Hamburg. Andreas Hanitsch schuf am Falkensteiner Ufer ein besonderes Idyll. Dafür ließ er ein historisches Gebäudeensemble sanieren.
Ein Pumpensaal, zwei Villen, zwei Ateliers, fünf Lofts, sechs Wohnungen und ein fantastisches Grundstück: Das beschreibt die Nobel-Kommune am Elbufer, die Andreas Hanitsch und Stephanie Siewert, seine frühere Partnerin, in dem historischen Wasserwerk am Rande der Elbe erschaffen haben.
„waterworks falkenstein“ heißt das luxuriös ausgebaute Ensemble, das aus Maschinistenhaus, Maschinenhalle, Meisterhaus, Pumpwerk und einigen anderen Gebäuden besteht. Alle wurden mit viel Liebe zum Detail und großem Aufwand denkmalgerecht saniert und zu modernen Wohnhäusern umgebaut. Wie in einem kleinen Dorf leben hier Familien mit Kindern, junge Paare und ältere Menschen zusammen. Es gibt acht Hunde, drei Katzen, und hinter dem Anwesen, im Elbhang, eine Bussard-Familie.
Wohnen in Hamburg: Einzigartiges Projekt
Der 59-jährige Unternehmer aus dem Rheinland, der Kunstgeschichte studiert hat und seit knapp 20 Jahren in Hamburg lebt, hat hier schon an der Außenalster und in Övelgönne gewohnt. Von dem Pumpwerk am Falkensteiner Ufer hörte er dennoch zum ersten Mal, als ihm 2015 ein Hamburger Freund erzählte, dass es zum Verkauf stehe – da machte er gerade Familienurlaub in Andalusien. In dem 1859 von britischen Ingenieuren errichteten Gebäudeensemble war schon lange kein Elbwasser mehr ins Wasserwerk auf den Baursberg gepumpt worden, nur noch einige Werksarbeiter wohnten dort im Maschinistenhaus.
„Ich war sofort interessiert“, erinnert sich Hanitsch. „Das Problem war nur: Das Gebot sollte schon drei oder vier Tage später abgegeben werden.“ Also sprach er von Spanien aus mit Architekten, Denkmalschutzamt und Bauamt, ließ Freunde Fotos machen und überlegte, mit welchem Konzept er und seine Partnerin sich gegen Mitbewerber durchsetzen könnten.
Ensemble wurde aufwendig saniert
Schnell entstand die Idee, der Stadt einen Teil des zu dem Pumpwerk gehörenden Strandgrundstücks als öffentlichen Park zu überlassen und eine reine Wohnnutzung in Aussicht zu stellen. Sie bekamen für dieses Konzept den Zuschlag.
Mehr als drei Millionen Euro zahlten sie für das denkmalgeschützte Ensemble. Und steckten noch mehr Geld in die Sanierung. Gleich zu Beginn stellten sie sich mit einer Art Open House den Blankenesern vor: ein dreiwöchiges Fest, zu dem – neben Konzerten und einer Filmbühne am Strand – auch eine Ausstellung von 25 Künstlern gehörte, die sie vorübergehend in den Gebäuden einquartiert hatten.
Events sollen Kultur nach Blankenese bringen
Kunst und Kultur will Hanitsch dauerhaft am Falkensteiner Ufer etablieren. Im Pumpenhaus mit seinen original erhaltenen Maschinen finden bereits Fotoshootings, Konzerte und Yogakurse für die Bewohner statt. Für die Zukunft schweben Hanitsch sonntägliche Matineen oder Ausstellungen vor. „Wir möchten gern mehr kulturelles Leben nach Blankenese bringen – aber wirklich nur ausgewählte Veranstaltungen, die auch zu uns hier passen.“
Mit „uns hier“ meint Hanitsch, der in der ehemaligen Maschinenhalle im Zentrum des Ensembles lebt, die Gemeinschaft um ihn herum. Er habe seine Mitbewohner „fast kurativ“ aus wohl Hunderten Interessenten ausgewählt, sagt er. „Wir wollten hier eine lebendige Gemeinschaft schaffen, in der nicht nur jeder in seinem abgegrenzten Haus wohnt, sondern sich aktiv in die Nachbarschaft einbringt.“
Einrichtung lädt zum Verweilen ein
Zu den Bewohnern gehören die Familien der beiden Entwickler samt Schwiegertochter, fünf weitere Familien mit zwei bereits hier geborenen Babys, sowie die sechs „übernommenen“ Mieter der Werkswohnungen. Einer von ihnen, ein ehemaliger Bademeister der Wasserwerke, habe das Ensemble vor Kurzem aus Altersgründen verlassen, sagt Hanitsch. „Aber er besucht uns gern und feiert kräftig mit, wenn es was zu feiern gibt.“
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Und das passiert ziemlich oft – entweder draußen in den großzügigen kopfsteingepflasterten Höfen, auf den Terrassen zwischen den Gebäuden oder in Hanitschs großem Loft, hinter dessen hohen Sprossenfenstern die Elbe zu sehen ist. Mit dem sechs Meter langen Küchentresen, dem großen Esstisch vor dem Kamin aus einem belgischen Jagdschloss, den üppigen italienischen Sofas und einem Billardtisch ist der Raum für viele Gäste wie geschaffen. Hanitsch ist ein geselliger Mensch. „Wenn meine Haustür offen steht, heißt das, Besucher sind herzlich willkommen“, sagt Hanitsch. Und das schwere Metalltor sei oft zur Seite geschoben.
Wohnen in Hamburg: Ensemble noch nicht „fertig“
Die Sanierung der „waterworks falkenstein“ war im Sommer 2019 abgeschlossen, die meisten Bewohner eingezogen. Als einer der letzten hat Hanitsch, der bis Juni 2020 im Gästehaus wohnte, sein Domizil bezogen. Doch „fertig“ ist das Ensemble aus seiner Sicht damit noch lange nicht. „Da ist ja noch der Elbhang hinter unseren Häusern, der ebenfalls zum Grundstück gehört“, sagt er.
„Der schreit geradezu danach, dass dort Baumhäuser entstehen, Schaukeln und Kunst hinkommen – natürlich unter Berücksichtigung des Landschaftsschutzes.“ An tollen Ideen aus der Gemeinschaft wird es nicht fehlen. Davon ist er fest überzeugt. Schließlich hat er seine Mitbewohner ausgewählt, weil sie – wie er – voller Begeisterung für das gemeinschaftliche Gestalten dieses besonderen Ortes sind.