Norderstedt. Jürgen Hanika ist seit seiner Kindheit von allem fasziniert, was brummt und summt. Nun will er etwas für die Kleinstlebewesen in der Stadt tun.

In der Norderstedter Stadtverwaltung war Jürgen Hanika als Vorsitzender des Betriebsrates über Jahre eine Vertrauensperson für alle Mitarbeiter. Doch so sehr Hanikas Passion in seinem Arbeitsleben den Arbeitnehmerrechten galt, so sehr konzentriert er sich nun im Ruhestand auf die Rechte einer ganz anderen Spezies, die ihn seit Kindheitstagen fasziniert – Insekten.

Jürgen Hanika wurde nun von der Stadt ganz offiziell zum Norderstedter Insektenberater ernannt. Was eine widersprüchliche Bezeichnung ist. Denn Hanika berät keine Insekten, sondern vielmehr die Menschen, die sich gegenüber allem, was brummt und surrt – bewusst oder unbewusst – falsch verhalten haben und das gerne ändern möchten. Weil heute jeder begriffen hat, wie wichtig die kleinen Lebewesen für die Artenvielfalt sind und wie stark deren Recht auf ein intaktes Lebensumfeld eingeschränkt wurde.

„Sich mit Bienen, Hummeln, Wespen und Hornissen zu beschäftigen, ist unglaublich interessant und spannend“, sagt Hanika. Er bezeichnet sich treffender als Insektenbotschafter. Und ganz ähnlich wie beim Arbeitnehmerschutz ist es auch beim Insektenschutz zunächst wichtig, ein örtliches Netzwerk aufzubauen und zu vergrößern. Die städtischen Bemühungen zur Förderung der Biodiversität – das Anlegen von Wildblumenwiesen oder die Vergabe von Grünpatenschaften an Bürger – sieht Hanika mit Freude. „Gemeinsam mit anderen können wir das noch weiter auf- und ausbauen.“ Als Insektenbotschafter will Hanika vor allem die kleinen Norderstedter erreichen. Er will Norderstedter Schulklassen oder Kitagruppen besuchen und den Kindern etwas über heimische Insekten und deren enorme Bedeutung für das gesamte Ökosystem erzählen. Und nicht nur das: Hanika will die Kleinen ganz aktiv in die Verbesserung des Insektenlebensraumes miteinbeziehen und gemeinsam mit ihnen Insektenhotels basteln und Futter- und Wasserstellen für Bienen und Hummeln bauen. „Wenn wir es schaffen, die Kinder zu begeistern, ihnen auch die Angst nehmen, von Bienen oder Wespen gestochen zu werden, dann tragen sie das Wissen und die Begeisterung in ihre Familien – und wir erreichen damit auch viele Erwachsene“, sagt Hanika. Er kann sich zum Beispiel vorstellen, in einen auf einem Schulgelände platzierten Bienenkasten eine Kamera zu installieren: „Dann können die Kinder im Klassenraum zugucken, was bei den Bienen gerade alles passiert.“

Die Erwachsenen ruft Insektenbotschafter Hanika dazu auf, Grünpaten zu werden. „Jeder kann beim Insektenschutz mithelfen, indem er seinen Garten oder ein Stück Straßengrün vor der Haustür insektenfreundlich bepflanzt und gestaltet“, sagt Hanika.

Die Stadt hatte im April die Bürger zur Übernahme von Patenschaften aufgerufen. Wie aus einer Anfrage der Grünen im Umweltausschuss hervorgeht, haben sich seither 20 Grünpaten bei der Stadt angemeldet. Unter anderem für Flächen Am Wilden Moor, In der Großen Heide oder am Bargweg. Darüber hinaus gebe es eine Vielzahl von öffentlichen Flächen im sogenannten Straßenbegleitgrün, die von Privatpersonen angelegt wurden und seit Jahren gepflegt werden, teilte die Stadt mit.

Insektenbotschafter Hanika empfiehlt die städtische Broschüre „Wir schwärmen für die Umwelt – Bienen- und Wespenfreundliches Norderstedt“. Es liegt im Rathaus aus und enthält alle Infos zum Thema und zur Grünpatenschaft. Hanika steht unter 040/523 06 21 35 und 0174/173 01 55 zur Verfügung, außerdem ist er unter juergen.hanika@norderstedt.de zu erreichen.