Hamburg. Auch die Zahl der Lehrkräfte in der Hansestadt klettert mit 14.824 Stellen auf einen Höchststand. Fünf neue Schulen am Start.

Hamburgs Schulsystem wächst weiterhin kräftig: mehr Schülerinnen und Schüler, mehr Lehrkräfte, aber auch mehr Schulen: Mit Beginn des Schuljahres 2021/22 am Donnerstag wird der Unterrichtsbetrieb an fünf neuen Schulstandorten aufgenommen: Die Grundschulen Am Baakenhafen (HafenCity), Am Park (Harburg) und Fabriciusstraße (Barmbek) richten erstmals erste Klassen ein. Das Gymnasium Rotherbaum an der Bundesstraße (Eimsbüttel) und die Campusschule HafenCity begrüßen Fünftklässler.

Die Schulen in der HafenCity sind zunächst noch in Containern untergebracht. Die Campusschule HafenCity besteht aus einem Stadtteilschul- und einem Gymnasialzweig und bietet das Abitur nach acht oder neun Jahren an. Die Zahl der staatlichen Schulen erhöht sich auf 376, die der privaten sinkt um zwei auf 97. Die beiden katholischen Grundschulen Domschule St. Marien (St. Georg) und St. Marien Eulenstraße (Ottensen) haben mit dem Auslaufen der vierten Klasse den Betrieb eingestellt.

Staatliche Schulen in Hamburg profitieren

Von dem erneuten Schülerwachstum profitieren folglich in erster Linie die staatlichen Schulen. Am deutlichsten fällt das Plus in den Grundschulen aus: Die Zahl der Erstklässler hat sich gegenüber dem Vorjahr um 600 erhöht. Insgesamt wird die Zahl der Grundschüler (Klassen eins bis vier) voraussichtlich um 2100 auf dann 62.100 Kinder anwachsen. Das ist ein Plus von 3,5 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Schuljahr. Noch größer ist der Zuwachs bei den Vorschulklassen mit einem Plus von 1000 auf 10.100 Schülerinnen und Schüler (plus elf Prozent).

Auch die weiterführenden Schulen verzeichnen mehr Kinder und Jugendliche: In den Klassenstufen fünf bis zehn beträgt der Zuwachs 1240 Schülerinnen und Schüler (plus 1,4 Prozent) und in der Oberstufe 400 (plus 1,8 Prozent). Insgesamt wird die Zahl der Schüler an den staatlichen allgemeinen Schulen um 4740 auf 184.110 (plus 2,6 Prozent) gegenüber dem Vorjahr anwachsen. So viele Schüler hatte Hamburg zuletzt in den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Rechnet man die Sonder- und Berufsschulen hinzu, dann werden von Donnerstag an auf der Basis der Anmeldungen im April voraussichtlich 256.870 Schülerinnen und Schüler an 473 Schulen unterrichtet.

Mit Zahl der Schüler wächst Zahl der Lehrer in Hamburg

„Das Schülerwachstum ist ein Hamburger Schülerwachstum. Das heißt, die Kinder sind hier geboren oder schon vorher hier angekommen und aufgewachsen“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) bei der Vorstellung der Zahlen. Da Hamburg feste Klassenobergrenzen garantiert, wächst mit der Zahl der Schüler auch die der Lehrer. Im kommenden Schuljahr werden 510 zusätzliche Stellen für Pädagogen geschaffen.

Davon entfällt der größte Teil auf die Lehrkräfte, deren Stellenzahl sich um 449 auf 14.824 erhöht. Den größten Zuwachs verzeichnen die Grundschulen (plus 196), gefolgt von den Stadtteilschulen (plus 149) und den Gymnasien (plus 114). Die Zahl der Stellen für pädagogisches und therapeutisches Fachpersonal wird um 61 auf 1996 erhöht. Weitere 2463 Stellen entfallen auf die berufsbildenden Schulen. Insgesamt verzeichnet der Haushaltsplan der Schulbehörde 19.283 pädagogische Stellen, das dürfte ein absoluter Höchststand sein.

Neue Lehrerstellen für qualitative Verbesserungen

Die zusätzlichen Stellen dienen nicht ausschließlich zur Unterrichtsversorgung der gewachsenen Schülerzahl, wie Rabe betonte. Ein Teil der Lehrerstellen sind für qualitative Verbesserungen vorgesehen. So erhalten die Schüler der Vorstufe an der Stadtteilschule künftig fünf statt vier Stunden Mathematik pro Woche. Zudem wird unter anderem die Leseförderung und die Schreibförderung in der Grundschule ausgebaut.

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Wie im Hamburger Schulfrieden vereinbart, erhalten die 3400 Grund-, Haupt- und Realschullehrerkräfte mehr Geld. In drei Schritten wird das Gehalt bis zum Schuljahr 2023/24 dem der Kolleginnen und Kollegen an Gymnasien, Berufs- und Sonderschulen angeglichen. Rabe betonte, es gebe keinen Grund für eine unterschiedliche Bezahlung, da auch das Studium mittlerweile gleichlang dauere. „Zugleich sorgen wir dafür, dass Hamburg angesichts des bundesweit zunehmenden Lehrermangels auch in Zukunft genügend Lehrkräfte findet“, sagte der Senator. Noch ist das kein Problem: Wie berichtet, gab es für die 379 Referendarsstellen, die zum 1. August besetzt wurden, 755 Bewerbungen.

Hamburgs Lehrer erhalten Dienst-Tablet

Alle Lehrerinnen und Lehrer erhalten ein Dienst-Tablet. Die rund 20.000 Geräte sollen in den kommenden Wochen ausgeliefert werden. Auch die Lieferung der Luftfiltergeräte für rund 10.000 Klassen- und Fachräume, die Rabe während der Sommerferien angekündigt hatte, wird sich noch voraussichtlich bis zu den Herbstferien hinziehen.

Auch wenn Rabe hinsichtlich der Wirksamkeit der Geräte weiter skeptisch ist, sind sie Teil des Fünfstufenkonzepts, mit dem der Senat eine erneute coronabedingte Schließung der Schulen verhindern will. Erstens sind nach Stichprobenerhebungen rund 80 Prozent der Lehrkräfte geimpft, was das Übertragungsrisiko erheblich verringert. Zweitens bleibt es dabei, dass sich alle Schüler zweimal pro Woche einem Antigen-Schnelltest unterziehen müssen.

Medizinische Masken sind in Hamburgs Schulen Pflicht

Eine Testpflicht für nicht geimpfte Lehrer ist laut Rabe derzeit nicht geplant. Drittens müssen im Gebäude medizinische Masken getragen werden – auch im Unterricht. Viertens sollen alle Unterrichtsräume alle 20 Minuten für fünf Minuten gelüftet werden. „Das Sicherheitskonzept ist um ein Vielfaches besser als vor einem Jahr. Deswegen bin ich sehr zuversichtlich, dass wir Schulschließungen diesmal vermeiden“, sagte Rabe.