Geesthacht. Nach den Sommerferien in Schleswig-Holstein kommen mobile Impfteams in die Schulen. Das ist in zweierlei Hinsicht brisant.

Die Frage, ob ihr mindestens zwölfjähriges Kind gegen das Coronavirus geimpft werden soll oder nicht, haben viele Eltern bislang auf die lange Bank geschoben. Spätestens in der kommenden Woche werden sich in Schleswig-Holstein alle Familien damit befassen müssen. Denn am Montag, dem ersten Schultag nach den Sommerferien, beginnen die Bildungseinrichtungen mit der Abfrage zur Impfbereitschaft der Schüler.

Das ist aus zweierlei Hinsicht brisant: Einerseits bleibt für eine Entscheidungsfindung wenig Zeit. Schon bis Freitag wird eine Antwort erwartet, damit der von Bildungsministerin Karin Prien (CDU) angekündigte Einsatz von mobilen Impfteams der Kassenärztlichen Vereinigung in den Schulen ab dem 19. August koordiniert werden kann.

Impfteams kommen an Schulen in Schleswig-Holstein

Andererseits sollen schon 14-Jährige selbst entscheiden, ob sie geimpft werden wollen. Eine Unterschrift eines Erziehungsberechtigten ist explizit nicht erforderlich, wie aus einem Anschreiben an Schüler und Eltern hervorgeht.

„Oho – das ist ja bannig früh“, wunderte sich Claudia Meins, die Vorsitzende des Schulelternbeirats der Alfred-Nobel-Schule in Geesthacht, als sie davon erfuhr. Sie ist Mutter von zwei Söhnen (zwölf und 14 Jahre) und bislang gegen die Impfung ihrer Kinder. „Ich selbst bin geimpft. Bei Kindern sehe ich aber den Nutzen noch nicht“, sagt Meins und verweist auf die fehlende Impf-Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko).

Unter Kindern könnte Gruppenzwang entstehen

Mit dieser Haltung steht Claudia Meins nicht allein. Laut einer vor den Ferien durchgeführten Umfrage des Landeselternverbands lehnten Eltern von unter 14-Jährigen zu rund 70 Prozent eine Impfung ab. Bei älteren Kinder liegt die Quote um 50 Prozent.

Die wichtigsten Varianten des Coronavirus im Überblick

Nach Anregung der Weltgesundheitsorganisation WHO werden die Varianten des Coronavirus seit Mai 2021 nicht mehr nach den Staaten benannt, in denen sie zuerst nachgewiesen wurden, sondern nach den Buchstaben des griechischen Alphabets. So soll eine Stigmatisierung beispielsweise von Ländern verhindert werden, in denen besonders ansteckende Virusmutationen zuerst nachgewiesen wurden.

Derzeit gelten fünf Formen des Coronavirus als besorgniserregend ("Variants of Concern"):

  • Alpha: Die im September 2020 zuerst in Großbritannien nachgewiesene Variante B.1.1.7, die das ursprüngliche Coronavirus fast vollständig verdrängt hatte, bevor sie ihrerseits von der Delta-Variante verdrängt wurde
  • Beta: Eine Form des Coronavirus, die im Mai 2020 in Südafrika entdeckt wurde, wissenschaftliche Bezeichung: B.1.351, B.1.351.2, B.1.351.3
  • Gamma: Die zunächst in Brasilien im November 2020 nachgewiesene Mutation P.1 und ihre Subformen P.1.1 und P.1.2
  • Delta: Die Corona-Variante B.1.617.2 (und ihre Subformen AY.1, AY.2, AY.3), zuerst im Oktober 2020 in Indien gefunden
  • Omikron: Die Corona-Variante B.1.1.529 wurde im November 2021 in mehreren afrikanischen Ländern nachgewiesen und verbreitet sich

Außerdem beobachtet die WHO weitere vier Mutationen als bedeutsame "Variants of Interest" :

  • Lambda: C.37, im Dezember 2020 in Peru entdeckt
  • Mu: B.1.621, im Januar 2021 erstmals in Kolumbien nachgewiesen

Doch was, wenn Meins 14-jähriger Sohn sich dennoch impfen lassen will? „Dann haben wir ein großes Problem. Ich hätte gern ein Mitspracherecht“, sagt Claudia Meins. Sie fürchtet, dass unter den Kindern ein Gruppenzwang entstehen könnte, sich impfen zu lassen. Seit Donnerstag ist neben dem Vakzin von Biontech/Pfizer übrigens auch der Wirkstoff von Moderna für Kinder ab zwölf Jahren zugelassen.

Wie das Bildungsministerium erklärt, warum 14-Jährige selbst Impfentscheidungen treffen können und wie der Schulstart am Montag läuft, lesen Sie auf.