Hamburg. Das Kreuzfahrtschiff von Hapag-Llloyd-Cruises ist noch nicht getauft, doch schon unterwegs. Was es noch an “Babykrankheiten“ gibt.

Es ist das erste Mal, dass die schwarzen, hochseetauglichen Schlauchboote (Zodiacs) das salzige Meer berühren. Mit lautem Platsch landen sie in der Nordsee. Matrosen hatten sie zuvor in der Deutschen Bucht von Bord des neuen Expeditionsschiffes „Hanseatic spirit“ gehievt. Staff-Kapitän Claas Fischer steuert eines der 17 Zodiacs. Die ersten Passagiere steigen ein. Danach gleiten sie für 30 Minuten sanft über die Nordseewellen. Bei ihrer Rückkehr werden sie mit Champagner begrüßt.

Bei diesem Törn von Altona, vorbei an den Elbinseln bis in die Nordsee gibt es immer wieder ein erstes Mal: Erstmals schlafen Passagiere an Bord. Erstmals werden Gäste kulinarisch verwöhnt. Der Service, die Küche, die Suiten und Kabinen – alles soll einem 5-Sterne-Niveau entsprechen. Doch das dritte Expeditionsschiff der Hamburger Traditionsreederei hat noch keine Sterne. Es ist noch nicht einmal getauft, sondern erst kürzlich in einer norwegischen Werft fertiggestellt worden. Stattdessen läuft es sich gerade warm bei diesem Kurztrip ins Irgendwo der Deutschen Bucht. Auf der Brücke: Kapitän Axel Engeldrum (43), Seemann aus Bassenfleth im Alten Land.

Kreuzfahrt: Taufe der „Hanseatic spirit“ steht noch bevor

Fehler und kleine Pannen dürfen in diesen Tagen noch passieren, um sie rasch zu beheben. Danach aber wird es für das Schiff (139 Meter lang, neun Decks, maximal 230 Passagiere, nur für Gäste ab 18 Jahre) ernst: Bei der Tauffahrt – Start in Hamburg am 22. August in Richtung Helgoland – und der Jungfernreise soll alles möglichst perfekt funktionieren. Selbstverständlich auch das strenge Corona-Hygienekonzept.

Diese Schiffe mit der höchsten Eisklasse für Passagierschiffe (PC 6) sind eigentlich dafür gemacht, die polaren Regionen der Erde zu erkunden. Und die entlegensten tropischen Gegenden wie den Amazonas, wo auch mal Faultiere auf den Schlauchbooten Platz nehmen dürfen. In Corona-Zeiten werden jedoch näher gelegene Destinationen entdeckt. Norwegen mit den Polarlichtern (15 Tage ab 9190 Euro) und Lappland zum Beispiel.

Bibliothek in Zusammenarbeit mit Felix Jud entstanden

Vom Alten Land auf das Luxusschiff: Kapitän Axel Engeldrum in seinem Reich.
Vom Alten Land auf das Luxusschiff: Kapitän Axel Engeldrum in seinem Reich. © Unbekannt | Hapag-Lloyd Cruises / Christian Wyrwa

Während die ersten Gäste gerade die Expeditions-Bibliothek in der „Observation Lounge“ erkunden – sie wurde in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Felix Jud zusammengestellt – lässt Kapitän Engeldrum versuchsweise die Stabilisatoren des Schiffes ausfahren, sie kommen bei stärkerem Seegang zum Einsatz. „Bei dieser Fahrt testen wir auch die unterschiedlichen Geschwindigkeitsstufen und das Synchronisieren unserer vier Motoren“, sagt Engeldrum, der in Bremen Nautik studiert hat.

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Auch Hotelmanagerin Doris Adler hat alle Hände voll zu tun. Wenn Schranktüren nicht richtig schließen, Displays haken, Aufkleber fehlen oder Kabinengeräusche auftreten, kümmern sich Crewmitglieder um diese „Babykrankheiten“, wie sie sagt. Wenn ein Schiff in den Dienst gestellt wird, muss zudem die neue Crew zum perfekten Team werden. Zum Glück kennen sich die meisten von anderen Schiffen dieser Kreuzfahrtreederei. 70 Prozent der rund 175 Crewmitglieder haben vorher bereits für Hapag-Lloyd-Cruises gearbeitet. Um die Abläufe, gerade bei der Seenotrettung, zu optimieren, stehen regelmäßig Drills auf dem Programm.

Taufpatin wird die Kegelrobben-Dame Nemi

Bevor die Sonne im Meer versinkt, treffen sich einige Gäste zum ersten Mal ganz vorn am Bug des Schiffes. Nirgendwo sonst kommt man auf der „Hanseatic spirit“ Meer und Wind näher als hier. „Spirit walk“ heißt die kurze Strecke bis zu diesem Aussichtspunkt. Dort, hinter dem Horizont, muss Hamburg liegen, mit einer der schönsten Hafeneinfahrten der Welt.

Schmuck gemacht für die ersten Gäste: eine Grandsuite  auf der „Hanseatic spirit“. Innenkabinen gibt es an Bord für die Gäste nicht.
Schmuck gemacht für die ersten Gäste: eine Grandsuite auf der „Hanseatic spirit“. Innenkabinen gibt es an Bord für die Gäste nicht. © Unbekannt | Hapag-Lloyd Cruises / Niklas Faralisch

Noch wenige Tage, dann ist die „Hanseatic spirit“ fein für die Taufe. Taufpatin ist diesmal kein Mensch, sondern die Kegelrobben-Dame Nemi. Sie lebt sei 2006 in der Seehundstation Friedrichskoog. Weil das Tier natürlich nicht an Bord kommen kann, übernimmt die Taufzeremonie die Seehundstation-Tierärztin Ulrike Meinfelder. Mit dieser symbolischen Wahl wolle die Reederei den Respekt und die Verbundenheit des Unternehmens und seiner Gäste mit der Natur ausdrücken, sagte Isolde Susset, Leiterin Expeditionskreuzfahrten und Touristik Hapag-Lloyd Cruises.

Hapag-Lloyd-Cruises betreibt umweltfreundliche Flotte

Künftig sei eine Patenschaft zwischen der „Hanseatic spirit“ und der Seehundstation geplant. Am Abend vor der Schiffstaufe ist eine „Expedition Night“ auf dem Pooldeck geplant, zu der auch Helgolands Bürgermeister Jörg Singer erwartet wird. Wie Julian Pfitzner, CEO Hapag-Lloyd-Cruises, betont, wird das Expeditionsschiff mit Marine Gasöl betrieben, einem Kraftstoff, der als umweltfreundlich gilt.

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Hapag-Lloyd-Cruises verzichtet auf Schweröl und betreibt die ganze Flotte ausschließlich mit schwefelarmen Treibstoff Marine Gasöl 0,1 Prozent. Außerdem verfügen die Schiffe über einen SCR-Katalysator. Er reduziert den Ausstoß von Stickoxid um fast 95 Prozent. Neu ist ebenfalls der Landstromanschluss – ideale Bedingungen, um nach der „Aufwärmfahrt“ wieder am Cruise Terminal Altona festzumachen. Denn dort wird Landstrom angeboten.