Hamburg. Udo Lindenbergs Sportwagen wurde aus der Hotelgarage entwendet. Der Angeklagte bestreitet die Tat – trotz Fingerabdrücken.

Als 5-Sterne-Superior-Hotel zählt das Atlantic zu den feinsten Häusern Hamburgs. In der Tiefgarage, möchte man meinen, sollten die Luxusautos der Schönen und Reichen geschützt stehen. Doch im Sommer vergangenen Jahres musste Panikrocker Udo Lindenberg, der seit Jahren einen eigenen Flügel in dem Hotel bewohnt, eine andere Erfahrung machen: Am frühen Morgen des 22. Juni 2020, nach einer „Spritztour“, stellte Lindenberg fest, dass sein Porsche 911R – 500 PS stark und gutachterlich auf 600.000 Euro geschätzt – nicht mehr da stand, wo er stehen sollte. Jemand hatte ihn gestohlen.

Dominik A., der mutmaßliche Dieb oder Hehler, steht seit Mittwoch vor dem Schöffengericht in St. Georg. Die Anklage wirft dem 26-Jährigen vor, den Porsche entweder mit bisher unbekannten Tätern gestohlen oder ihn in Kenntnis des Diebstahls von Dritten bekommen zu haben. Für die Täter, so fasst es im Zeugenstand der ermittlungsführende LKA-Beamte Jonas K. zusammen, sei der Zugang zum Fahrzeug jedenfalls „ziemlich unproblematisch“ gewesen.

Udo Lindenberg: Fingerabdrücke des Angeklagten auf Porsche

Offenbar stand das Garagentor immer mal wieder offen, wie eine Polizeizeugin berichtet. Auch die Überwachungskameras funktionierten nicht, räumt der als Zeuge geladene Hotelmanager Jan A. ein. Doch Lindenberg hatte Glück: Zwei Tage später entdeckte eine Rentnerin das Luxusauto in ihrer Tiefgarage. In Ahrensburg. Wie sich herausstellte, hatten die Täter das Nummernschild ausgetauscht – ihm hafteten Fingerabdrücke von Dominik A. an. Später ordnete die Polizei dem Angeklagten außerdem noch im Innenraum gesicherte DNA-Spuren zu.

Der gestohlene Porsche 911R von Udo Lindenberg wurde in einer Tiefgarage in Ahrensburg entdeckt. Der Luxuswagen wird auf 600.000 Euro geschätzt.
Der gestohlene Porsche 911R von Udo Lindenberg wurde in einer Tiefgarage in Ahrensburg entdeckt. Der Luxuswagen wird auf 600.000 Euro geschätzt. © picture alliance / rtn - radio tele nord | rtn, peter wuest

Dominik A., ein mehrfach vorbestrafter Kleinganove, werden am Mittwoch noch andere Straftaten zur Last gelegt, sie alles drehen sich ums Auto: Fahren ohne Führerschein, Tankbetrug und drei weitere Autodiebstähle von Gästen Hamburger Badeanstalten.

Lindenbergs Porsche gestohlen: Angeklagter bestreitet Tat

Während DominiK A. über seinen Verteidiger einräumt, mehrere Badegäste von den Parkplätzen bis zu den Umkleiden verfolgt, dann die Spinds aufgebrochen und ihre Autoschlüssel gestohlen zu haben, bestreitet er die Tat zum Nachteil von Lindenberg. Er habe, so lässt er erklären, lediglich das falsche Nummernschild bei einer Kfz-Zulassungsstelle gekauft und es dann „einem Freund“ übergeben.

Lindenberg hatte den Porsche 911R, von dem es in Deutschland nur fünf geben soll, kaum genutzt. Mit einer Plane abgedeckt wurde das Auto einfach immer wertvoller. Kurz vor dem Diebstahl war der Porsche nach zweijähriger Standzeit zur Wartung gebracht worden. Weil die Tiefgarage sehr eng ist und sich sonst niemand traute, parkte Hotelmanager Jan J. den Sportwagen nach der Inspektion dort wieder ein. Danach habe er den Schlüssel beim Hotelpersonal abgeliefert.

Wie kam der Dieb an den originalen Porsche-Schlüssel?

Lindenberg übergab der Polizei nach der Tat zwei Autoschlüssel. Allerdings, sagt LKA-Mann Jonas K., passte nur einer dieser Schlüssel zum 911 R. Der andere gehörte, wie Recherchen ergaben, zu Lindenbergs altem Porsche Panamera. Die buchstäbliche Schlüsselfrage lautet also: Wie kam der Dieb an den originalen Porsche-Schlüssel?

Kurzgeschlossen wurde der Bolide jedenfalls nicht. Zu den Kuriositäten des Falls gehört auch ein Facebook-Post, in dem ein Nutzer nach der Tat unter Pseudonym damit prahlte, er habe Lindenbergs Porsche. Dazu stellte er ein Foto ein, das tatsächlich den am Porsche-Zentrum abgestellten Wagen zum Zeitpunkt der Inspektion zeigte, also kurz vor dem Diebstahl. Die weiteren Ermittlungen hierzu hätten jedoch keine Erkenntnisse geliefert, so Jonas K.

Rentnerin entdeckte Porsche von Udo Lindenberg

Dass Lindenberg seine hochmotorisierte Wertanlage zurückbekommen hat, ist allein Beate M. (Name geändert) zu verdanken. Mit einem Rollator betritt die 85-Jährige am Mittwoch das Gericht. Sie habe von dem Diebstahl des Porsches im Fernsehen gehört und eben so ein Modell, einen schwarzen Porsche mit roten Streifen, am 24. Juni 2020 auf dem Stellplatz ihres Nachbarn gesehen. Anruf bei der Polizei. Die gibt Entwarnung: Zu dem Kennzeichen sei kein gestohlenes Fahrzeug notiert.

Am nächsten Tag nimmt Beate M. aber die Umweltplakette des Porsches genauer unter die Lupe. Und auf der ist das ursprüngliche Kennzeichen mit Lindenbergs Initialen „UL“ vermerkt. Erneuter Anruf bei der Polizei. „Zwei Minuten später waren die Beamten da und haben das Auto beschlagnahmt.“

Der Stellplatz, auf dem Lindenbergs Porsche stand, gehört dem Nachbarn von Beate M. Er betreibt in der Nähe einen Autohandel. Seine Eigentumswohnung in dem Haus und den Stellplatz, so LKA-Mann Jonas K., hatte er an einen Mann vermietet. Doch der Händler habe angeblich nichts von dem Porsche auf dem Stellplatz gewusst und auch seinen Mieter nicht persönlich gekannt, so Jonas K. „Sehr überzeugend hat das aber nicht auf mich gewirkt.“ Bei einer Überprüfung sei zudem herausgekommen, dass die Wohnung schon mal an einen Mann vermietet war, den die Polizei mit einem weiteren, länger zurückliegenden Autodiebstahl in Zusammenhang bringt.