Hamburg. 1946 ist selbst das Papier für Plakate und Flugblätter rationiert – dennoch wird die Demokratie auf stabile Beine gestellt.

Wenn die SPD ohne Spitzenkandidaten und die CDU ohne Programm in einen Bürgerschaftswahlkampf zieht, dann müssen schon besondere Umstände herrschen. Normal ist in der Tat fast nichts in diesem Spätsommer und Herbst 1946. Zwar fallen seit dem 2. Mai 1945 keine Bomben mehr auf die Stadt, doch nach gut einem Jahr Frieden leben die meisten der 1,4 Millionen Hamburger von der Hand in den Mund. Nur ein kleiner Teil der Trümmerlandschaften ist beseitigt.

Die Wohnungsnot ist dramatisch, Hunderttausende leben in Lauben, Wellblechhütten oder extrem beengt in den noch bestehenden Wohnungen – wer eine hat, muss andere aufnehmen: Zwangseinquartierung heißt das. Das Geld, die alte Reichsmark, ist fast nichts wert, weil es kaum etwas zu kaufen gibt – der Schwarzmarkt floriert trotz aller Razzien, wichtigste Währung sind Zigaretten, den größten Wert haben amerikanische Marken.

Auch wenn Hamburg in Trümmern liegt: Gewählt wird trotzdem

In diesem Umfeld kehrt Hamburg zur Demokratie zurück. Eine Bürgerschaft gibt es zwar schon seit dem 27. Februar 1946 wieder. Aber die ist nicht gewählt, sondern von der britischen Besatzungsbehörde ernannt worden. Und viel zu bestimmen haben die 81 Abgeordneten – unter ihnen nur sieben Frauen – auch nicht. Das soll sich nun ändern.

Parteien sind schon seit dem 15. September 1945 wieder zugelassen. Wählen dürfen alle Staatsbürger ab 21 Jahren. Rund 14.600 Hamburgern wird das Wahlrecht von den Briten aber verweigert. Das betrifft vor allem Nazi-Funktionäre, manches ist aber schwer nachvollziehbar: So dürfen die „Reinemachefrauen“ der Deutschen Arbeitsfront etwa nicht wählen, die Frauen, die die NSDAP-Parteizentrale geputzt haben, dagegen schon.

Die Briten entscheiden: 13. Oktober ist Wahltag

Während SPD und KPD auf viele Mitglieder der Zeit vor 1933 bauen können und alte Strukturen rasch wiederbeleben, haben die neuen Parteien größere organisatorische Schwierigkeiten. Die CDU geht in Hamburg am 14. August 1945 als „Arbeitsgemeinschaft Christlich-Demokratischer Gruppen“ an den Start; am 20. September folgt die „Partei Freier Demokraten“, aus der bald die FDP wird.

Die Briten haben den 13. Oktober als Wahltag bestimmt, in der gesamten Zone sind Kommunalwahlen angesetzt. Und eigentlich soll es so ablaufen wie in Großbritannien: mit einem reinen Mehrheitswahlrecht, das kleine Parteien ex­trem benachteiligt. Nach Widersprüchen gibt es ein kleines Zugeständnis: von den 110 Sitzen sollen 84 in Wahlkreisen und 26 nach Verhältniswahlrecht bestimmt werden.

CDU mit gerade mal 1000 Mitgliedern

In den konservativen Kreisen löst das große Sorge aus, die SPD werde damit massiv bevorzugt. Es ist Paul de Chapeaurouge, ein konservativer Hamburger Notar und Senator von 1925 bis 1933, der versucht ein Wahlbündnis zu schmieden, damit sich die bürgerlichen Parteien nicht zersplittern. Er gründet den „Vaterstädtischen Bund“ und wirbt auch um rechte, völkische Gruppen, was er erst aufgibt, als klar wird, dass er damit die Zulassung zur Wahl riskiert. Als auch Frei- und Christdemokraten sein Angebot ablehnen, tritt er im Sommer 1946 in die CDU ein.

