und 200 ehrenamtliche Helfer.
In diesem Jahr wird es die größte Herausforderung sein, sich um die vielen Reptilien zu kümmern. „Denn die Zahl dieser Tiere, die wir im Tierheim aufnehmen müssen, steigt kontinuierlich an“, sagt Susanne David, stellvertretende Tierheimleitung. Derzeit bietet das Heim 245 Reptilien ein Zuhause. Der Betrieb des Tierheims verursacht jährliche Kosten in einer Höhe von rund fünf Millionen Euro. Die städtischen Zuschüsse liegen zwischen 1,5 und zwei Millionen Euro. Der größte Teil muss durch Spenden finanziert werden.
Seit vergangenem Jahr verfügt das Tierheim über einen Taubenhort, der sich in einem Bürocontainer befindet. Auch die Zahl der aufgenommenen Kleintiere ist kontinuierlich gestiegen. Allein 434 Kaninchen wurden 2017 abgegeben. „Leider werden diese Tiere sogar in vielen Baumärkten zum Verkauf angeboten“, klagt Susanne David.
kontakt@hamburger-tierschutzverein.de
Wildtierstation Hamburg
In Hamburg und Schleswig-Holstein werden jährlich mehrere Tausend verletzte, verwaiste oder hilflose Wildtiere gefunden. Dazu zählen Eulen, Greifvögel, Rehe und Füchse. Um sie kümmert sich das 2,6 Hektar große Wildtier- und Artenschutzzentrum im Kreis Pinneberg. In den vergangenen fünf Jahren wurden rund 600 Tiere in Not aufgenommen. „Das höchste Ziel ist immer die Wiederauswilderung nach erfolgreicher Rehabilitation“, sagen die Initiatoren Katharina und Christian Erdmann. Finanziert werde die Arbeit maßgeblich durch Spenden. „Außerdem suchen wir dringend ehrenamtliche Unterstützung durch handwerklich geschickte Menschen, die regelmäßig Hausmeister- und Landschaftspflegearbeiten durchführen können“, sagt Erdmann.
info@wildtierstation-hamburg.de
Straßentiger Nord
Die Tierfreunde vom Verein Straßentiger Nord stoßen immer wieder auf Populationen von bis zu 40 frei lebenden Katzen, die krank und mangelernährt sind. Die rund 20 Ehrenamtlichen helfen ihnen, setzen sich auch für die Kastration der Katzen ein. Einem Tier zu helfen verändere zwar nicht die ganze Welt, aber die Welt verändere sich für dieses Tier, sagt die erste Vereinsvorsitzende Claudia Keck. Im vergangenen Jahr wurde der Verein mit dem Deutschen Tierschutzpreis (Sonderkategorie „Katzenschutz“) ausgezeichnet. Die „Straßentiger“ haben 150 Mitglieder und finanzieren sich ausschließlich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Mit der Aktion „Zahl den Miezen die Miete“ werben sie derzeit um Spenden für die Unterbringung in Räumen der Katzenstation.
info@strassentiger-nord.de
Franziskus-Tierheim
Seit mehr als 20 Jahren kümmern sich Mitarbeiter des Tierheims in der Lok-stedter Grenzstraße um herrenlose Tiere, die in neue Familien vermittelt werden sollen. „Wir nehmen pro Jahr 780 Haustiere auf und vermitteln jährlich 250 Hunde, 300 Katzen und 150 Kleintiere“, sagt Tierheimchef Frank Weber. „Dazu kommen bis zu 1000 Wildtiere, die versorgt und anschließend wieder in die Freiheit entlassen werden..“ In diesem Jahr soll das Kleintierareal umgebaut werden, bei den Räumen für die Hunde steht eine Modernisierung ins Haus. Wie Weber sagt, gehört die Vermittlung von zwei Katzen, die fast acht Jahre im Heim lebten, zu den größten Erfolgen. „Sie wurden von einem sehr netten jungen Paar aufgenommen.“
info@franziskustierheim.de
Tiertafel
Wer von Hartz IV oder von einer kleinen Rente lebt, für den wiegen die Haustierkosten besonders schwer. Doch es gibt eine Möglichkeit, sich helfen zu lassen: von der Tiertafel, gegründet nach dem Vorbild der Hamburger Tafel. „Unser Ziel ist es, dass Menschen, die unverschuldet in finanzielle Not geraten sind, nicht auch noch ihren geliebten Gefährten aufgeben müssen“, sagt Kara Schott von der Hamburger Tiertafel. Die 2014 gegründete Initiative setzt sich aus rund zehn Helfern zusammen. Sie wird von drei Tierärzten, einer Hundefriseurin, einer Physiotherapeutin und einer Tierheilpraktikerin unterstützt. „Auch in diesem Jahr benötigen wir wieder Unterstützung bei den Tierarztkosten“, sagt Schott und hofft auf Spenden – auch für die artgerechte Ernährung der Tiere. Gegenwärtig werden rund 400 Tiere versorgt, die meisten davon sind Hunde und Katzen.
