Hamburg. Mit Maskenpflicht und Luftfiltergeräten. Erstmals Impfungen an einer Berufsschule. Tipps für die Eltern der Erstklässler.

Nach Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern beginnt am kommenden Donnerstag auch in Hamburg das neue Schuljahr. Auf den ersten Blick startet die neue Lernphase wie die letzte geendet hat – diktiert von den Bedingungen der Corona-Pandemie: mit Maskenpflicht und Abstandsgeboten, regelmäßigen Schnelltests und Stoßlüften im Klassenzimmer.

Und doch wird etwas neu sein: Schulsenator Ties Rabe (SPD) hatte während der Sommerferien angekündigt, dass fast alle Klassen- und Fachräume mit mobilen Luftfiltergeräten ausgestattet werden sollen. Insgesamt sollen rund 10.000 Geräte angeschafft und bis zum Beginn der Herbstferien am 4. Oktober an die Schulen ausgeliefert werden. Nachdem die Ausschreibung abgeschlossen ist, rechnet die Schulbehörde damit, dass die ersten Luftfiltergeräte in den ersten beiden Unterrichtswochen an den Schulen eintreffen. In welchem Umfang dies geschehen werde, sei derzeit nicht vorhersehbar, wie eine Sprecherin der Behörde am Sonntag mitteilte.

Präsenzpflicht an Hamburgs Schulen

Im Abendblatt-Sommerinterview hatte Rabe betont, dass eine erneute Schließung der Schulen und ein Wechsel in den Hybrid- oder Fernunterricht bei steigenden Inzidenzwerten allenfalls als eine der letzten Maßnahmen in Betracht komme („Lieber Ausgangssperre als Schulen schließen“) und dafür Zustimmung über Parteigrenzen hinweg erhalten. Die Präsenzpflicht an Schulen bleibt zunächst bis zu den Herbstferien aufgehoben. In begründeten Fällen – etwa bei Vorerkrankungen – können Schüler also weiterhin im Fernunterricht bleiben.

Die Klassenräume werden mit Luftfiltern ausgestattet.
Die Klassenräume werden mit Luftfiltern ausgestattet. © dpa | Sven Hoppe

Alle gut 220.000 Schülerinnen und Schüler werden zweimal pro Woche getestet. Da alle Lehrkräfte vollständig geimpft sind, darf sich in den Schulen niemand aufhalten, der nicht negativ getestet oder geimpft ist. Darüber hinaus startet mit dem neuen Schuljahr ein Pilotprojekt an sieben Standorten mit PCR-Lolli-Tests, die zuverlässiger sind als die Antigen-Schnelltests.

Impfungen in Schule für ältere Schüler

Erstmals wird es zudem die Möglichkeit für Schülerinnen und Schüler geben, sich in der Schule impfen zu lassen – jedenfalls für die älteren unter ihnen. Am 10. und 12. August wird ein mobiles Impfteam am Standort Reichsbahnstraße 53 der Beruflichen Schule Eidelstedt (BS 24) Impfungen mit dem Vakzin von Biontech vornehmen. Auch die Zweitimpfungen sollen dort stattfinden. Aufgerufen sind rund 635 Schüler, die 18 Jahre und älter sind, sowie 135 16- und 17-Jährige.

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Die minderjährigen Schüler benötigen eine Einverständniserklärung der Eltern. Im Erfolgsfall soll das niedrigschwellige Angebot vor Ort Modell für alle berufsbildenden Schulen werden. Rabe wies darauf hin, dass langfristig nicht mehr sicher sei, ob es kostenlose Testangebote „an jeder Ecke“ geben werde. „Wer wirklich auf Nummer sicher gehen will, und sein ,altes Leben’ wieder leben will, der kommt langfristig nicht um eine Impfung herum“, sagte Rabe.

