Hamburg. Infotafeln in der HafenCity zeigen preisgekrönte Architektur. Nicht immer decken sich Einschätzungen des Publikums und der Fachjury.
Viele Gebäude Hamburgs sind schon echte Hingucker. Aber was genau macht eigentlich gute Architektur aus? Diese Frage stellt sich die Jury des Hamburger Architektur Preises, der vom Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) seit nun 25 Jahren veranstaltet wird. Anlässlich des Jubiläums werden alle 43 ausgezeichneten Bauwerke (häufig gab es mehrere Sieger) auf dem Überseeboulevard noch bis April 2022 auf großen Infotafeln präsentiert.
Die ausgezeichneten Gebäude sind meist Schauplätze des Alltags: von der Pausenhalle der Blankeneser Gorch-Fock-Grundschule bis zum Bürohaus Deichtor. Manche der gekürten Orte kennt jeder Hamburger, wie den umgestalteten Jungfernstieg, andere dürften an verdienter Aufmerksamkeit gewinnen. Genau das ist die Mission des Preises: das öffentliche Bewusstsein für beispielhafte Architektur zu fördern.
Am Dienstagabend eröffnete Finn Warncke, Erster Vorsitzender des BDA Hamburg, die Ausstellung mit den Worten, es sei „ein ziemliches Wagnis“ gewesen, den Preis 1996 ins Leben zu rufen. Denn es sei unklar gewesen, wie viel Interesse überhaupt bestünde. Doch es bewarben sich immer mehr Architekten und Bauherren – bis zu 100 pro Ausschreibungsrunde –, sodass der Preis nun alle zwei statt anfangs alle drei Jahre verliehen wird. Auch bei der Öffentlichkeit sei der Wettstreit um Hamburgs schönsten Neubau oder die geschickteste Umnutzung von Bestand beliebt. So beliebt, dass 2005 der Publikumspreis eingeführt wurde, über den Abendblatt-Leser abstimmen.
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Hamburgs schönste Gebäude: Unterschiedliche Meinungen
Nicht immer decken sich die Einschätzungen des Publikums und die der Fachjury, und nicht immer ist das Gewinnerbauwerk so „identitätsstärkend“ wie die 2018 preisgekrönte Elbphilharmonie, berichtet Warncke. „Das Besondere an den Gebäuden kann auch sein, dass sie sich selbstverständlich ins Stadtbild einfügen“, so der gebürtige Rheinländer. Architektur sei für alle da, das findet auch Dorothee Stapelfeldt, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen. In ihrer Ansprache betonte sie, der Preis beachte das Interagieren fertiger Bauwerke mit ihrem Umfeld und die „Relevanz für die Lebenswirklichkeit“.
So wurde das Wilhelmsburger „Weltquartier“ 2014 von der Jury als „sozial vorbildlich“ gelobt. Außerdem ist nachhaltige Ressourcennutzung ein wichtiges Kriterium geworden, wofür 2012 der Marco Polo Tower, dessen äußere Materialien auf Beton und Glas beschränkt wurden, ausgezeichnet wurde.