Hamburg. Dr. Patrick Pieper forscht an der Universität Hamburg. Sein Ziel ist es, den Vorhersagezeitraum für Wetterextreme zu verlängern.
Wasserknappheit, vertrocknete Felder, Feuergefahr – die Folgen von Dürre, Hitzewellen und anderen Wetterextremen können verheerend sein. Umso wichtiger, dass Menschen sich rechtzeitig darauf vorbereiten. Dabei gilt, je früher es zuverlässige Vorhersagen gibt, desto besser. Im Rahmen meiner Doktorarbeit am Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg, erforsche ich deshalb, wie sich solche Wetterextreme mehrere Monate im Voraus prognostizieren lassen.
Ganz konkret untersuche ich ein Zirkulationssystem im tropischen Pazifik zwischen Südamerika und Australien. Die Meeresströmungen und Luftzirkulationen sind dort meistens konstant. Doch alle zwei bis sieben Jahre verändert sich das System: Entweder es verstärkt sich in gleichbleibender Richtung oder es kehrt sich um, so dass Luft und Ozeanwasser andersherum strömen. Diese Ereignisse, La Niña und El Niño genannt, können weltweit extremes Wetter auslösen. Doch wie kann ich frühzeitig abschätzen, ob und wo dadurch beispielsweise eine Dürre eintritt?
Extreme lassen sich einen Monat vorher prognostizieren
Schon jetzt lassen sich solche Extreme etwa einen Monat im Voraus prognostizieren. Diesen Vorhersagezeitraum möchte ich verlängern. Dazu brauche ich drei Dinge: Aktuelle Messdaten aus der Atmosphäre und dem Ozean, ein Klimamodell und einen leistungsstarken Computer. Speise ich die Messdaten in mein Modell ein, kann es die Witterung für mehrere Monate im Voraus berechnen – doch wie verlässlich?
Um das zu prüfen, habe ich mit dem Klimamodell das vergangene Wettergeschehen nachberechnet. Dieses ist mir durch viele Wettermessungen bekannt. Stimmen Mess- und Modelldaten gut überein, berechnet mein Modell die Vergangenheit realistisch – und kann somit verlässliche Vorhersagen für die Zukunft erstellen. Doch die Datensätze deckten sich nicht in allen Jahren gleich gut.
Temperatur des Pazifikwassers im Fokus
Bei genauerem Hinsehen bemerkte ich, dass sich Dürren in Nordamerika nur dann besonders gut vorhersagen lassen, wenn das Klimasystem eine markante Abweichung aufweist – sprich, wenn ein La Niña-Ereignis vorherrscht. Konkret: Ist die Temperatur der Wasseroberfläche im Ostpazifik kälter als im Durchschnitt, sind die Monate Dezember, Januar und Februar im südlichen Nordamerika und im angrenzenden Mexiko eher trocken.
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Das ist nicht neu. Neu ist jedoch, dass die Modellvorhersagen während dieser Abweichungen verlässlicher sind als in anderen Jahren. In den Zeiten, in denen die höchste Gefahr von Dürren ausgeht, können wie unseren Vorhersagen also am meisten vertrauen. Ich behalte die Temperatur des Pazifikwassers im Blick. Bei den ersten Anzeichen einer Abweichung, speise ich die Messwerte in mein Modell ein. Bis zu vier Monate im Voraus bekomme ich mit meinen Berechnungen genaue Angaben dazu, wann eine Dürre und wie groß ihre räumliche Ausdehnung zu erwarten ist.
Nächstes Ziel: Ergebnisse auf Europa übertragen
Ein echter Fortschritt, der Verwaltung und Landwirtschaft mehr Zeit gibt, die schlimmsten Folgen abzumildern. Aktuell arbeite ich daran, meine Ergebnisse auf Europa zu übertragen. Welche Klimaabweichungen lassen Hitzewellen über Mitteleuropa entstehen? Finde ich heraus, welche klimatischen Prozesse hohe Temperaturen bedingen, dann kann ich heiße Sommer in Zukunft womöglich besser vorhersagen – und vor großer Hitze mehrere Monate im Voraus warnen.
Dr. Patrick Pieper ist Experte für saisonale Klimamodellierung am Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg und im Klimaexzellenzcluster CLICCS.