Ist das Urlaubsdomizil an der Küste auffallend günstig? Dahinter könnte eine Masche stecken. Doch es gibt noch andere Hinweise.

  • Urlaub an Ostsee und Nordsee ist auch 2022 beliebt
  • Doch bei Ferienwohnungen und Häusern gibt es auch Betrug
  • Bei diesen Angeboten sollten Sie hellhörig werden

Die frühen Sommertage am Meer verbringen – daran haben in den Corona-Jahren immer Menschen im Norden Gefallen gefunden. Zu Pfingsten zieht die Nachfrage bei Ferienwohnungen und Hotels an den Urlaubsorten von Nord- und Ostsee wieder kräftig an. „Die Buchungslage ist gut, wir bemerken aber, dass die Gäste immer noch recht kurzfristig buchen“, sagte etwa die Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Die Nordsee GmbH, Sonja Janßen. Doch Obacht! Betrüger nutzen die Reisesehnsucht skrupellos aus.

Ostsee und Nordsee: Betrug mit Ferienwohnungen

Im vergangenen Jahr mussten Verbraucherschützer und Behörden vor einer Betrugsmasche mit fingierten Annoncen für Ferienwohnungen an Nord- und Ostsee warnen. „Das Phänomen ist in unterschiedlichen Ausprägungen bekannt – es handelt sich um vielfältig agierende Täter“, sagte der Hamburger Polizeisprecher Holger Vehren im Sommer. In der Haupturlaubssaison habe man eine „mittlere zweistellige Zahl“ von Fällen pro Monat verzeichnet.

Auf den bekannten Online-Portalen wie Airbnb, Ebay-Kleinanzeigen oder FeWo-direkt waren immer wieder Anzeigen fingierter Ferienhäuser und -wohnungen zu finden, sagte Kathrin Körber, Rechtsexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Urlauber stehen dann vor leeren Grundstücken oder Unterkünften, die bereits anderweitig vermietet sind.

Ferienwohnungen an Ostsee und Nordsee zu kleinem Preis?

„Die Betrüger locken mit ungewöhnlich niedrigen Preisen und schönen Bildern vom vermeintlichen Mietobjekt“, sagte Körber. Der Hamburger Polizeisprecher Holger Vehren betonte, dass die Verantwortlichen „nicht eindimensional“ agierten. So nutzten sie teilweise auch die persönlichen Daten von Geschädigten für weitere Straftaten.

So fiel auch ein Ehepaar aus Buxtehude auf die Masche herein. Nachdem die beiden ihre geplante Reise in die Niederlande wegen der dortigen Corona-Inzidenz stornieren mussten, gaben sie eine Suchanzeige bei Ebay auf. Daraufhin meldete sich eine Frau bei dem Ehepaar, die den beiden ein schön eingerichtetes Ferienhaus in Bensersiel mit Pool und Garten für zehn Tage anbot.

Urlaub an Ostsee und Nordsee weiter beliebt

Als das Paar 750 Euro überwies, tauchte die angebliche Vermieterin aber sofort ab. Ein Anruf bei der Touristeninformation in Ostfriesland ergab, dass dort in jüngster Zeit viele weitere Fälle aufgetreten waren. „Wir sind sonst eher skeptisch“, sagte der Geschädigte Maik Findeisen. Aber in diesem Fall sei die Aussicht auf einen Urlaub wohl zu stark gewesen.

Denn die Verlockung eines Urlaubs am Meer ist groß – das haben die Betrüger längst erkannt. „Eine Grundskepsis ist immer hilfreich“, sagte der Polizeisprecher Vehren. „Es gibt aber auch einzelne Punkte, auf die man besonders achten sollte.“

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Dazu zählt zuerst, ob das Angebot von vornherein nicht vielleicht zu schön klingt, um wahr zu sein. „Es gehört oft zum Modus Operandi von Betrügern, eine vermeintlich großzügige Ausstattung zu einem verlockenden Preis anzubieten“, erläutert Vehren. Melden sich Interessenten, verlangen die Betrüger dann oft sofort den vollen angeblichen Mietbetrag für die inserierte Ferienwohnung.

Ausländische Konten bei Ferienwohnungen verdächtig

Nach Angaben der Verbraucherzentrale in Niedersachsen, die ebenfalls vermehrt Fälle registrierte, verlagern die Täter die Kommunikation mit ihren möglichen Opfern häufig schnell von den Portalen zu E-Mail oder WhatsApp. Interessenten sollten auch die Bezahlung möglichst nicht außerhalb der Plattformen tätigen – das gilt erst recht, wenn das Geld per Vorkasse über Transferdienste Western Union bezahlt werden soll.

Laut Hamburger Polizei ist es auch verdächtig, wenn es sich um ausländische Konten handelt – zu erkennen ist das an einem anderen Buchstabenkürzel als DE in der IBAN des angeblichen Vermieters. Auch einheimische Konten bieten aber keine Sicherheit. „Es ist ratsam, bei der Übermittlung persönlicher Daten – etwa einer Farbkopie von beiden Seiten des Personalausweises – vorsichtig zu sein“, sagte Holger Vehren. Denn es handele sich um „mehrdimensional agierende“ Täter: Diese könnten mit den persönlichen Daten etwa Konten eröffnen, um dort das Geld weiterer Opfer zu sammeln und abzuziehen.

Ostsee und Nordsee: Bilder der Ferienwohnungen genau ansehen

Generell sollten Verbraucher vor der Kommunikation mit dem Vermieter auf weitere Warnzeichen achten und sich auch die Bilder des vermeintlichen Feriendomizils genau ansehen. Passen die Fotos zur Lage und zum verlangten Preis? Sind dieselben Bilder möglicherweise auch bei anderen Annoncen auf verschiedenen Portalen zu finden? Laut Verbraucherzentrale sind auch Beschreibungen der Immobilien und die Kontaktdaten der Vermieter in einigen Fällen von vornherein unvollständig.

Wer Geld für eine Unterkunft überwiesen hat und den Vermieter nicht mehr erreichen kann, sollte Strafanzeige erstatten und auch die eigene Bank kontaktieren. Möglicherweise kann die Überweisung noch rückgebucht werden.

Tipps bei der Urlaubsbuchung an Ostsee und Nordsee

  • Unseriöse Anzeigen im Internet fallen vor allem dadurch auf, dass bei Buchung einer Ferienwohnung nicht nur eine Anzahlung, sondern immer direkt der vollständige Mietbetrag bezahlt werden soll – unabhängig vom Reisezeitraum. Außerdem können Name, Anschrift und Telefonnummer des Vermieters fehlen.
  • Eine genaue Beschreibung der Unterkunft ist häufig nicht vorhanden. „Vorsicht ist auch geboten, wenn der Kontakt verlangt, für die weitere Kommunikation die Buchungsplattform zu verlassen“, sagt Kathrin Körber, Rechtsexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen.
  • Eine seriöse Buchungsplattform für eine großzügige Ermäßigung zu übergehen und informell zu buchen, gilt als verdächtig. Plattformen wie Airbnb oder Ferienhausmieten.de haben Absicherungen für Kunden eingerichtet. So steht bei Ferienhausmie ten.de eine Entschädigung bis zu 500 Euro in Aussicht, wenn man etwas bucht, das sich als Fake herausstellt.