Hamburg. Initiative Architects for Future kritisiert Wohnungsbaupolitik: Sie verhindere eine klima- und sozialgerechte Stadtentwicklung.

Mit einem offenen Brief hat sich die Hamburger Initiative Architects for Future an alle in der Bürgerschaft vertretenen Parteien gewendet. Sie fordert die Politik auf, die Hamburger Stadtentwicklung drastisch zu verändern und dadurch sozialer zu gestalten. Solidarisch zur Fridays for Future-Bewegung setzen sich die Fachleute aus der Baubranche zudem für Klimaschutz ein.

Laut der Bewegung verursache der Gebäudesektor weltweit 39 Prozent des gesamten Energieverbrauchs sowie 53 Prozent des Mülls in Deutschland. Weil die Bauwirtschaft ebenfalls für die größten Güterbewegungen, den größten Ressourcenverbrauch und die meisten CO2-Emissionen weltweit verantwortlich sei, gebe es in der Branche ein enormes Einsparpotenzial.

Mieten in Hamburg weiterhin gestiegen

„Ohne die Bau-Wende gibt es keine klima- und sozialgerechte Stadtentwicklung“, betont die Initiative. Die Politik müsse endlich alle ihr zur Verfügung stehenden Maßnahmen ergreifen, um diese zu ermöglichen. Entgegen der öffentlichen Meinung trage das „Hamburger Modell“ mit dem gerade verlängerten Bündnis für Wohnen nicht dazu bei, Mieten zu stabilisieren. Diese stiegen trotz bezirklicher Wohnungsbauprogramme und hoher Bautätigkeit ungebremst weiter an.

Die preisgebundene Wohnraumförderung beziehe sich vielmehr ausschließlich auf Neubau, so dass stetig mehr Wohnungen aus der Sozialbindung fielen, als neue gebaut würden. Ohne Bauvorhaben konkret an nachhaltige Kriterien der Umweltverträglichkeit und der sozialen Gerechtigkeit zu knüpfen, würden in Hamburg neben der sozialen Ungleichheit auch die Problematik der Versiegelung, der Eingriffe in die Natur und der Vernichtung von Grünraumverbindungen verstärkt und die Ziele des Pariser Abkommens verfehlt.

Verfolgung der Klimaziele im Bausektor gefordert

Auf wissenschaftlich belegte Kritik an der Wohnungsbaupolitik reagiere die Hamburger Politik, indem sie den hohen Bedarf an bezahlbarem Wohnraum gegen den Umweltschutz ausspiele. „Das empfinden wir als Affront gegen alle, die sich für eine zukunftsgerichtete Baupolitik und lebenswerte Städte engagieren“, so die Architekten.

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Sie fordern, Klimaziele im Bausektor konsequent zu verfolgen, den Klimaschutz zum Oberziel der Bauleitplanung zu machen, Flächenversiegelung zu stoppen, vor Abriss oder Neubau die Sanierung und Umnutzung vorhandener Gebäude zu realisieren, Eingriffe in die Natur zu vermeiden und eine grüne Infrastruktur mit zu planen, die Klimaneutralität über den gesamten Lebenszyklus der Gebäude zu garantieren, Mieten aktiv zu senken.

Hamburg könnte ein Vorbild werden

„Wir und viele unserer Kolleg*innen sind bereit, die dringend notwendige Bauwende umzusetzen“, heißt es in dem offenen Brief. „Wir benötigen aber endlich den erforderlichen politischen und gesetzlichen Rahmen, bevor die Klimakatastrophe in Beton gegossen ist.“ Die Stadt Hamburg könne Vorbild für eine lebenswerte Modellstadt werden.