Hamburg. CDU-Kanzlerkandidat stellt im Schatten des Tierparks Hagenbeck die Authentizität seines Konkurrenten infrage. Verweis auf Flut-Lachen.
Ganz zum Schluss seiner rund halbstündigen Wahlkampfrede wurde Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet persönlich und attackierte Olaf Scholz direkt. Der SPD-Kanzlerkandidat habe Ende der 70er Jahre gegen die Nachrüstungspolitik des damaligen SPD-Kanzlers Helmut Schmidt demonstriert, „spiele“ aber nun selbst Helmut Schmidt, wie er auch mit der berühmten Raute Angela Merkel spiele.
„Ein Politiker muss authentisch sein. Er muss nicht Angela Merkel spielen, er muss nicht Helmut Schmidt spielen. Er muss er selbst sein und seine Überzeugung haben. Ich habe die, ich will Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland werden“, rief Laschet und erhielt den kräftigen, andauernden Beifall der rund 100 Zuhörer und Zuhörerinnen im Hotel Lindner in der Nachbarschaft von Hagenbecks Tierpark.
Saal lässt kaum Stimmung aufkommen
Corona hin oder her – es war ein eher bescheidener Rahmen gemessen daran, dass es der einzige Wahlkampfauftritt des Unions-Kanzlerkandidaten in der zweitgrößten deutschen Stadt war – noch dazu wenige Tage vor der Wahl. Obwohl in dem nüchternen Saal keine Kampagnenstimmung aufkam, hielt Laschet eine engagierte Rede.
Immer wieder setzte er sich mit seinem Hauptgegner auseinander und warnte eindringlich vor einem Linksbündnis. Kanzlerin Angela Merkel sei über die 16 Jahre ihrer Regierungszeit „immer der Stabilitätsanker in Europa und zum Teil sogar in der Welt“ gewesen, als es in den USA „drunter und drüber“ ging.
Laschet verwundert über Scholz' Linken-Kurs
„Wenn in dieser Phase ernsthaft eine rot-rot-grüne Koalition möglich wird, kann man sich vorstellen, was das für Auswirkungen hat“, sagte Laschet. Es gehe jetzt um eine Richtungsentscheidung. „Die Inhalte der Linken sind gefährlich für unser Land. Wer jeden europäischen Integrationsschritt abgelehnt hat wie auch den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr vor wenigen Wochen, zeigt, wes Geistes Kind er ist“, sagte der Christdemokrat.
„Aus der Nato raus, den Verfassungsschutz abschaffen und Enteignungen als Modell der Wirtschaftspolitik ins Gespräch bringen. Deswegen wundert es mich, dass es für Olaf Scholz so schwer ist zu sagen: Mit denen mache ich es nicht“, so Laschet. Die Union schließe dagegen ein Bündnis mit der Linken oder der AfD aus. Dafür gab es kräftigen Beifall der Zuhörer, viele von ihnen Parteifreunde Laschets.
Laschet: „Jetzt geht es nicht um Stilnoten“
Und der nordrhein-westfälische Ministerpräsident setzte noch einmal nach: „Wenn es eine Mehrheit für Rot-Rot-Grün gibt, selbst wenn die SPD auf Platz zwei liegt, werden sie versuchen, das Bündnis zu realisieren. 80 Prozent des Programms der Steuererhöhungen – Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer Erhöhung der Einkommenssteuer – sind deckungsgleich bei SPD, Grünen und Linken“, sagte Laschet.
Der Christdemokrat ging auf seine Kritiker in den eigenen Reihen ein. „Auch diejenigen, die bei uns vielleicht noch zweifeln und zögern, die noch unentschlossen sind und sagen, na, so toll war der Wahlkampf nicht, müssen jetzt alles tun, um das zu verhindern“, warb Laschet um Unterstützung. „Jetzt geht es nicht um Stilnoten. Jetzt geht es um die Frage, welche Richtung nimmt das Land.“
Das war eine indirekte Anspielung unter anderem auf eine Videosequenz, in der Laschet im Hintergrund lachend zu sehen ist, während Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier über die Opfer der Flutkatastrophe spricht. Viele fanden sein Verhalten unangemessen.
Armin Laschet erinnert an Ludwig Erhard
Der CDU-Politiker beklagte, dass die Auseinandersetzungen in der Gesellschaft aggressiver geworden sein, was sich auch an den Debatten über die Corona-Pandemie zeige. „Ich will als Kanzler zusammenbringen. Wir sind nicht die USA, wo zwei Hälften verfeindet sind. Jeder soll hier seine Meinung sagen können“, so Laschet.
Deutschland befinde sich in einer Phase des „Epochenwechsels“ und der „großen Transformation“ vor allem mit Blick auf den Klimaschutz. Laschet bekannte sich zum Ziel der Klimaneutralität bis 2045. „Aber Verbote sind kein Innovationstreiber. Es stimmt nicht, was Annalena Baerbock gesagt hat“, so der Unions-Kanzlerkandidat.
Er setze sich zum Beispiel dafür ein, dass Ingenieure und Techniker einen Weg finden, die Stahlproduktion statt mit Kohle mit Wasserstoff zu ermöglichen. „Seit Ludwig Erhard wissen wir: Wenn man die Menschen machen lässt, wenn sie Ideen haben, sind sie besser als alle Vorschriften“, sagte Laschet unter Beifall.
Laschet muss um Hamburger CDU kämpfen
Die Dissonanzen in der Hamburger CDU waren zu Beginn der Veranstaltung deutlich geworden. Der Eimsbütteler CDU-Bundestagsabgeordnete Rüdiger Kruse machte in seiner Begrüßung deutlich, warum er von Beginn an die Kanzlerkandidatur Armin Laschets unterstützt hatte – anders als Unions-Landeschef Christoph Ploß, der sich für Markus Söder ausgesprochen hatte.
„Wir brauchen keinen Einzelkämpfer, sondern wir brauchen jemanden, der andere motiviert und gute Leute heranholt. Für mich ist das Armin Laschet“, sagte Kruse. Ploß sagte, Laschet habe mit seiner Politik des Zusammenführens „die volle Unterstützung der Hamburger CDU“ und auch sehr viel Unterstützung bei den Hamburgern.