Othmarschen. Die 300-jährige Geschichte des Gymnasiums Christianeum wird in einem neuen Bauheft geschildert. Warum die Schule oft umziehen musste.
Das Christianeum gehört zu Hamburgs traditionsreichsten Schulen und spielte bei Bildung und Erziehung Hamburger Jugendlicher über Jahrhunderte eine wichtige Rolle. Weniger bekannt ist die Baugeschichte des altsprachlichen Gymnasiums, das in der langen Zeit seines Bestehens mehrmals den Standort wechselte. Dass es über alle vier Schulgebäude (an drei Plätzen) Wissenswertes zu berichten gibt, zeigt das neue Hamburger Bauheft „Drei Standorte, ein Christianeum 1721–2021“.
Los ging es um 1721 mit ersten Barockbauten in der Altonaer Altstadt, wie die beiden Autoren, Dirk Hempel und Dirk C. Schoch, erzählen. Die Schülerzahlen stiegen, und der alte Bau musste von 1880 bis 1897 um einen etwas klobigen Neubau erweitert werden. Als diese Anlage ebenfalls aus allen Nähten platzte und am Standort zusätzliche Erweiterungen nicht mehr möglich waren, ging man auf die Suche nach einem neuen Gebäude.
Christianeum musste wegen Elbtunnel weichen
Schließlich wurden der Schule Räume an der damaligen Roonstraße zugewiesen, die seit 1950 Behringstraße heißt. Nachdem dieser zweite Standort bis 1962 aufwendig renoviert worden war, zeigte sich schlagartig, dass seine Tage gezählt sein würden. Im Mai 1964 kam die offizielle Mitteilung, dass im Rahmen der 1960 beschlossenen Autobahn-7- beziehungsweise Elbtunnel-Planung „der Abriss des Christianeums-Gebäudes als unumgänglich feststeht“, wie es in einer Drucksache hieß.
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Die Bürgerschaft erteilte dem Senat den Auftrag, „rechtzeitig mit Planung und Durchführung eines der Tradition des Christianeums entsprechenden Neubaus zu beginnen“, und im Oktober 1964 wurde ein internationaler Architekten-Wettbewerb ausgeschrieben. Im Sommer 1965 erhielt der Entwurf des dänischen Architekten Arne Jacobsen (1902– 1971) und seines 1930 geborenen Mitarbeiters Otto Weitling den ersten Preis.
Christianeum zog an die Otto-Ernst-Straße
Im Mai 1968 folgte der erste Spatenstich für Standort Nummer drei, den Neubau an der Otto-Ernst-Straße. Die Grundsteinlegung schloss sich im September an. Parallel wurde Ende 1967 das erste Teilstück der A 7 vom Autobahndreieck Nordwest bis zur Ausfahrt Schnelsen-Nord eröffnet, die Bauarbeiten für den neuen Elbtunnel begannen im Juni 1968.
Nachdem im April der Umzug der Schule in das zu etwa zwei Dritteln fertiggestellte neue Gebäude vollzogen war, wurde der alte Bau an der Behringstraße abgerissen. Dabei verlor auch der Stadtteil Bahrenfeld seinen Marktplatz, also das eigentliche Zentrum.