Bahrenfeld. Der Neubau Hamburg Advanced Research Centre for Bioorganic Chemistry lässt den Campus weiter wachsen. Uni-Präsident betont Relevanz.

Unter anderen Bedingungen hätte wohl ein großer Festakt stattgefunden, um die jüngste Einrichtung auf dem Forschungscampus in Bahrenfeld zu würdigen. Doch das Präsidium der Universität Hamburg entschied sich mit Verweis auf die Corona-Lage gegen eine Einweihung mit vielen Gästen. Lediglich einer Pressemitteilung der Wissenschaftsbehörde war am Dienstag die Nachricht zu entnehmen, dass der Neubau Hamburg Advanced Research Centre for Bioorganic Chemistry, kurz HARBOR, nun „digital eröffnet“ werde.

HARBOR soll ein interdisziplinäres Zentrum für Nanophysik, Chemie und Strukturbiologie sein, in dem bis zu 120 Forschende von Hamburgs größter Hochschule arbeiten können. Sie sollen mit verschiedenen Methoden den Mi­krokosmos der Zellen untersuchen, um etwa die Entstehung und den Verlauf von Krankheiten besser zu verstehen.

Uni-Präsident betont Relevanz von HARBOR

So bescheiden die Eröffnung des Neubaus war – Uni-Präsident Dieter Lenzen wollte am Dienstag dennoch deutlich machen, wie bedeutend HARBOR seiner Ansicht nach ist. „Der Blick in kleinste molekulare Strukturen wird dazu beitragen, den ganz großen Schritt in Richtung eines international sichtbaren Forschungscampus zu gehen, einem DER Standorte der Zukunft in Deutschland“, erklärte der 73-Jährige laut der Mitteilung der Wissenschaftsbehörde.

Den Bau der neuen Einrichtung hatte die städtische Sprinkenhof GmbH im Auftrag der Behörde organisiert. Auch bei diesem großen Vorhaben setzt die Stadt auf das Mieter-Vermieter-Modell. Die Gesamtkosten für den Bau belaufen sich der Wissenschaftsbehörde zufolge auf rund 32 Millionen Euro. Davon übernahm der Bund 13,75 Millionen Euro.

Forschungscampus in Bahrenfeld wächst weiter

HARBOR bietet eine Nettonutzfläche von knapp 3000 Quadratmetern. Davon entfallen 1300 Quadratmeter auf Labore für Kernspinresonanzspektroskopie, für Untersuchungen mit Röntgenstrahlen und mit Massenspektrometrie. Neben Analysen im Labor sollen auch computergestützte Simulationen eine wichtige Rolle bei den Forschungen spielen.

Auf dem Forschungscampus in Bahrenfeld sind in den vergangenen Jahren etliche neue Einrichtungen eröffnet worden. Am Zentrum für Freie-Elektronen-Laser (CFEL) entwickeln Wissenschaftler etwa neue Analysemethoden – auch um den Super-Röntgenlaser European XFEL ideal nutzbar zu machen. Daneben befindet sich das neue Max-Planck-Institut für Struktur und Dynamik der Materie. Nicht weit entfernt davon erforschen Wissenschaftler am Zentrum für strukturelle Systembiologie (CSSB) die Angriffsmechanismen von Bakterien, Viren und Parasiten – während Forscher am Zentrum für Hybride Nanostrukturen (Chyn) der Universität Hamburg etwa winzige bioelektronische Implantate entwickeln wollen.