Die junge bürgerliche Partei hat keinen schlagkräftigen Apparat und im Juli 1946 gerade einmal 1000 Mitglieder. Manche sehen die Partei als reaktionär, andere befürchten, sie sei (wie die alte Zentrumspartei) katholisch dominiert. Da kommt prominente Hilfe aus dem Rheinland gerade recht: Mehrfach reist Konrad Adenauer nach Hamburg, am
29. Mai spricht er vor gut 100 geladenen Gästen.

Rudolf Petersen: Beliebtheit statt Wahlprogramm

Und er gibt sich wahrlich nicht als Reaktionär: Die Kapitulation sei ein „Tag der Befreiung“ gewesen, die Zukunft werde hoffentlich die Vereinigten Staaten von Europa bringen. Seine Rede wirkt: Rudolf Petersen, der seit Mai 1945 als von den Briten eingesetzter Bürgermeister amtiert, tritt ebenso der Partei bei wie andere Mitglieder der „Ernannten Bürgerschaft“. Der 67-jährige Hamburger Kaufmann Petersen – ohne braune Flecken in seinem Lebenslauf, dessen Bruder Carl schon Bürgermeister war – ist bei den Hamburgern beliebt.

Gemeinsam mit dem Sozialdemokraten Adolph Schönfelder versucht er, den Wiederaufbau in Gang zu bringen. Auch weil er akzentfrei englisch spricht, macht er in den Verhandlungen mit den Briten eine gute Figur. Petersen wird Spitzenkandidat der CDU und setzt ganz auf seine Popularität und den Amtsbonus – ein Wahlprogramm hält er für entbehrlich.

Alle Parteien äußern sich kritisch über das Großkapital

Ganz im Gegensatz zur SPD, die ein ausführliches Programm erarbeitet. Ihr Wahlkampfslogan heißt: „Sozialismus – Planwirtschaft – Demokratie“. Was heute befremdlich klingt, ist damals fast Allgemeingut. „Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. …

Durch eine gemeinwirtschaftliche Ordnung soll das deutsche Volk eine Wirtschafts- und Sozialverfassung erhalten, die dem Recht und der Würde des Menschen entspricht.“ Diese Sätze stammen nicht etwa aus dem Wahlprogramm der SPD, sondern dem Grundsatzprogramm der CDU, das sie 1947 beschließen wird. Die Katastrophe des Kriegs und die Verbrechen des Nationalsozialismus sind eben auch für viele im bürgerlichen Lager eng mit Großkapital und Konzernen verbunden.

Max Brauer: Heimgekehrter Hoffnungsträger

Dass die SPD keinen Spitzenkandidaten vorweisen kann, liegt an einem rechtlichen Problem. Max Brauer, der frühere Bürgermeister von Altona, war 1933 vor den Nazis geflohen und in die USA gegangen. Jetzt ist er als US-Staatsbürger zurückgekehrt, offiziell auf Dienstreise einer amerikanischen Gewerkschaft – doch weil die Nazis ihm die Staatsbürgerschaft entzogen hatten, kann er nicht kandidieren. Im Wahlkampf tritt er dennoch auf, wenn auch selten.

Bürgermeister Max Brauer (r.) kurz nach seiner Wahl mit dem britischen stellvertretenden Militärgouverneur Brian H. Robertson (m.)  bei der Feierstunde zur Lizensierung des Deutschen Pressedienstes.
Bürgermeister Max Brauer (r.) kurz nach seiner Wahl mit dem britischen stellvertretenden Militärgouverneur Brian H. Robertson (m.) bei der Feierstunde zur Lizensierung des Deutschen Pressedienstes. © ullstein bild | ullstein bild

Am 11. August spricht er vor einer großen Menge in Planten un Blomen. Weil er noch nicht zugesagt hatte, in Hamburg zu bleiben, skandieren angeblich Zehntausende „Hierbleiben! Hierbleiben!“ So ist es immer wieder zu lesen. Doch das ist wohl eine arge Übertreibung. Zumindest glaubt der sozialdemokratische Publizist und Autor eines Buches über die SPD der Nachkriegsjahre, Walter Tormin, das; denn er fand weder im offiziellen Protokoll der Veranstaltung, noch in der Presse Hinweise darauf. Letzte Klarheit über Brauers Absichten haben die Wähler jedenfalls nicht, dennoch ist er der Hoffnungsträger vieler Hamburger.

