Hamburg. Streit um den Schutz vor Überflutungen nach jüngsten Starkregenfällen. Auch Schnelsen und Billstedt melden Ärger mit Rückhaltebecken.
Die Sorge um die schlecht gepflegten Rückhaltebecken (wir berichteten) und den Schutz vor Starkregen treibt viele Hamburger um. Auf den Abendblatt-Bericht über den absaufenden Wiesenweg in Sasel haben uns diverse Leser angeschrieben und ihre Probleme mit Regenwasser geschildert.
In Billstedt kämpfen die Anglerfreunde von 1963 seit 2016 um einen Bagger, der dem verlandenden Rückhaltebecken wieder Tiefe verleiht. Das, so Bernhard Mombrei von den Anglerfreunden, sei gut für die Fische, für die Naherholung, aber eben auch für die Rückhaltung von Regenwasserspitzen, die bei Starkregen nicht schnell genug abgeleitet werden und deshalb im Zwischenspeicher stehen können sollen, bis ein kontrollierter und für die Siedler verträglicher Abfluss möglich ist. Doch das verlandende Becken fasst immer weniger Wasser.
Starkregen in Hamburg: Auch in Billstedt und Schnelsen Probleme
2018 richtete ein Starkregenereignis schon größeren Schaden unter anderem an der denkmalgeschützten Neubauer Mühle an, aber auch diese Machtdemonstration der Natur führte nicht zur Faulschlammbeseitigung in Steinfurths Diek. Das Bezirksamt Mitte verwies auf die Europäische Wasserrahmenrichtlinie und die darin geforderte Durchgängigkeit der Gewässer für Fische.
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Das Amt richtete deshalb sein Augenmerk auf die „Staubauwerke“ in der Glinder Au, einem Zufluss zur Diek. Mombrei: „Das mag seine Berechtigung haben. Es muss aber nicht das eine oder das andere gemacht werden, sondern im Zweifel dann eben beides.“ Das Rückhaltebecken erfülle seine Funktion nicht mehr und sei kurz vorm Kippen.
Drohende Überschwemmungen in Hamburg durch Starkregen
Im Juni lag eine dicke Algenschicht auf dem Gewässer. Der geringe Sauerstoffgehalt des Wassers verhindert die ordnungsgemäße Verwesung der Blätter. Ein Teufelskreis ist in Gang gesetzt. Das sah auch der SPD-Wahlkämpfer und Ex-Bezirksamtsleiter Mitte, Falko Droßmann, als er im August vor Ort den Schulterschluss mit Anglern und anderen Betroffenen suchte. „Die Einsicht war da“, sagt Mombrei. „Geschehen ist aber wieder nichts.“ Regionalausschuss Billstedt, Sanierungsbeirat Mümmelmannsberg und die Bezirksversammlung Mitte konnten mit ihren Beschlüssen bislang auch keine Abhilfe bewirken.
In Schnelsen beklagen Anwohner des Märchenviertels und der Siedlung Burgwedel die mangelnde Pflege der Gräben, die das Regenwasser zum Rückhaltebecken Grothwisch führen sollen. Außerdem gebe es eine irrwitzige Quotenregelung mit dem Nachbarland Schleswig-Holstein, sagt Abendblatt-Leser Heinrich Flügge. „Hamburg darf seit Jahrzehnten schon nicht genug Wasser in die Mühlenau ableiten, sodass das Rückhaltebecken bei Starkregen schnell zu voll ist.“