Hamburg. Zunächst galt die Idee als verrückt. Mittlerweile ist die Attraktion in der Speicherstadt Deutschlands beliebteste Sehenswürdigkeit.

Das Miniatur Wunderland, das an diesem Montag seinen 20. Geburtstag feiert, war zunächst eine schwere Geburt, wie sich die Gründer erinnern. „Fast alle, denen wir von unserer Idee erzählten, erklärten uns für verrückte, weltfremde Träumer“, erzählt Frederik Braun. Auch sein Zwillingsbruder Gerrit habe sich nur langsam darauf einlassen können und zweifelte zunächst „an Frederiks Geisteszustand“, als der ihm im Juli 2000 davon erzählte.

Aber der Gedanke, aus seinem einstigen Hobby einen Beruf zu machen, begeisterte auch ihn. Zusammen mit ihrem Vater und dem langjährigen Partner Stephan Hertz wollten sie die größte Modelleisenbahn der Welt erschaffen.

Hamburger Miniatur Wunderland eröffnete 2001

Ein Jahr später, am 16. August 2001, eröffnete das „Miniatur Wunderland“ mit den drei Welten Mitteldeutschland, Österreich und der erfundenen Stadt Knuffingen, und die Zahlen sprachen für sich. Aus erhofften 100.000 Besuchern im ersten Jahr wurden 300.000. Die mit Herzblut und Liebe zum Detail gestalteten Miniaturlandschaften zogen Menschen aus ganz Deutschland und weit darüber hinaus in die Hamburger Speicherstadt. Schon 2003 kamen mehr als eine Million Besucher und Besucherinnen.

Die künstlerische Leitung übernahm Gerhard Dauscher, der seine Arbeit in Bayern damals sofort beendet und sich den Hamburger Modellwelten verschrieben hatte. Im November 2002 entstand dann auch ein kleines Hamburg, Bayern gibt es bisher noch nicht. Stattdessen wuchs das Wunderland über Deutschlands Grenzen hinaus. 2003 kam es zur Eröffnung des Amerika-Abschnittes, in dessen Konstruktion fast 100.000 Arbeitsstunden steckten. Für die weiteren Weltenbauten wurde Unterstützung gebraucht: 2004 bestand das Team aus 100 Mitarbeitern, 2021 sind es mehr als 300.

Braun-Brüder wurden „Unternehmer des Jahres“

„Unsere Mitarbeiter sind keine Figuren oder Nummern in unserer Bilanzaufstellung“, sagen die Chefs, „sondern spektakuläre Individuen mit verschiedenen Qualitäten, Fähigkeiten und Emotionen.“ Sie bringen auch eigene Ideen ein, wie etwa im 2005 eröffneten Skandinavien – der bis heute größten und technisch vielseitigsten Wunderland-Welt. Hier kann man 30.000 Liter echtes Wasser als Nord- und Ostsee, ferngesteuerte Schiffe und Naturphänomene wie Schnee, Dämmerung und Ebbe und Flut beobachten.

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2006 wurden Gerrit und Frederik Braun in Hamburg als „Unternehmer des Jahres“ ausgezeichnet. Es folgten weitere Welten und Millionen von Gästen, das Miniatur Wunderland gewann den Deutschen Tourismuspreis, stieg zur beliebtesten Sehenswürdigkeit des Landes auf, und am 10. September 2015 kürte Guinness World Records es offiziell zur größten Modelleisenbahn der Welt.

Miniatur Wunderland mit großen Plänen für die Zukunft

Das Wunderland ist nun 7000 Quadratmeter groß, davon knapp 1500 Quadratmeter Modellfläche, bevölkert von Hunderttausenden Figuren sowie Zügen, Gleisen, Häusern und Bäumen. Fast eine Million Arbeitsstunden stecken schon in dem Projekt – und keiner denkt ans Aufhören.

Auch wenn derzeit wegen Corona nur 80 Prozent der Besucher zulässig sind, haben die Eisenbahn-Enthusiasten große Pläne für die Zukunft: Ende des Jahres soll die Welt „Monaco und die Provence“ eröffnet werden. Jüngst hat das Unternehmen auch das Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite angemietet: Eine Brücke soll über den Fleet führen, ab 2022 könne man „Die Welt von oben“ betrachten.

Auf der anderen Seite wird bereits ein Südamerika gebaut, 2024 dürfen sich Besucher auf einen kurzen Urlaub in Mittelamerika und der Karibik freuen und ab 2026/27 Asien auch erkunden.