Bevorzugen die Briten die SPD?

Die SPD plagen ohnehin andere strategische Probleme. Denn die englische Besatzungsmacht wird 1946 immer unbeliebter. Viele kreiden ihr an, zu wenig für Hamburg zu tun, alles gehe viel zu langsam voran. Dass auch die Briten in diesen Jahren unter Armut und Rationierung leiden, ist vielen nicht bewusst.

Der SPD aber wird eine große Nähe zu den Briten nachgesagt, denn in Westminster regiert seit Sommer 1945 die sozialistische Labour-Partei – und die hat angeblich das Mehrheitswahlrecht in Hamburg durchgesetzt, um den Genossen zu helfen. Das andere Problem ist die Sorge, dass es den Konservativen doch noch gelingen könnte, einen Wahlblock zu bilden. Daher beschließt der Parteivorstand, die FDP im Wahlkampf zu schonen, um sie nicht in die Arme der CDU zu treiben. Es gibt sogar Gerüchte, dass der FDP schon vor der Wahl Senatorenposten angeboten wurden – beweisen oder widerlegen lässt sich das heute aber nicht mehr.

Fakt ist, dass alle Versuche von FDP und CDU scheitern, sich zu vereinigen – im Wahlkampf machen sie sich schwere gegenseitige Vorwürfe, daran die Schuld zu tragen. Und beide versuchen, die führende Kraft im bürgerlichen Lager zu werden. Im Rheinland und in Westfalen hat die CDU diese Rolle bereits eindeutig übernommen, in der protestantisch geprägten Großstadt Hamburg scheint dieses Rennen durchaus offen.

SPD und KPD streben zunächst eine Vereinigung an

Niemand weiß in diesen Tagen des Wiederbeginns so recht, welche politische Kraft wie stark ist, auch wenn die SPD als klarer Favorit gilt. Besonders groß ist die Ungewissheit über die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Vor 1933 war Hamburg eine Hochburg gewesen, bei Bürgerschaftswahlen hatten die Kommunisten bis zu 22 Prozent erreicht und waren der SPD bedrohlich nahe gekommen.

Im Sommer und Herbst 1945 gibt es noch große Hoffnungen auf eine gemeinsame Neugründung – der erbitterte Kampf beider Parteien gegeneinander war ein entscheidender Faktor für den Untergang der Weimarer Republik gewesen. Es gibt viele intensive Gespräche, auch einen „Aktionsausschuss“ mit den (späteren) Parteivorsitzenden Karl Meitmann (SPD) und Friedrich Dettmann (KPD). Die Sozialdemokraten sind gespalten.

Kampf zwischen den Parteien: Kein Übereinkommen

Der hochgeachtete frühere Senator (und spätere Bürgerschaftspräsident) Adolph Schönfelder und vor allem der in Hannover wirkende Kurt Schumacher (später Spitzenkandidat bei der ersten Bundestagswahl 1949) trauen den Kommunisten von Beginn an nicht, andere wie Meitmann hoffen, dass die von vielen als traumatisch empfundene „Spaltung der Arbeiterbewegung“ überwunden werden könne.

Doch letztlich verweigert sich die KPD auf Druck der Berliner Parteiführung um Walter Ulbricht. Die Hamburger Sozialdemokraten sind enttäuscht, schwenken dann aber Anfang 1946 voll auf Schumachers Linie ein und grenzen sich immer schärfer von der KPD ab, vor allem als im April in Berlin die SED gegründet wird – eine Zwangsvereinigung beider Parteien unter Stalins Regie.