Lehramt an Hamburger Gymnasien beliebt

Bereits am heutigen Montag starten 379 neue Referendarinnen und Referendare in die eineinhalb Jahre dauernde zweite Phase der Lehrerausbildung nach dem Studium. Trotz der Steigerung der Ausbildungsplätze um mehr als 40 Prozent seit 2019 ist die Zahl der Bewerber mit 755 in Hamburg nach wie vor fast doppelt so hoch. Die Einstellungsquote liegt bei 50,2 Prozent. Andere Bundesländer melden längst Lehrermangel infolge eines Rückgangs der Zahl der Bewerbungen und müssen verstärkt auf Quereinsteiger ohne pädagogische Vorqualifikation zurückgreifen.

Am begehrtesten ist wie in den Vorjahren das Lehramt an Gymnasien: Hier gab es 387 Bewerbungen auf 151 Plätze, was einer Einstellungsquote von 39 Prozent entspricht. Am höchsten war die Quote mit 70,3 Prozent bei den angehenden Berufsschullehrern mit 64 Bewerbungen auf 45 Plätze. Das Durchschnittsalter aller Referendare und Referendarinnen beträgt 30 Jahre und liegt damit auf dem Niveau der Vorjahre. Über alle Schulformen hinweg sind 29,4 Prozent der Nachwuchskräfte männlich. Am höchsten ist der Anteil der Männer bei den Berufsschulen mit 45,5 Prozent, gefolgt von den Gymnasien mit 36 Prozent.

Eltern sollten für Schüler Ratgeber sein

Für die mehr als 16.000 Erstklässler beginnt die Schule zwar erst am 10. August, aber für viele Eltern stellt sich schon jetzt die Frage, wie ihre Kinder sicher zur Schule kommen und was sie sonst noch beachten müssen. „Idealerweise sind die Sechsjährigen im letzten Jahr der Kindergartens bereits gut auf diese Situation vorbereitet worden“, so Dirk Pietryga, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Deutschen Dachverbands für Psychotherapie.

Von älteren Geschwistern wüssten sie, was in der Schule auf sie zukomme. „Viele fiebern dem Tag der Einschulung entgegen, um endlich Schulkind zu sein“, meint Pietryga. Darauf könnten die Eltern aufbauen. Auch wenn es verlockend erscheine, Kinder als kleine Erwachsene zu behandeln oder sie zu bevormunden, sollten Eltern für ihre Kinder „gute Ratgeber“ sein und keinesfalls zu „Superhelden“ werden, die sie allumfassend umsorgen, fordert Pietryga.

Schulweg vor der Einschulung abgehen

Besonders der Verkehr auf dem Schulweg kann für die Erstklässler zu einer Gefahr werden. Dr. Dirk Sommerfeldt, leitender Arzt der Kindertraumatologie im Altonaer Kinderkrankenhaus, warnt: „Bis zu einem Alter von neun Jahren ist das räumliche Sehvermögen eines Kindes noch nicht vollständig ausgereift, wodurch es Geschwindigkeiten von heran nahenden Fahrzeugen unterschätzt.“

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Matthias Dehler, Leiter des Referats Mobilitäts- und Verkehrserziehung der Schulbehörde, rät, dass Eltern den Schulweg bereits vor der Einschulung mit ihren Kindern abgehen. „Einen leichten, kurzen Weg sollten Sie mindestens drei- bis viermal, einen langen, schwierigen Weg etwa zehnmal zusammen proben,“ empfiehlt Dehler. Die Eltern könnten sich dabei auch von ihrem Kind führen lassen, damit sie sehen, in welchen Situationen es noch unsicher ist.

Mit dem Auto zur Schule? Lieber nicht

Dehler und Sommerfeldt betonen zudem, dass Erstklässler wegen der komplexen und unübersichtlichen Verkehrssituation auf keinen Fall mit dem Rad allein zur Schule fahren sollten. Auch mit dem Auto sollten die Erstklässler nicht zur Schule gebracht werden, weil sie sich nicht an Geschäfte oder markante Gebäude erinnern müssen. Besonders in den dunklen Wintermonaten sei es wichtig, dass das Kind gut sichtbare Kleidung mit Reflektoren trägt, damit es im Straßenverkehr gut sichtbar ist.