Hamburg. Zeitplan des Projekts verschiebt sich. Finanzsenator bestätigt: Es soll rund 30 Millionen kosten. Fertigstellung wohl erst 2024.
Spaziergängerinnen und Spaziergänger wundern sich schon länger, auch in der Nachbarschaft ist man irritiert: Die Sperrung eines Teils der Kaimauer in Neumühlen erfolgte schon im Jahr 2017, nachdem Teile der Mauer, wie berichtet, überraschend abgesackt waren. Mittlerweile sind mehr als drei Jahre vergangen, aber vor Ort sieht es beinahe so aus wie in der Anfangszeit. Nach wie vor müssen Spaziergänger an der Wasserseite ausweichen und östlich vom Augustinum einen Umweg nehmen. Und: Statt kleiner scheint die Absperrung zwischen Fischereihafen und Övelgönne aus Sicht vieler Vorbeikommender eher größer zu werden.
Zunächst hatte es geheißen, die Arbeiten würden rund vier Jahre dauern, doch davon kann inzwischen keine Rede mehr sein. Warum? Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) sagt auf Abendblatt-Nachfrage: „Wir haben dank der umfangreichen Voruntersuchungen festgestellt, dass wir doch mehr sanieren müssen als ursprünglich erhofft, damit die gesamte Maßnahme dauerhaft erfolgreich ist. Außerdem mussten wir sofortige Notsicherungsmaßnahmen durchführen, um größere Schäden zu vermeiden.“
Finanzsenator Andreas Dressel weist Kritik zurück
Kritik am langsamen Tempo vor Ort weist Dressel zurück. „In diesem Fall ist es sinnvoll, die Sanierung jetzt umfassend und weitsichtig durchzuführen, anstatt krampfhaft an Zeit- und Kostenplan festzuhalten. So können wir langfristig die Sicherheit der Kaimauer an diesem Abschnitt gewährleisten.“
Damit ist klar, dass die Sanierung nicht nur länger dauert als zunächst angekündigt, sondern sie wird auch deutlich teurer. Im Jahr 2018 war noch von 15 bis 20 Millionen Euro Sanierungskosten die Rede, mittlerweile kommuniziert die Finanzbehörde 30 Millionen Euro. Die Begründung: Bei den 2018 genannten Kosten hatte es sich „um Nettoangaben auf Basis der damaligen Erkenntnisse“ gehandelt, so Sprecherin Imme Mäder. Die Summe 30 Millionen beziehe sich dagegen auf die Bruttogesamtkosten.
Sanierung der Mauer ist eigentlich ein Neubau
Die massive Kostensteigerung ergibt sich vor allem daraus, dass die Sanierung der Mauer im Kern keine Ausbesserung ist, sondern ein Neubau. Hinzu kommt, dass schon vorher umfangreiche Notsicherungsmaßnahmen erforderlich wurden: Die Unebenheiten im Wasser („Übertiefen“) vor der Kaimauer wurden mit Wasserbausteinen aufgefüllt, außerdem musste eine Unterwasserböschung zusätzlich zur weiteren Stabilisierung hergestellt werden. Um weiteren Druck von der beschädigten Kaimauer zu nehmen, wurden der Grundwasserstand auf der Landseite durch eine Drainage abgesenkt und die Mauer an mehreren Stellen „aufgeschlitzt“, um Wasser von der Landseite abzuleiten.
„Im Zuge umfassender Untersuchungen, der Erstellung und Auswertung von Gutachten und weiterer Planungen kam es zu einer verlängerten Gesamtplanungs- und auch Bauzeit“, so Imme Mäder. Zu den neuen Erkenntnissen gehört auch, dass der Sanierungsbereich von ursprünglich 200 Metern um rund 35 Meter in Richtung Osten erweitert werden muss.
Fertig sein soll die neue Elbpromenade voraussichtlich 2024
Das wurde nötig, weil die „Verformung“ der Mauer, vergleichbar einer Ziehharmonika, den ersten Block einer angrenzenden Kaimauer aus den 1950er-Jahren mit beschädigt hat. Als Nächstes wird jetzt eine Zugangsbrücke zur vorgelagerten Schlepperstation verlegt. Diese Arbeiten sollen bis Ende 2021 umgesetzt sein. Erst anschließend wird mit der eigentlichen Sanierung begonnen. Fertig sein soll die neue Elbpromenade in Neumühlen voraussichtlich 2024.
Vergleichbare Arbeiten laufen aktuell auch weiter westlich am Hans-Leip-Ufer in Teufelsbrück. Wie berichtet, wird dort die rund 100 Jahre alte Uferwand auf 85 Metern aufwendig saniert. Der beliebte Teil des Elbewanderwegs ist deshalb noch voraussichtlich bis zum Jahresende gesperrt. Auch dort müssen Passanten ausweichen. Und auch bei diesem Projekt hatte sich erst im Verlauf der Vorarbeiten gezeigt, dass die Umsetzung aufwendiger werden würde. Dass die alte Wand ein Sanierungsfall war, hatte sich schon länger abgezeichnet, und im Jahr 2019 waren dort deshalb bereits Notsicherungsmaßnahmen eingeleitet worden. Dann erwies sich, dass die Uferwand noch deutlich maroder ist, als zunächst angenommen worden war.