Wahlkampf 1946: Frauen fällt Schlüsselrolle zu

Die KPD sieht sich nun immer neuen Vorwürfen ausgesetzt, sie sei nicht demokratisch und folge dem Sowjet-Kommunismus. Ihren Wahlkampf konzen­triert sie auf Forderungen nach echter Entnazifizierung, Warnungen, dass sich „1918 wiederholen“ könne, den Vorwurf an die CDU, zuviele „Reaktionäre“ zu dulden und einen Appell an die Deutsche Einheit, womit vor allem der Kampf gegen Separatisten etwa in Schleswig-Holstein gemeint ist. Die Zerschlagung von Konzernen und ihre Enteignung spielen eine vergleichsweise geringe Rolle – ist aber auch nicht originell, denn selbst die FDP will „die Bodenschätze in die Hand der Allgemeinheit überführen“.

Der Wahlkampf wird vor allem über Zeitungen, Plakate und mit Veranstaltungen geführt. Besonders die Frauen, die fast 60 Prozent der 958.000 Wahlberechtigten stellen, werden umworben. Sie haben eine Schlüsselrolle beim Wiederaufbau, sie tragen die größte Last angesichts der Versorgungsengpässe.

Alte Rollenbilder haben immer noch Bestand

„Aber es sind so viele Nöte, die die Hausfrauen heute treffen, dass es ein wahres Martyrium ist [...]. Es ist nicht nur die Ernährung, sie haben für andere Dinge mit zu sorgen. Die Hausfrauen sind heute der Blitzableiter für alle Dinge“, sagt Elsa Jacobs, die für die SPD in der Ernannten Bürgerschaft sitzt. Die alten Rollenbilder aber sind natürlich nicht verschwunden.

Bei der Eröffnung des „Frauenrings Hamburg“ etwa sagt Bürgermeister Petersen, dass er bisher von Frauenpolitik nicht allzu viel gehalten habe – schlechter als zuletzt die Männer könnten Frauen das politische Geschäft aber beim besten Willen nicht betreiben. Die „weiblichen Seelenkräfte“ seien besonders zur Versöhnung und Wiedergewinnung der Moral geeignet. So oder ähnlich denken die meisten Politiker.

Die Parteien umwerben Frauen – sie sind in der Mehrzahl

Das Wahlergebnis – es dauert Tage, bis es verlässliche Zahlen gibt – beschämt dann sogar die Sieger. Denn die SPD verfehlt mit 43,1 Prozent ihr Ziel der absoluten Mehrheit der Stimmen, gewinnt aber dank des Wahlrechts 83 der 110 Mandate. Die CDU (26,7 Prozent) kommt auf 16 Sitze, die FDP trotz 18,2 Prozent nur auf sieben, und die KPD mit 10,4 Prozent auf vier Sitze. 17 Frauen sind in dieser ersten gewählten Nachkriegsbürgerschaft vertreten: 15 Sozialdemokratinnen und je eine aus den Reihen von FDP und KPD. Die Wahlbeteiligung liegt bei 79 Prozent.

Jetzt kommt es zu der kuriosen Situation, dass die SPD nach der Wahl ihren Spitzenkandidaten kürt. Bei einer „Vertrauensmännerversammlung“ wird Brauer am 21. Oktober einstimmig nominiert. „Wenn die Partei mich ruft, bin ich bereit“, sagt er. Zwar fordern einige in der SPD eine Alleinregierung, aber Max Brauer setzt sich durch und holt drei Freidemokraten und auch den Kommunisten Friedrich Dettmann in den Senat. Und: Mit Paula Karpinski übernimmt erstmals in der deutschen Geschichte eine Frau einen Kabinettsposten – sie wird Jugendsenatorin.

Erdward Groth: „What a funny bird!“

Mit der CDU wird ebenfalls verhandelt – ob dies nur pro forma geschieht, wie die Partei später sagt, oder Brauer es ernst meint, ist umstritten. Angesichts der ungeheuren Aufgaben, die vor dem Senat liegen, ist eine Mehrparteienregierung jedenfalls nicht die schlechteste Idee. Das wird in der SPD zu einer Art Tradition werden: Noch in den 1970er-Jahren holt die Partei trotz absoluter Mehrheiten FDP-Politiker in den Senat.

