Hamburg. Schon vor zwölf Jahren erwarb die Bayerische Hausbau das Grundstück in Hamburg. Warum das Unternehmen noch kein Baurecht hat.

Es ist eine unendliche Geschichte, die an einem der prominentesten Standorte Hamburgs spielt. Mitten auf dem Kiez, am Spielbudenplatz. Vor zwölf Jahren hat die Bayerische Hausbau dort ein Filetgrundstück erworben. Hier standen die legendären Esso-Häuser, die wegen Einsturzgefahr im Jahr 2014 abgerissen wurden. Seitdem hat sich auf dem Grundstück am Spielbudenplatz nichts getan. Die Fläche liegt brach, und dort wuchert hinter dem Baustellenzaun das Unkraut.

Und die Bayerische Hausbau mit Sitz in München kann einen Rekord verzeichnen. „Das ist die am längsten dauernde Projektentwicklung in der Geschichte unseres Unternehmens, das 1954 gegründet wurde. Im Mai 2009 wurde der Kaufvertrag für das Areal am Spielbudenplatz besiegelt, und bis heute haben wir kein Baurecht“, sagte Unternehmenssprecher Bernhard Tauben­berger dem Abendblatt.

Grundstück am Spielbudenplatz „Paloma-Viertel“ getauft

Aber immerhin standen 2018 nach einer jahrelangen Bürgerbeteiligung die Parameter für das Bauvorhaben fest, und auch der Name „Paloma-Viertel“ wurde bestimmt. Neben 200 Wohnungen – inklusive begehbarer begrünter Dachterrassen – sind Flächen für Clubs, Gewerbe und Gastronomie geplant. Im Oktober 2018 wurde der städtebauliche Vertrag vom Bauherrn und dem Bezirk Mitte unterschrieben. Aber bis heute wird über den Nachtrag zu diesem Vertrag verhandelt, und bis keine Einigkeit herrscht, wird es auch keinen Baustart geben.

Auf dem Baufeld 5 ist noch kein Baustart in Sicht.
Auf dem Baufeld 5 ist noch kein Baustart in Sicht. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Dabei geht es um den Musikclub Molotow, der wieder an diesen Standort zurückkehren soll: „Die Bürgerschaft hat im vergangenen Jahr 1,87 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um einen langfristigen Betrieb des Molotow für 25 Jahre zu einem fest vereinbarten, nicht marktfähigen Mietzins zu ermöglichen. Die Annahme dieser aus dem Sanierungsfonds Hamburg stammenden Mittel muss nun umgesetzt werden. Anschließend kann der Nachtrag unterzeichnet werden“, sagte Taubenberger.

Einigung über Erwerb von Baufeld 5 schon vor einem Jahr

Ein weiteres Thema: Eigentlich sollten Teile des Baufelds 5 für Baugemeinschaften zur Verfügung gestellt werden. Achtmal sei diese Fläche ausgeschrieben worden, aber es gab keine Interessenten, so Taubenberger. Schließlich hatte die Stadt sich bereit erklärt (wir berichteten), die Fläche zu kaufen.

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Bereits vor gut einem Jahr hatte die Stadt in einer Erklärung verkündet, der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) und die Bayerische Hausbau hätten sich über den Erwerb des Baufelds 5 am Spielbudenplatz geeinigt. „Es soll das fertige Haus angekauft werden, damit gibt es dann die Möglichkeit, geförderten, bezahlbaren Wohnraum zu beziehen“, sagte damals Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD).

Paloma-Viertel könnte bis 2025 fertig werden

Aber bis heute ist der Grundstücks­deal nicht besiegelt. „Wir haben einen ausformulierten Kaufvertrag mit der LIG, der aber erst notariell beglaubigt werden kann, wenn der Nachtrag zum städtebaulichen Vertrag unterschrieben worden ist. Danach würde der Bezirk dann das Baurecht für das Paloma-Viertel schaffen“, sagte Taubenberger. Wenn das Baurecht noch in diesem Jahr erfolge, dann wäre eine Fertigstellung des Paloma-Viertels bis zu Jahr 2025 realistisch.

Auf dem Gelände soll auch ein Designhotel mit 150 Zimmern entstehen, dafür sollte seit Jahren ein Betreiber präsentiert werden. So war zum Beispiel der Hamburger Kai Hollmann im Gespräch, einer der Gesellschafter und Gründer der 25hours Hotels, die bereits im Bikini Berlin – gehört der Bayerischen Hausbau – Mieter sind. Für das Paloma-Viertel sei bisher kein Hotelbetreiber vertraglich gebunden worden, bestätigte Taubenberger.

„Das Paloma-Viertel ist ein Leuchtturmprojekt für den Kiez“

Wie wichtig eine Realisierung des Paloma-Viertels für die Stadt Hamburg ist, betonte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) gegenüber dem Abendblatt. „Wir sind weiter fest entschlossen, gemeinsam mit den anderen Beteiligten, mit einem starken Beitrag der Stadt, aber immer unter Einhaltung der maßgeblichen Parameter, dieses Projekt über die Ziellinie zu bringen. Für St. Pauli wäre das in schwieriger Zeit auch ein Signal des Aufbruchs.“

Unterdessen sagte der SPD-Stadtentwicklungsexperte und Bezirksabgeordnete Oliver Sträter: „Das Paloma-Viertel ist ein Leuchtturmprojekt für den Kiez, aber auch ein komplexes Bauvorhaben, bei dem viele mitreden und ihre Interessen durchsetzen wollen.

Positive Effekte für St. Pauli müssen abgesichert werden

Die Bürgerbeteiligung war sehr umfangreich, hat viel Zeit in Anspruch genommen, am Ende aber zu guten Ergebnissen geführt. Zeitintensiv ist auch, den Nachtrag zum städtebaulichen Vertrag so abzuschließen, dass die positiven Effekte für St. Pauli auch tatsächlich gesichert sind.“ Und bis dahin wird Stillstand am Spielbudenplatz herrschen: „Solange das nicht der Fall ist, wird die Politik nicht weiter an der Schaffung des Baurechts arbeiten“, kündigte Stadtentwicklungsexperte Sträter an.