Hamburg. Sozialverband Deutschland stellt Preisgefüge des HVV insgesamt in Frage. HVV hält den geplanten Anstieg für “besonders moderat“.

Der HVV will seine ohnehin schon hohen Ticketpreise zum Jahreswechsel erneut anheben. Wie der Hamburger Verkehrsverbund am Donnerstag mitteilte, wird sich der Senat in der kommenden Woche mit einer entsprechenden Vorlage befassen. Demnach sollen die Fahrpreise zum 1. Januar im Schnitt um 1,3 Prozent steigen – nur zwölf Monate nach der letzten Preisanhebung, die bei 1,4 Prozent lag. Zuerst hatte das Onlineportal Nahverkehr Hamburg über die Pläne berichtet. Heftige Kritik kam von Politikern der Linken und dem Sozialverband Deutschland.

HVV: Beliebte Tickets werden deutlich teurer

Laut Senatsvorlage soll das besonders beliebte Ticket für den Großbereich Hamburg (AB) regulär um zehn Cent teurer werden, der Preis erhöht sich demnach von 3,40 auf 3,50 Euro. Das 9-Uhr-Tagesticket soll sich um 20 Cent von 6,70 auf 6,90 Euro verteuern, Tickets nach Niedersachsen werden hingegen günstiger. Eine Karte für die Kurzstrecke soll nach wie vor 1,80 Euro kosten. Unverändert im Preis bleibt auch das Schülerticket SchulSpezial.

Erhalten bleibt laut HVV zudem der Rabatt auf alle online gekauften Fahrkarten von sieben Prozent. Damit würde das Ticket für den Großbereich dann im kommenden Jahr noch 3,26 Euro kosten. Das ist nach Rechnung des Verkehrsverbunds sogar günstiger als eine reguläre Fahrkarte für denselben Bereich im Jahr 2018. Zudem verweist der HVV darauf, dass ab dem Fahrplanwechsel im Dezember alle Buslinien ohne Mehrkosten genutzt werden könnten. Neue MetroBus- und XpressBus-Linien ersetzten dann die zuschlagpflichtigen Schnellbusse.

HVV nennt Preiserhöhung "besonders moderat"

"Insbesondere die Energiepreise sind in diesem Jahr stark gestiegen, so dass wir um eine Preiserhöhung nicht herumkommen", sagte HVV-Sprecher Rainer Vohl dem Abendblatt. Strom für die Bahnen und Diesel für die Busse hätten sich signifikant verteuert. Vor diesem Hintergrund sei die beantragte Anpassung der Ticketpreise "besonders moderat", so Vohl. "Die gestiegenen Kosten werden nur zu einem kleinen Teil an die Fahrgäste weitergegeben, der Zuschussbedarf aus öffentlichen Haushalten steigt also an."

Tatsächlich ist geplante Preiserhöhung mit Blick auf die Inflationsrate von gut vier Prozent in diesem Jahr vergleichsweise niedrig. Allerdings wurde bislang für die Anpassung der Ticketpreise meist die Teuerungsrate aus dem letzten Jahr zugrunde gelegt und das waren 2020 gerade einmal 0,5 Prozent. Dass nun 1,3 Prozent vom HVV verlangt werden, hat auch damit zu tun, dass man die Preisanpassung in künftigen Jahren – für die dann die vier Prozent Inflationsrate gelten würden – nicht zu hoch ausfalllen lassen will. Vor diesem Hintergrund wurde ein gemittelter Wert aus den Teuerungsraten der Jahre 2019, 2020 und 2021 gewählt.

HVV bietet günstigere Zehnerkarte für Bus und Bahn an

Die HVV-Geschäftsführerin Anna-Theresa Korbutt verwies im Zusammenhang mit der Preiserhöhung auf die zahlreichen Innovationen und neuen Angebote des Verbunds: "Mit dem weiteren Ausbau der Infrastruktur, mit neuen, flexiblen Tarifen und einem vielfältigen Mobilitätsmix wollen und werden wir künftig noch mehr Menschen für den HVV und die Mobilitätswende begeistern“, erklärte sie.

Erst am Mittwoch hatte der HVV die erste Zehnerkarte für Bus und Bahn vorgestellt. Der Verkehrsverbund bewirbt das neue Angebot mit dem Wechsel vom Homeoffice zurück ins Büro: Wer weiterhin teilweise zu Hause und teils im Büro arbeitet, kann von der Ersparnis profitieren. Die Zehnerkarte kostet für den Bereich Hamburg AB 59 Euro.

Linke kritisiert die HVV-Preiserhöhung scharf

Die Linke in der Hamburger Bürgerschaft kritisierte die geplante Preiserhöhung dennoch scharf: "Viele Hamburgerinnen und Hamburger hatten und haben durch die Corona-Krise weniger Geld in der Tasche", sagte die verkehrspolitische Sprecherin Heike Sudmann. "Das gilt ganz besonders für Haushalte im unteren Einkommenssegment – die leiden gerade im Moment auch schon unter steil steigenden Preisen für Energie und Lebensmittel."

Statt etwa durch ein 365-Euro-Ticket die Fahrgäste zu entlasten, gingen die Fahrpreise immer weiter nach oben. "So kann der HVV die während der Pandemie verlorenen Abo-Kunden nicht zurückgewinnen."

Sozialverband: "Wer arm ist, fährt demnächst noch teurer"

Deutliche Kritik kam auch vom Sozialverband Deutschland (SoVD). "Wer arm ist, fährt demnächst noch teurer", sagte der Hamburger Landesvorsitzende Klaus Wicher. „Eine Erhöhung der Fahrpreise um zehn beziehungsweise 20 Cent erscheint vielen erstmal nicht so viel", so Wicher weiter. "Für diejenigen, die nur wenig haben, summiert es sich aber auf Dauer doch und ist vor allem schmerzhaft, weil gleichzeitig gerade die Preise für Lebensmittel und Energie spürbar anziehen."

Wicher stellte auch das Preisniveau des HVV insgesamt in Frage: „Dass sich beim HVV wieder mal die Preise erhöhen, sind wir ja fast schon gewohnt. Darüber muss aber mal grundsätzlich gesprochen werden, denn im Vergleich mit anderen Städten ist die Nutzung des ÖPNV in Hamburg relativ teuer."