Nachdem ein SPD-Parteitag die Koalition am 10. November 1946 billigt, beantragt Brauer die deutsche Staatsbürgerschaft. Und erst nach einer Sondergenehmigung der Militärregierung kann Bürgermeister Petersen – in seiner letzten Amtshandlung – Brauer die Einbürgerungsurkunde überreichen.

Der US-Generalkonsul Edward Groth soll laut „Hamburger Echo“ angesichts der Tatsache, dass ein US-Staatsbürger Deutscher werden will, gesagt haben: „What a funny bird!“ Dieser lustige Vogel wird am 15. November von der Bürgerschaft zum Ersten Bürgermeister gewählt. Die CDU enthält sich der Stimmen, erklärt aber, dass dies keineswegs eine Misstrauensbekundung sei, „insbesondere nicht gegen Herrn Brauer“, wie der Fraktionsvorsitzende Walther Fischer betont.

Der alte Bürgermeister bürgert den neuen ein

Lustig ist ohnehin erst einmal gar nichts. Denn die wohl schlimmste Krise steht unmittelbar bevor: der katastrophale Hungerwinter 1946/47, der so kalt wird wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Es ist der pure Überlebenskampf, den die Hamburger führen müssen, denn es mangelt nicht nur an Essen – auch Kohlen und Medikamente, warme Kleidung und Schuhe sind extrem knapp.

Alles Nicht-Überlebenswichtige sowieso. Strom wird rationiert, weswegen viele Industriebetriebe auf Nachtarbeit umstellen; Papier ist so knapp, dass die Zeitungen nicht regelmäßig oder nur in geringen Umfängen erscheinen können. Als eine seiner ersten Amtshandlungen lässt Brauer Scheiben in die Straßenbahn-Waggons einsetzen – als für alle sichtbares Zeichen, dass sich etwas tut.

Hungerwinter: Kein Strom und zu wenig Lebensmittel

Doch bergauf geht es zunächst wahrlich nicht: Die Zahl der Fehlgeburten steigt dramatisch, Menschen erfrieren oder sterben an mangelernährungsbedingten Krankheiten. Kinos und Theater sind geschlossen, Strom für Privathaushalte gibt es bald nur zwei Stunden am Tag. Erst der Frühling sorgt für etwas Entspannung, und der nächste Winter ist glücklicherweise deutlich milder. Ein kollektives Aufatmen gibt es aber erst mit der Währungsreform 1948.

Rudolf Petersen bleibt bis 1949 in der Bürgerschaft und zieht sich bald aus der Parteipolitik zurück. Er stirbt 1962 als hochgeehrter Altbürgermeister. Paul de Chapeaurouge vertritt Hamburg zusammen mit Adolph Schönfelder im Parlamentarischen Rat, der das Grundgesetz ausarbeitet. Er tritt 1949 zur Wahl als Chef des Vaterstädtischen Bundes an und stirbt 1952.

Seit 1946: Ein stabiles demokratisches System

Die nächste Wahl 1949 gewinnt erneut die SPD mit Max Brauer, diesmal regiert sie alleine, wird aber 1953 vom bürgerlichen „Hamburg-Block“ unter CDU-Führung abgelöst. Spätestens mit diesem Regierungswechsel hat sich das demokratische System etabliert. Brauer kehrt 1957 nochmals als Bürgermeister zurück, bevor er 1960 sein Amt an Paul Nevermann übergibt. Er wird in den Bundestag gewählt, verliert seine Wahlkreiskandidatur an Hans Apel und zieht sich frustriert zurück – er stirbt 1973.

Die 110 Frauen und Männer aber, die im Oktober 1946 die Verantwortung übernahmen, dürfen mit Stolz auf ihre Arbeit zurückblicken: auf den erstaunlich schnell vorangehenden Wiederaufbau, vor allem aber auf ein von ihnen mit Leben erfülltes demokratisches System, das glücklicherweise auch 75 Jahre später noch ungeheuer stabil ist.