kontakt@tiertafelhamburg.de
Der Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur wurde 1907 in Hamburg gegründet und ist damit eine der ältesten Naturschutzorganisationen in Deutschland. Mit mehr als 2500 Mitgliedern und rund 20 Schutzgebieten zählt Jordsand zu den wichtigsten Naturschutzverbänden im Norden. Die Arbeit konzentriert sich auf rund 20 Schutzgebiete, darunter das Ahrensburger Tunneltal und die Greifswalder Oie. Seit 1982 befindet sich die Geschäftsstelle des Vereins, das Haus der Natur (Gut Wulfsdorf), in Ahrensburg. Der Name des Vereins geht auf das erste Schutzgebiet des Vereins zurück, die Hallig Jordsand.
info@jordsand.de
Komitee für Igelschutz
Jedes Jahr werden auf der Igelstation Stellingen rund 300 Igel abgegeben, die dringend auf Hilfe angewiesen sind. Um ihr Wohl kümmert sich das Komitee für Igelschutz, das demnächst 20 Jahre alt wird. Es hat knapp 400 Mitglieder und rund 80 ehrenamtliche Helfer. „Bedroht ist der Igel insbesondere durch ausgebrachte Gifte“, sagt Sigrun Goroncy, erste Vorsitzende des Igel-Komitees. Zu den Hauptaufgaben der Initiative gehört es, die Bevölkerung über den Schutz der Lebensräume für Igel aufzuklären.
Igelverein-Hamburg@t-online.de
Weitere Organisationen und Initiativen
Neben der Deutschen Wildtier-Stiftung und Greenpeace, die welt- bzw. deutschlandweit tätig sind, hat in Hamburg die Stiftung Vier Pfoten ihren Sitz. Die Organisation hat rund 3000 Mitglieder und bundesweit 230.000 Förderer. Im Fokus steht die Verbesserung der Lebensbedingungen von Nutz-, Heim- und Wildtieren. Zu den größten Herausforderungen zählt für Vier Pfoten Maßnahmen gegen den illegalen Welpenhandel und eine Regulierung des Verkaufs von Tieren im Internet. „Wir brauchen auch dringend Kampagnen gegen das Kükentöten und für Gallebären in Vietnam“, sagt Sprecherin Melitta Töller.
Eine weitere Organisation ist die 2009 gegründete Stiftung Tierschutz Hamburg. Ihr Ziel es, Tierschutzprojekte in der Hansestadt zu fördern. Für diese Stiftung arbeiten fünf ehrenamtlich Aktive. Auf herrenlose Haustiere hat sich darüber hinaus der Verein Tiere in Not spezialisiert. „Wir suchen Tierheime, die mit uns kooperieren, um Hunde und Katzen aus Rumänien zu vermitteln. Wir selbst übernehmen die Logistik und die tierärztliche Versorgung“, sagt die Tierschützerin Gabriele Waniorek. „Denn Tierschutz kennt keine Grenzen.“ Auch der bundesweit tätige Verein Frieden für Pfoten ist im Ausland aktiv und kümmert sich um verletzte und kranke Tiere vor allem in der griechischen Hauptstadt Athen.
office@vier-pfoten.de
info@Tiere-in-Not-Hamburg.de
info@stiftung-tierschutz-hamburg.de.
info@friedenfuerpfoten.org