Hamburg. Die Rückkehr des Musikclubs an den Spielbudenplatz ist gesichert. Auch bei den Dachflächen gibt es Neuerungen. Die Pläne.

Das Bebauungsplanverfahren für das Paloma-Viertel am Spielbudenplatz kommt nun offenbar voran. Am Dienstag haben die Stadt Hamburg – vertreten durch den Bezirk Mitte – und der Investor, die Bayerische Hausbau, den 2018 geschlossenen Vertrag zur Reali­sierung des Viertels unterzeichnet. Gesichert ist nun auch, dass der Musikclub Molotow an seine ursprüngliche Heimat am Spielbudenplatz zurückkehren kann.

Eine Nachbearbeitung des Vertrages war nach intensiven Gesprächen mit den Machern des Molotow und möglichen Betreibern der Dachflächen sowie infolge des Verkaufs von Baufeld 5 erforderlich geworden. Der Stadtplanungsausschuss der Bezirksversammlung Mitte hatte die Neuauslegung des Bebauungsplanentwurfs beschlossen.

Neue Zugeständnisse zugunsten des Hamburger Clubs

Mit dem Nachtrag zum Vertrag haben Stadt und Investor ein umfangreiches Paket an wechselseitigen Zugeständnissen vereinbart. Dies vor allem, um den Betreibern des weit über Hamburgs Stadtgrenzen hinaus bekannten Musikclubs die Rückkehr zu ermöglichen. Zwar hatten sich Stadt und Eigentümerin bereits vor zwei Jahren auf eine deutlich vergrößerte Fläche bei deutlich vergünstigen Mietkonditionen verständigt und dies auch im städtebaulichen Vertrag verankert.

Das mit der Wiedereröffnung des Musikclubs im Paloma-Viertel verbundene wirtschaftliche Risiko hatte aus Sicht der Betreiber jedoch ein Nachjustieren der Vorzugskonditionen erfordert. Die Bayerische Hausbau war den Anforderungen mit erweiterten Fläche zum Nulltarif und einer Verlängerung der Vertragslaufzeit nachgekommen. Um eine aus Sicht des Molotow finanzierbare, nochmals deutlich reduzierte Miete zu ermöglichen, hatte die Bürgerschaft darüber hinaus im Dezember 2020 auf Initiative der Mehrheitsfraktionen einen Baukostenzuschuss in Höhe von bis zu 1,87 Millionen Euro beschlossen.

Genossenschaften ermöglichen günstigen Wohnraum

Ein weiterer Bestandteil des überarbeiteten Vertrages befasst sich mit den üppigen Dachlandschaften des Quartiers, die den Bewohnern und Anwohnern aus der Nachbarschaft ein für das Quartier vollkommen neues Nutzungsangebot bieten sollen. Die gesamte Dachfläche gliedert sich in ein zum Spielbudenplatz hin gelegenes Kletterdach, eine Kletterwand sowie ein Skater-Dach, in ein urbanes Dach an der Taubenstraße und in ein sogenanntes Kunstspieldach an der Ecke Taubenstraße/Kastanienallee.

Die Bayerische Hausbau stellt die Dachflächen, die das bunte Quartier ergänzen und dem Stadtteil zugänglich gemacht werden sollen, geeigneten Betreibern zur Verfügung. Um den Betrieb langfristig gewährleisten zu können, soll festgelegt werden, dass die Bayerische Hausbau mit Unterstützung der Stadt Betreiber suchen wird. Die Betreiber sollen verpflichtet werden, die Flächen auch dauerhaft zu pflegen und dafür zu sorgen, dass sie sicher bleiben. Auch sollen ihnen die Nebenkosten auferlegt werden. Der Nachtrag zum Vertrag hält schließlich rechtssicher fest, dass das Baufeld 5 an den zur Finanzbehörde gehörenden Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) veräußert wird.

Hamburg will genossenschaftliches Wohnen sicherstellen

Auf diese Weise will die Stadt sicherstellen, dass das per Bürgerbeteiligung gewünschte, zunächst gescheiterte genossenschaftliche Wohnen auf dem Areal möglich wird. Die Flächen der Baugenossenschaft soll der Bauherr schlüssel­fertig errichten. Darüber hinaus hat sich der Bauherr verpflichtet, das „Subkultur-Cluster“ im Rohbau fertigzustellen und somit dafür zu sorgen, dass der Kiez ein Stück seines „alten Charmes“ behält.

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Baubeginn am Spielbudenplatz soll im kommenden Jahr sein, die Fertigstellung ist für 2025 geplant. Finanzsenator Andreas Dressel zeigt sich froh, dass mit dem Nachtrag zum städtebaulichen Vertrag der Ankauf des Baufeldes 5 für die Baugemeinschaften und das Nachbarschaftscluster endlich vollzogen werden kann.

Großer Schritt für Paloma-Viertel in Hamburg

„Nach langen und intensiven Verhand­lungen ist es nunmehr gelungen, dem gemeinsamen Ziel, das Paloma-Viertel umzusetzen, einen weiteren großen Schritt näher zu kommen. Ich freue mich, dass wir mit dem Ankauf von Baufeld 5 durch den Landesbetrieb Immobilienmanage­ment und Grundvermögen die Voraussetzungen schaffen, geförderten bezahlbaren Wohnraum mitten im Herzen von St. Pauli zu ermöglichen und zugleich die soziale und nachhaltige Entwicklung des Viertels als neues kulturelles und soziales innerstädtisches Quartier weiter voranzutreiben. Das ist ein positives Zeichen für den Stadtteil in schwierigen Zeiten.“

Bodo Hafke, für das Projekt zuständiger Dezernent im Bezirksamt, sagt: „Nach den vielen Jahren der Verhandlungen bin ich sehr froh, dass wir nunmehr an den Punkt gekommen sind, an dem sich eine Umsetzung dieses in vielerlei Hinsicht bedeutenden Projekts abzeichnet. Die Mischung von stadtteilbezogenen Nutzungen, auch öffentlich genutzten Dächern, Wohnen und geschäftlichen Nutzungen verspricht ein buntes, beispielhaftes Stück Stadtentwicklung mit großem Zukunftspotenzial auch für andere Stadtteile.“

Freude über Rückkehr des Molotow

Matthias Reuner vom Bauherrn, der Bayerischen Hausbau, sagt: „An der Wiederkehr des Molotow an seinen angestammten Platz haben Politik und wir gemeinsam mit den Betreibern über Jahre hinweg intensiv gearbeitet. Wir freuen uns sehr, dass diese Reeperbahn-Institution dank des gemeinsamen Engagements eine Zukunft in dem neuen Quartier haben wird.“ Die Bayerische Hausbau verwaltet ein Immobilienportfolio im Wert von rund 3,1 Milliarden Euro.